Mittwoch 13 Juli 2016, 08:43

Clemente: "Libyen kann die WM-Qualifikation schaffen"

Aufgrund der schlechten Sicherheitslage im Land muss die libysche Nationalelf ihre Partien seit einiger Zeit im Ausland fern von ihren Fans bestreiten. Gleichwohl konnte sie einige bemerkenswerte Erfolge erringen, seit der spanische Trainer Javier Clemente die Leitung des Teams übernommen hat. 2014 konnte nach einem Finalsieg im Elfmeterschießen gegen Ghana die afrikanische Nationenmeisterschaft gewonnen werden. Außerdem erreichte das Team die letzte Runde der Afrika-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™.

Der Architekt des Erfolgs, Javier Clemente, sprach mit FIFA.com über die Schwierigkeit, seine Gegner in fremden Stadien zu empfangen. "Für uns sind die Dinge etwas komplizierter, da wir unsere Heimspiele in der Fremde und unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestreiten müssen. Das erschwert die Aufgabe natürlich, aber wir kommen damit ganz gut zurecht. Wenn wir eines Tages wieder in Libyen spielen können, wird es uns leichter fallen, gute Ergebnisse zu erzielen."

Wie alle afrikanischen Teams weiß nun auch die libysche Auswahl, mit wem sie es in der Qualifikation für Russland 2018 zu tun bekommt. Das Los hat es gut gemeint, es ist eine ausgeglichene Gruppe, in der neben den Libyern die Mannschaften aus Tunesien, Kongo DR und Guinea vertreten sind. "Es sind gute Teams dabei und nur der Gruppensieger qualifiziert sich für die WM", sagt Clemente. "Aber ich sehe durchaus die Möglichkeit, dass Libyen in dieser Gruppe etwas erreichen kann. Wenn wir gut arbeiten können, uns die Zeit nehmen, um die Spiele gut vorzubereiten, wird Libyen seine Chancen haben. Sie stehen nicht sehr gut, aber ich glaube, dass wir diese Gruppe gewinnen können."

Für die Experten ist Tunesien der große Favorit auf den Gruppensieg, obgleich auch Kongo DR nicht abgeschrieben werden sollte, immerhin Halbfinalist der CAF Afrikameisterschaft 2015. "Ich habe sie noch nicht gründlich analysiert", sagt Clemente über die Gegner seines Teams. "Die Tunesier kenne ich gut, weil wir gegen sie gespielt haben. Wir haben ein Spiel verloren und das andere gewonnen. Es ist ein Team, das über viel Qualität verfügt. Auch Kongo hat eine starke Mannschaft. Guinea kenne ich nicht so gut. Aber sowohl Kongo als auch Guinea haben mehrere Spieler in den europäischen Ligen."

Die Bedeutung der Europa-Legionäre Die Statistik zeigt, dass die fünf Mannschaften, die sich für Südafrika 2010 und Brasilien 2014 qualifiziert haben, zu 90 Prozent aus Spielern bestehen, die in Europa aktiv sind. Tatsächlich trifft dies sowohl auf Algerien, Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria und Kamerun zu. Diese Teams haben sich für die beiden letzten WM-Endrunden qualifiziert und bauen fast ausschließlich auf Europa-Legionäre.* *"Das Niveau der afrikanischen Ligen ist nicht so hoch und die Fussballer, die in Afrika aktiv sind, spielen keinen so hohen Rhythmus. Die Afrikaner, die in Europa spielen, sind häufig schnell und kräftig. Mannschaften, die auf solche Spieler setzen können, sind schwerer zu schlagen. Deshalb denke ich, dass unsere Gruppe nicht ganz so hart ist wie andere."

Clemente wagt zum Abschluss des Interviews auch eine Prognose zum Ausgang in den anderen Gruppen. "Ich kenne noch nicht alle Gruppen, ich müsste mir das etwas genauer ansehen. Aber die anderen Gruppen interessieren mich natürlich nicht so sehr wie unsere. Mich interessiert die Gruppe, in der Libyen ist. Ich habe angefangen, mich über unsere Gegner Kongo, Guinea und Tunesien zu informieren und sie zu studieren. Das ist mein Hauptziel. Marokko und Algerien haben sehr gute Teams, aber es wird schwer für sie. Der härteste Gegner in der Gruppe Algeriens ist meiner Meinung nach Nigeria."

"Marokko ist in einer sehr schweren Gruppe. Der größte Rivale wird die Elfenbeinküste sein, aber auch Mali hat sehr gute Spieler. Man wird sehen, wie die Platzverhältnisse sind. Manchmal ist der Rasen in sehr schlechtem Zustand oder es sind Kunstrasenplätze. Die Auswärtsspiele im afrikanischen Fussball sind manchmal ein Glücksspiel. Ägypten hat ein sehr starkes Team, Ghana auch, diese beiden Teams sind in ihrer Gruppe favorisiert. Senegal wird in Burkina Faso spielen müssen und wer weiß, wie der Platz dort aussieht. Manchmal hindern die Platzverhältnisse die großen Teams daran, ihr Spiel aufzuziehen."