Montag 03 Oktober 2016, 07:17

Choi: Der Patriotismus macht die Republik Korea noch stärker

Am dritten Spieltag der dritten und letzten Runde der Asien-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ steht die Mannschaft der Republik Korea im Heimspiel gegen Katar vor einer schweren Aufgabe. Beim torlosen Unentschieden im letzten Spiel gegen Syrien hatten die Taeguk Warriors nicht überzeugen können. Nun wollen sie mit einem klaren Sieg wieder in die Erfolgsspur zurückkehren. Doch der Gegner am Donnerstag ist Katar, das nach zwei Niederlagen jetzt unbedingt die ersten Punkte braucht.

Die Republik Korea steht allerdings nicht zum ersten Mal in einer WM-Qualifikation vor einer kniffligen Situation. Die Mannschaft hat schon mehrfach wichtige Punkte liegen lassen und sich damit in ernste Schwierigkeiten gebracht. Doch wenn es dann wirklich darauf ankam, konnten sich die Südkoreaner stets bewähren und am Ende doch noch durchsetzen. Mit neun gelungenen WM-Qualifikationen sind sie bis heute das erfolgreichste asiatische Team.

Auf der Suche nach dem Erfolgsgeheimnis werden von Fans und Medien immer wieder die gute Organisation, die starke Offensive, der unermüdliche Einsatz und die körperliche Überlegenheit als entscheidende Faktoren genannt. Doch Ex-Nationalstürmer Choi Yongsoo hat noch eine andere Erklärung parat: Er schreibt die Erfolge der Mannschaft dem Stolz und dem Patriotismus zu:

"Aus meiner Sicht liegt es daran, dass die Mannschaft der Republik Korea mit einem enormen Patriotismus agiert und eine große Verantwortung empfindet", so der heute 43-jährige Trainer von Jiangsu Suning gegenüber FIFA.com. "In der Vorbereitung auf schwere Spiele, beispielsweise in der WM-Qualifikation, besteht normalerweise eine sehr intensive Kommunikation zwischen den Spielern, so dass sie miteinander vertraut sind und sich aufeinander verlassen können. Dabei wird stets der enorme Patriotismus deutlich und auch die Chemie im Team stimmt. Die älteren Spieler dienen den jüngeren als Vorbild. Wir sind überzeugt, dass es keinen Gegner gibt, den wir nicht besiegen können. Dank unserer sehr guten Vorbereitung und unserem intakten Teamgeist sind wir stets die selbstbewusstere Mannschaft auf dem Feld."

Choi gehört mit 69 Länderspielen und 27 Toren zu den erfolgreichsten südkoreanischen Spielern aller Zeiten. Er erzielte eine ganze Reihe wichtiger Treffer für die Republik Korea, darunter nicht weniger als neun auf dem Weg zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Frankreich 1998™. Doch für ihn bleibt sein erstes Länderspieltor auch das denkwürdigste.

"Es war bei meinem Debüt in der Nationalmannschaft – einem Länderspiel gegen Hongkong", so Choi. "Ich trug zum ersten Mal das Nationaltrikot und war sehr aufgeregt und sehr stolz. Ich wollte unbedingt etwas für mein Land tun und  dann gelang mir ein Treffer. Das war einfach unglaublich."

Hiddinks Vermächtnis Sein WM-Debüt in Frankreich war der Karrierehöhepunkt für Choi. Er spielte im Gruppenspiel gegen die Niederlande, das die Südkoreaner allerdings mit 0:5 verloren. Diese schwere Schlappe machte den Koreanern die enorme Kluft zwischen ihnen und den besten Teams der Welt deutlich. Man beschloss darauf hin einen grundlegenden Neuaufbau.

"Das war ein wirklich katastrophales Spiel, das uns noch lange gequält hat", so Choi rückblickend. "Durch unsere Niederlagen in den Duellen mit Spitzenteams wurde uns klar, wie weit wir den europäischen Fussballnationen noch hinterher hinkten. Diese Niederlage war schmerzhaft, doch wir nahmen sie zum Anlass, uns selbst auf den Prüfstand zu stellen."

Im Vorfeld der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2002™, die die Republik Korea gemeinsam mit Japan ausrichtete, wurde der Niederländer Guus Hiddink als neuer Nationaltrainer verpflichtet. Unter dem ehemaligen Trainer von PSV Eindhoven und Real Madrid überraschten die Taeguk Warriors die gesamte Fussballwelt und sogar die eigenen Anhänger mit ihrem Sturmlauf bis ins Halbfinale.

"Hiddink hat uns als Trainer ganz neue Dinge vermittelt", so Choi, der bei der Heim-WM beim 1:1-Remis gegen die USA eingewechselt wurde. "Unter seiner Führung haben wir erstmals erfahren, welcher Teamgeist herrschen muss und wie uns die Kameradschaft im Team auch durch schwere Partien tragen konnte. Wir wurden zu einem Team, das keinen Gegner fürchtete. Langsam aber sicher machte er uns mit der europäischen Fussballphilosophie vertraut. Er lehrte uns neue Taktiken, Formationen und Strategien. Wir machten enorme Fortschritte. Uns wurde klar, dass wir  es bei guter Umsetzung dieser Dinge sehr weit bringen konnten."

Seitdem sind 14 Jahre vergangen, doch noch immer wirkt das Hiddinks Vermächtnis nach. Mit Blick auf die aktuelle Nationalmannschaft unter dem deutschen Trainer Ulis Stielike äußert sich Choi sehr optimistisch über die Zukunftsaussichten. "In gewisser Weise ist dies wohl die beste koreanische Mannschaft aller Zeiten. Eine ganze Reihe Spieler ist in den europäischen Topligen unter Vertrag und sorgt dort für Furore. Ki Sungyueng bringt überaus konstant starke Leistungen und spielt stets selbstlos und mannschaftsdienlich. Er füllt die Rolle des Kapitäns dank seiner Erfahrung und Souveränität perfekt aus. Spieler wie Hong Jeongho, Koo Jacheol und Lee Chungyong gehören ebenfalls zu den Schlüsselfiguren des Teams."

"Die Auslosung war für uns nicht unbedingt vorteilhaft", meint er mit Blick auf die WM-Qualifikation. "Jedes einzelne Spiel wird schwer. Wir dürfen keinen unserer Gegner auf die leichte Schulter nehmen. Auf jeden Fall müssen die Spieler als Gruppe zusammenhalten und ihrer Verantwortung gerecht werden. Ich bin überzeugt, dass dieses Team es trotz der schweren Aufgaben nach Russland schaffen kann."