Mittwoch 29 April 2020, 08:31

Als ein Dutzend Tore nicht zum Titel reichte...

  • Der höchste Bundesliga-Sieg aller Zeiten

  • Köln vs. Dortmund am 29. April 1978

  • Kein Titel trotz Kantersieg

Heute vor 42 Jahren standen die Kölner sowie die Dortmunder - und auch Heynckes - ebenfalls im Zentrum der Aufmerksamkeit. Allerdings in komplett anderer Rollenverteilung. FIFA.com erinnert sich.

"Hatten eigentlich keine Chance mehr"

Es waren die Tage, an denen Deutschlands Fussball-Fans das Geschehen in den Stadien noch gebannt über die Radio-Konferenz verfolgten. Der letzte Spieltag der Bundesliga-Saison 1977/78 stand auf dem Programm. Die Lokalrivalen des 1. FC Köln und von Borussia Mönchengladbach standen punktgleich an der Tabellenspitze. Die legendären "Fohlen" gewannen zuvor dreimal in Folge die Meisterschaft, diesmal hatten sie jedoch eine um zehn Treffer schlechtere Tordifferenz als die Kölner auf dem Konto.

Es sollte eines der denkwürdigsten Spiele in der Geschichte des deutschen Fussball-Oberhauses werden. Gladbach empfing Dortmund im damaligen Düsseldorfer Rheinstadion. "Wir haben uns eigentlich keine Chance mehr auf den Titel ausgerechnet", so Herbert Wimmer, den Fans nur "Hacki" riefen und der seine legendäre Karriere mit insgesamt 366 Bundesliga-Einsätzen, fünf Meisterschaften, einem Pokal- und einem UEFA-Cup-Sieg nach dieser Partie beenden sollte, gegenüber Spiegel Online.

Ein Dutzend Treffer mit einem Fünferpack

Bereits in der ersten Minute fiel das 1:0. Zur Halbzeit sollte es 6:0 stehen. Und am Ende schlugen die für ihren zu dieser Zeit stilbildenden Offensivfussball bekannten Gladbacher die Dortmunder mit 12:0. Dieses Ergebnis stellt bis heute den höchsten Sieg der Bundesliga-Geschichte dar. Gleich fünf Mal stand der Name Heynckes auf der völlig überfüllten Anzeigetafel.

Der heutige Star-Trainer stand damals wenige Tage vor seinem 33. Geburtstag und kurz vor dem Ende seiner großen Spieler-Karriere. An diesem Nachmittag gelang dem Angreifer ein Fünferpack. Insgesamt sollte er 195 Bundesliga-Tore für Gladbach erzielen, womit Heynckes bis heute Rekordtorschütze des Traditionsklubs ist. In der ewigen Bundesliga-Torschützenliste rangiert er mit 220 Treffern auf Position drei hinter Gerd Müller (365) und Klaus Fischer (268).

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Die andere Tor-Gala als perfekte Antwort

Aber reichten zwölf Tore auch für den Titel? Hatten die Gladbacher ihre Kölner Erzrivalen auf der Zielgeraden damit noch abgefangen? Die Antwort lautet: Nein!

Deutschlands trefferreichstes und wohl auch spektakulärstes Saison-Finale aller Zeiten erfuhr in Hamburg noch eine Steigerung. Köln führte beim dort ansässigen Kult-Verein FC St. Pauli zur Halbzeit zwar nur mit 1:0, erfuhr dann aber von der Gladbacher Aufholjagd, schaltete in den sechsten Gang und sicherte sich am Ende mit einem 5:0-Triumph die Meisterschale. Der japanische Nationalspieler Yasuhiko Okudera erzielte zwei Treffer und avancierte zu einem der gefeierten Helden der Domstädter. Zwei Mal unfassbare 90 Minuten!

Eine Achterbahn der Emotionen

Schließlich wurden zwei Klubs in den Himmel gehoben. Köln feierte seinen dritten und bislang letzten deutschen Meistertitel. Und Gladbach bejubelte seinen bis heute unvergessenen Kantersieg. Doch wo Gewinner sind, gibt es immer auch Verlierer. "Dieses Ergebnis gönne ich keinem", sagte Dortmunds damaliger Kapitän Lothar Huber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung: "Am Ende musste der Schiedsrichter die Bälle aus unserem Netz holen, weil wir uns schämten."

Für den Dortmunder Trainer war nach der 0:12-Niederlage Schluss. Und überhaupt erholten sich alle Schwarz-Gelben nur sehr mühsam von der großen Schmach. Weil aber bekanntlich die Zeit alle Wunden heilt, folgten auch wieder Glanzzeiten. Der damals geschasste Coach hieß Otto Rehhagel. Und auch was aus dem BVB wurde, ist hinlänglich bekannt. Fragen Sie zum Beispiel Real Madrid!