Donnerstag 05 Oktober 2017, 09:21

Akolo: Mein WM-Traum lebt

  • Chadrac Akolo hat die DR Kongo als 14-Jähriger verlassen

  • Frühere Länderspieleinladungen der Leoparden lehnte er ab

  • Er ist der dritte Nationalspieler aus der DR Kongo beim VfB Stuttgart

Als Chadrac Akolo den FC Corbeau verließ, für den er als Kind in Lembe am Stadtrand von Kinshasa gespielt hatte, da ahnte er nicht, dass er einmal das Trikot der Nationalmannschaft der DR Kongo tragen würde.

"Bei diesem Verein habe ich angefangen und mich selbst nicht für sonderlich talentiert gehalten. Aber Leute, die mich beobachtet haben, meinten, ich könnte es weit bringen", erzählt Akolo im Exklusivgespräch mit FIFA.com. "Als ich dann in der Schweiz angekommen war, wurde mir dann nach und nach klar, dass mir der Fussball tatsächlich Türen öffnen könnte."

Nachdem er sich in die erste Mannschaft des FC Sion gespielt hatte, bot man ihm an, für die DR Kongo zu spielen. Damals lehnte Akolo ab, weil er seine Zukunft in der schweizerischen Nationalmannschaft sah. Doch als vor ein paar Monaten Florent Ibenge anrief, ließ sich der Spieler überzeugen, doch für die Leoparden anzutreten.

"Schon als kleines Kind habe ich davon geträumt, für die Nationalmannschaft zu spielen, aber damals war natürlich nie ein Thema, dass es auch die Nationalmannschaft der Schweiz sein könnte", erklärt Akolo. "Die Schweiz ist eine erfolgreiche Fussballnation, die regelmäßig an großen Turnieren teilnimmt. Das hat meine Entscheidung, für die DR Kongo zu spielen, durchaus verzögert. Entsprechend habe ich ein paar Anfragen abgelehnt. Aber mit meinem Wechsel nach Deutschland zu Stuttgart wurde dann auch meine Einbürgerung in der Schweiz auf Eis gelegt."

Das Spiel des Jahres Akolo stieß für die beiden wichtigen Spiele gegen Tunesien zu Florent Ibenges Mannschaft. Im Hinspiel in Rades Anfang September schmorte er allerdings 90 Minuten lang auf der Bank, während seine Leoparden mit 1:2 unterlagen.

Drei Tage später kamen 80.000 Fans ins Stade des Martyrs in Kinshasa, um ihre Mannschaft gegen die Adler von Karthago nach vorn zu treiben. Durch Tore von Chancel Mbemba und Paul Jose Mpoku lagen die Gastgeber zwischenzeitlich auch mit zwei Toren in Führung, aber die Freude währte nur kurz, weil die Nordafrikaner innerhalb von nur zwei Minuten ausglichen. Akolo saß zunächst wieder nur auf der Bank, ehe er Mitte des zweiten Durchgangs ins kalte Wasser geworfen wurde.

Am 2:2-Endstand konnte er nichts mehr ändern und war danach ebenso niedergeschlagen wie seine Mannschaftskameraden, auch wenn er sagt, an das Spiel werde er sich immer erinnern.

"Es ist schon schwierig, daran zurückzudenken", räumt Akolo ein. "In der DR Kongo war es das Spiel des Jahres, die Erwartungen waren unglaublich hoch. Wir sind traurig, dass wir die Menschen nicht glücklich machen konnten und ihre Erwartungen nicht erfüllt haben. Aber trotzdem wird mein erstes Länderspiel immer etwas Besonderes für mich sein."


Verpasste Gelegenheit Durch das 2:2 ist Tunesien in Gruppe A mit drei Punkten Vorsprung Tabellenführer vor der DR Kongo. Akolo ist darüber noch immer enttäuscht.

"Ich habe das Spiel in meinem Kopf wieder und wieder nachgespielt", sagt er. "Ich weiß immer noch nicht, wie wir es nicht gewinnen konnten. Zum Glück hatte ich schon ein paar Tage darauf mein nächstes Ligaspiel und habe getroffen." Es war Akolos erstes Bundesliga-Tor für den VfB Stuttgart. "Das Tor hat verhindert, dass ich mir weiter den Kopf über dieses Spiel zerbreche", erzählt er.

Da sich nur die Gruppensieger für die Endrunde qualifizieren, hat Tunesien klar die besseren Karten, doch Akolo hat Russland noch nicht abgehakt.

"Wir haben noch eine Chance, auch wenn uns alle schon als ausgeschieden betrachten", glaubt Akolo. "Noch sind zwei Spiele zu absolvieren. Wir wären auch mit einem Sieg gegen Tunesien nicht qualifiziert gewesen und genau so wenig sind wir jetzt schon draußen, weil wir nur Unentschieden gespielt haben. Wir müssen die beiden letzten Partien gewinnen und dann hoffen, dass Tunesien irgendwo noch Federn lässt."

"Wir haben es nicht mehr selbst in der Hand", weiß der Mann vom VfB Stuttgart sehr wohl. "Aber abgerechnet wird zum Schluss. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und dann schauen, was dabei herauskommt."