Freitag 03 Juni 2016, 08:24

Abdennour: "Tunesien hat eine WM-Teilnahme verdient"

Die tunesischen Fans waren sehr enttäuscht über die hohe 1:4-Niederlage ihrer Nationalelf im Rückspiel der Playoff-Runde der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™ gegen Kamerun. Nach dem 0:0 im Hinspiel sicherten sich stattdessen die unzähmbaren Löwen das Ticket zur WM-Endrunde. Die Adler von Karthago hatten damit zum zweiten Mal in Folge eine WM-Teilnahme verpasst. Auf dem Weg nach Südafrika 2010 waren sie mit einem Zähler Rückstand auf Nigeria nur Zweiter ihrer Gruppe geworden.

Diese Enttäuschung schmerzt die Tunesier bis heute, wie der Nationalverteidiger Aymen Abdennour einräumt, der im Exklusiv-Interview mit FIFA.com auf die Schlappe gegen Kamerun zurückblickt. "Ich konnte verletzungsbedingt nicht dabei sein, habe die Begegnungen aber aus nächster Nähe verfolgt. Wir waren besser als Kamerun, haben jedoch die Gelegenheit verpasst, das Duell zu gewinnen und uns für die WM zu qualifizieren. Das Ausscheiden war schwer zu verdauen, weil die Qualifikation zum Greifen nahe war. Die tunesische Auswahl verfügte damals über die Spieler, um den Unterschied zu machen, doch letztlich sind wir gescheitert. Es war einer der schwersten Momente meiner Fussballkarriere."

Inzwischen hat das Team dieses Kapitel abgeschlossen und hofft nun auf eine glänzende Zukunft in der aktuellen WM-Qualifikation. Dank eines 4:2-Gesamterfolgs nach Hin- und Rückspiel gegen Mauretanien (2:1, 2:1) gelang der Einzug in die entscheidende Gruppenphase. "Die erste Runde war für uns sehr wichtig. Es stand die Qualifikation für das bedeutendste Fussballturnier der Welt auf dem Spiel", sagt Abdennour über das Duell. "Es war nicht leicht gegen Mauretanien, das in den letzten Monaten so manchem großen Team das Leben schwer gemacht hat. Im Hinspiel gerieten wir in Rückstand, doch dank der Charakterstärke meiner Teamkameraden konnten wir eine Aufholjagd starten und gewinnen. Ich war in den beiden Spielen wegen einer Verletzung nicht dabei, war aber mit vollem Herzen bei meiner Mannschaft. Ich habe die Spiele mit großer Zuversicht verfolgt und mich sehr gefreut, dass wir uns qualifiziert haben."

Die tunesische Auswahl besteht aus einer Mischung aus jungen Talenten und erfahrenen Routiniers. Für einige Spieler ist es möglicherweise die letzte Chance, sich für eine WM-Endrunde zu qualifizieren. Die jungen Akteure, zu denen auch Abdennour gehört, wissen indes, dass sie ihr Land auch in Katar 2022 vertreten können. "Einige Spieler in unserem Team sind sich dessen bewusst, dass Russland 2018 ihre letzte Chance auf eine WM-Teilnahme sein könnte. Deshalb wollen wir keine Gelegenheit mehr verpassen. Die WM ist der Traum eines jeden Fussballers."

Wiedergutmachung für das Scheitern In diesem Zusammenhang erinnert Abdennour erneut an das Ausscheiden von 2013: "Wir wollen unbedingt die Niederlage gegen Kamerun vergessen lassen. Wir verfügen über eine Mannschaft, die in der Lage ist, diese Herausforderung zu meistern und dem tunesischen Volk eine Freude zu bereiten. Wir haben unsere Lektion gelernt, und jeder in der Nationalmannschaft will unbedingt gewinnen. Ich hoffe, dass das Glück dieses Mal auf unserer Seite ist, denn die Konkurrenz ist hart. Der tunesische Fussball verdient es nicht, drei WM-Endrunden in Folge zu verpassen."

Am kommenden 24. Juni werden sich die Augen aller afrikanischen Fans auf Kairo richten, wo die Gruppenauslosung für die Qualifikation der Afrika-Zone stattfindet. Hat Abdennour besondere Wünsche an das Schicksal? "Das Niveau der afrikanischen Teams hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Wir respektieren jeden Gegner und wissen, dass die Qualifikation davon abhängt, ob wir unsere beste Leistung abrufen können. Daher werden wir uns nicht auf unsere Gegner konzentrieren. Wir müssen uns mehr vor uns selbst als vor den Konkurrenten fürchten. Wir werden aus den früheren Qualifikationen die richtigen Lehren ziehen, um den Traum des gesamten tunesischen Volks zu erfüllen."

Abdennour mag erst 26 Jahre alt sein, gehört aber dennoch zu den erfahrenen Kräften des Teams. "Ich spiele seit 2008 in der A-Nationalmannschaft und erachte dies als großes Glück", erklärt er zum Ende des Gesprächs. "Ich habe viel Erfahrung in den großen Wettbewerben gesammelt, weshalb ich sowohl auf wie auch neben dem Platz eine gewisse Verantwortung trage. Ich helfe den jungen Spielern so gut ich kann. Auf dem Platz vervielfache ich meine Anstrengungen, um als Vorbild voranzugehen. Alle erwarten von mir, dass ich in Bestform bin, wenn ich mit der Nationalmannschaft spiele."