Montag 23 März 2020, 13:39

23. März 1994: Ein Phänomen gibt sich die Ehre

Am 23. März 1994 bestritt Ronaldo gegen Argentinien sein erstes Länderspiel für Brasilien. FIFA.com blickt zurück auf das Ereignis und den Mann, der nicht nur in und für Brasilien eine Fussballlegende werden sollte.

Rückblickend ist es leicht zu sagen, dass 1994 den Anfang neuer glorreicher Zeiten für Brasilien darstellte. In diesem Jahr gewann die Seleção zum vierten Mal die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ – ein Triumph, den sie 2002 wiederholte. Was läge also näher, als zu sagen: "Alles fing 1994 an"?

Und so wahr diese Aussage auch grundsätzlich ist: Vor 1994 deutete nicht unbedingt viel darauf hin, dass Dunga in den USA die Trophäe würde in die Höhe stemmen können. Zu diesem Zeitpunkt war der letzte WM-Titel Brasiliens nämlich schon volle 24 Jahre her. Vor allem aber kam der traditionelle Sambafussball der Auriverdes ausgesprochen flügellahm daher.

Noch in jenem März des Jahres 1994 sagte der damalige brasilianische Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira auf einer Pressekonferenz vor dem WM-Vorbereitungsspiel gegen Argentinien, angesprochen auf die Spielweise seiner Mannschaft, wegen der er auch angefeindet wurde: "Kunst? Kunst ist im Fussball auf hohem Niveau nicht mehr möglich. Ich will weder die Kreativität, noch die Fantasie meiner Spieler beschneiden, ich will meinen Spielern auch keine Zwangsjacke anlegen, aber für Kunst ist im Spitzenfussball kein Platz mehr. Aber Achtung: Virtuosität gibt es immer."

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Die Kunst stirbt, Künstler werden geboren

Rückblickend ist daran vor allem der Zeitpunkt interessant. Denn der nächste Tag, der 23. März 1994, war just die Geburtsstunde eines Fussballs, in dem sich Eleganz, Technik, Explosivität und Wettbewerbsfähigkeit zu grandiosen Ergebnissen verbanden. An diesem Tag gewannen Parreiras Brasilianer durch zwei Tore von Bebeto mit 2:0 gegen Argentinien. Aber das war noch nicht einmal das Wichtigste.

Das Entscheidende in dieser Partie ereignete sich gegen Ende, als der Doppeltorschütze ausgewechselt wurde und ein 17-jähriger Heranwachsender für ihn aufs Feld geschickt wurde. Dieser Teenager sollte das Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft insgesamt 96 Mal tragen, dabei 62 Länderspieltore schießen und zum besten WM-Endrundentorschützen aller Zeiten aufsteigen, bis ihn Miroslav Klose 2014 überholte. Vierundzwanzig Stunden, nachdem er die Kunst im Fussball für tot erklärt hatte, brachte Parreira den Spieler, der daraufhin ein Jahrzehnt lang zu den größten Künstlern seines Sports werden sollte: Ronaldo Luís Nazário de Lima.

Zwei Ballkontakte

Vor diesem 23. März 1994 hatte Parreira den Stürmer von Cruzeiro schon drei Mal in den Kader berufen, ihn aber noch nie eingesetzt. In den Tagen vor der Begegnung gegen Argentinien wurde Ronaldo dann in der Gazeta Esportiva dahingehend zitiert, dass er angesichts des Fehlens des am rechten Knie verletzten Stammspielers Romario mit einem Einsatz von Beginn an rechne. Aber es war schließlich Müller, der Bebeto im Angriff unterstützte. "Ich hatte gehofft, von Anfang an zu spielen, da Romario fehlte und hinter Müller ein Fragezeichen stand. Ich war schon drei Mal berufen worden, hatte aber noch nicht eine Minute gespielt. Aber Müller wurde rechtzeitig fit und ich spielte nicht von Anfang an", erinnert sich Ronaldo.

Heute will es scheinen, als sei Ronaldo damals schon klar gewesen, dass seine traumhafte Nationalmannschaftskarriere lediglich aufgeschoben war. In den wenigen Minuten jedenfalls, die er gegen Argentinien auf dem Platz stand, hatte er lediglich zwei Ballkontakte. Beide Male jedoch war er vom Gegner nur durch Fouls zu stoppen. Aller Anfang ist bekanntlich schwer – so auch der von Ronaldo in jenem Vorbereitungsspiel gegen die Albiceleste, seiner ersten Partie für die Seleção.

Daten zum Spiel

Datum: 23. 03. 1994 Ort: Arruda Schiedsrichter: Wilson Souza

Tore: Bebeto (6., 75.)

Gelbe Karten: Diego Simeone, Fernando Cáceres, Leonardo Rodriguez (Argentinien)

Brasilien: Zetti - Cafu, Ricardo Rocha, Ricardo Gomes (46. Mozer), Branco (46. Leonardo) - Mauro Silva, Dunga (68. Mazinho), Raí (46. Rivaldo), Zinho - Bebeto (80. Ronaldo), Müller

Trainer: Carlos Alberto Parreira

Argentinien: Goycoechea - Hernán Diaz, Vasquez, Cáceres, Chamot - Redondo, Simeone, Cagna (61. Montserrat), Leonardo Rodriguez (37. Ortega) - Claudio Garcia, Batistuta

Trainer: Alfio Basile