Dienstag 16 Januar 2018, 09:07

Van Basten: "Nur gemeinsam können wir das Beste für den Fussball erreichen"

Der Himmel scheint alle Pforten geöffnet zu haben an diesem kalten und windigen Januartag in Amsterdam. Es regnet in Strömen. Dem Taxifahrer macht das Wetter nichts aus. Er kurvt durch das Zentrum der holländischen Hauptstadt und lächelt, denn je schlechter die äußeren Bedingungen sind, desto mehr Kunden greifen auf seine Dienste zurück. Und desto leichter ist für ihn die Fahrt, denn es sind weit weniger Radler unterwegs als sonst, auf die er im dichten Straßenverkehr achtgeben müsste.

Auf ein Taxi ist Marco van Basten nicht angewiesen, als er zum Rijksmuseum fährt. Der ehemalige niederländische Nationalspieler und heutige FIFA-Direktor für technische Entwicklung kommt mit seinem eigenen Auto zum Treffpunkt, denn Amsterdam ist seine Heimat. Der Ort, an den er jedes Wochenende zurückkehrt und an dem seine Familie immer noch lebt. Und das Wetter? "Der Regen und der Wind gehören einfach dazu", meint er.

Van Basten kennt und schätzt die Menschen hier in Amsterdam, und sie kennen und verehren ihn. Kein Wunder, verbindet der Stürmer mit der Stadt doch große fussballerische Momente. 1982 wechselte der damals 18-Jährige von Utrecht zu Ajax, das in den 1970er-Jahren mit Spielern wie Johan Cruyff, Johan Neeskens oder Arie Haan den Offensivfussball zelebrierte, der später auch durch die niederländische Nationalmannschaft als totaler Fussball weltweit Begeisterung auslöste.

Der renommierte Klub verlor in den Jahren darauf an Gewicht im internationalen Wettbewerb, bevor ihm mithilfe des inzwischen 53-Jährigen 1987 der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger gelang. "Ajax ist der bekannteste Verein der Niederlande mit ganz viel Tradition. Dieser Triumph war etwas ganz Besonderes", erzählt der Stürmer, der den entscheidenden Treffer im Finale erzielte.

Amsterdam ist ein Ort mit bewegender Fussballgeschichte – und damit ein perfekter Gastgeber des fünften FIFA-Fussballgipfels 2017/2018, bei dem der Weltfussballverband mit 21 Mitgliedsverbänden zusammenkommt, um sich über die Zukunft des Spiels auszutauschen. "Es ist wichtig, miteinander in Kontakt zu treten. Das schafft die Möglichkeit, über Probleme zu diskutieren und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen."

Dass das nicht immer einfach ist, ist ihm bewusst: "Die FIFA hat 211 Mitgliedsverbände, deren Bedürfnisse stark divergieren." Doch er betont: "Nur, wenn wir zusammenarbeiten und den 360-Grad-Blick beibehalten, können wir das Beste für den Fussball erreichen." Genau aus diesem Grund hat FIFA-Präsident Gianni Infantino 2016 die FIFA-Fussballgipfel ins Leben gerufen. Sie bieten eine Plattform, die Interessen der Länder offen zu legen und die Anforderungen zu koordinieren. Denn bei allen Unterschieden eint die Mitgliedsverbände eines: die Liebe zum Spiel.

Der Niederländer freut sich daher auf die Zusammenkunft in seiner Heimat, bei der der Fokus unter anderem auf dem FIFA-Forward-Programm und der Zukunft der Jugend- und Frauenwettbewerbe liegt. Er weiß aus eigener Erfahrung, welch verbindende Kraft der Fussball in sich trägt und welche Emotionen er freisetzen kann.

1988 im Endspiel der Europameisterschaft schoss der Stürmer den Ball aus spitzem Winkel ins Eck. Die Niederlande gewann den Titel, und van Basten wurde Torschützenkönig. Die Mannschaft erlebte eine glorreiche Rückkehr, als sie von Tausenden Anhängern gefeiert wurde. Wo? Natürlich in Amsterdam!