Montag 20 April 2020, 03:04

Enderson Suárez: Venezolanischer "Super Duty" in Finnland

  • Venezuela ist zum ersten Mal bei einer FIFA Futsal-Weltmeisterschaft dabei

  • Suárez glänzt seit 2019 in Finnland

  • Der Pivot über die Qualifikation und sein Leben in Europa

– Nervös? "Ein wenig... aber nicht einmal der Coronavirus kann uns diesen Erfolg mehr nehmen!"

Enderson Suárez lacht, denn eines ist für ihn sicher: Die erstmalige Qualifikation für eine FIFA Futsal-Weltmeisterschaft™ war ein hartes Stück Arbeit für ihn und seine Teamkameraden und nichts kann diesen Erfolg trüben.

Zwar ist aufgrund der COVID-19-Pandemie noch fraglich, ob das Turnier in Litauen zum vorgesehenen Termin stattfinden kann, doch die Vinotinto wird auf jeden Fall dabei sein, wenn es soweit ist.

"Wir sind unglaublich stolz darauf, dass wir jetzt den letzten entscheidenden Schritt getan haben", so Suárez im Gespräch mit FIFA.com. Wir haben den Spieler in Finnland kontaktiert, wo er beim FC Kemi unter Vertrag steht. "Wir haben die Teilnahme immer wieder knapp verpasst, aber diesmal war es anders. Deshalb sind wir sehr zufrieden."

Die Venezolaner sicherten sich das WM-Ticket in der Südamerika-Qualifikation, bei der vier Startplätze zu vergeben waren, als sie in ihrer Gruppe hinter Argentinien den zweiten Platz belegten und damit ins Halbfinale des Turniers einzogen.

Für den 27-jährigen Pivot, der seinen Geburtstag am 9. April in Quarantäne in Kemi feierte, war der entscheidende Unterschied die Erfahrung der im Ausland aktiven Spieler.

"Vor fünf Jahren gab es kaum Venezolaner, die in ausländischen Ligen unter Vertrag standen. Heute haben wir Spieler in Argentinien, Italien, Finnland, Kolumbien und Uruguay. Dadurch steigt das Selbstvertrauen. Außerdem sind wir Auslandsakteure schon zehn Tage vor Beginn der Qualifikation zum Team gestoßen."

Suárez hebt außerdem hervor, dass Venezuela "ein junges, aber dennoch reifes Team ohne übersteigerte Egos" hat. Er führt sich selbst als Beispiel an. "Zu Beginn des Qualifikationsturniers hatte ich hier schon 31 Tore erzielt. Trotzdem bin ich nicht mit dem Gedanken angereist, dass ich jetzt eine bestimmte Anzahl von Treffern erzielen will. Wir haben alle an einem Strang gezogen, und das hat man auf dem Spielfeld gespürt."

Suárez steuerte einen Treffer zum wichtigen Sieg gegen Uruguay bei, wobei seiner Ansicht nach auch das Auftaktspiel gegen Argentinien eine wichtige Rolle spielte. Trotz der Niederlage war die Partie nämlich ausgesprochen ermutigend.

"Wir haben gegen den Weltmeister nur knapp mit 1:2 verloren und eine Sekunde nach dem Abpfiff einen weiteren Treffer erzielt. Sie wirkten danach eher wie Verlierer als wir!"

Die Reife des Teams manifestierte sich dann bei zwei entscheidenden Siegen. "Gegen Uruguay haben wir ein trügerisches 5:1 erreicht, denn die Uruguayer haben in der Schlussphase aufgemacht, und beim Sieg gegen Chile hatten wir mit unseren Nerven zu kämpfen. Aber wir waren der Herausforderung gewachsen."

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Von Mene Grande nach Kimi

Weil er der Herausforderung gewachsen war, ist Suárez auch der Sprung nach Finnland gelungen.

Sein Weg begann in seinem Heimatort Mene Grande, wo er als Stürmer in der Elfervariante des Fussballs aktiv war. Er absolvierte sogar Probetrainings bei unterklassigen argentinischen Klubs, wechselte nach einem Intermezzo in Belarus jedoch zum Hallenfussball.

Damals wurde er bereits Super Duty genannt, da ein Reporter ihm die Leistungsfähigkeit des berühmten Pickup-Fahrzeugs der Heavy-Duty-Reihe zusprach. "Das gefällt mir nicht besonders, aber ich habe mich schon daran gewöhnt", so der Pivot.

Als Futsalspieler war er bereits in Venezuela und Kolumbien aktiv, wo er einen Titel gewann und zweimal Torschützenkönig der Liga Argos wurde. Im April 2019 wechselte er dann zum paraguayischen Spitzenklub Cerro Porteño, mit dem er die Landesliga gewann und in der Copa Libertadores den zweiten Platz belegte.

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"Von dort wollte ich den Sprung nach Europa schaffen, und als dann das Angebot aus Finnland kam, habe ich zugesagt. Ich habe kurz darüber nachgedacht, weil das ein ganz anderes Land ist, mit einer ganz anderen Kultur und Sprache, aber jetzt bin ich total zufrieden."

Suárez hat sich mittlerweile an die Kälte und das ruhigere Leben gewöhnt und lobt die Lachssuppe. Außerdem hinterlässt er nicht nur als Torjäger Spuren, sondern sorgt darüber hinaus in der Kabine des FC Kemi für musikalische Unterhaltung.

"Ich spiele etwas Merengue und Bachata, aber ich übertreibe es nicht. Die Finnen sind sehr ruhig und gehen sehr respektvoll mit anderen um. Genauso muss man es selbst auch machen", erklärt Suárez, der jetzt mit Henry Gutiérrez einen Landsmann als Teamkameraden hat.

In der Kabine fliegen auch Scherze zwischen den Finnen und den beiden Serben im Team hin und her. Die beiden Länder werden nämlich in der Play-off-Runde der UEFA gegeneinander antreten, bei der es um einen Startplatz bei der nächsten WM geht.

"Für Finnland wäre es auch die erste Teilnahme. Vielleicht wünsche ich mir deshalb, dass es den Finnen gelingt. Aber am Ende soll sich natürlich der Bessere qualifizieren! Wer auch immer es schafft, wir sind auf jeden Fall dabei."

Mit freundlicher Genehmigung von ACBF (Carlos Barbosa Futsal)