Dienstag 27 September 2016, 18:08

Bébé im Zwiespalt als Vater und Torhüter

Jeder Vater wünscht sich nur das Beste für sein Kind und würde alles tun, damit es glücklich ist. Der Portugiese Bébé ist da keine Ausnahme. Er platzt geradezu vor Stolz, weil sein vierjähriger Sohn in dieser Woche anfangen wird, Futsal zu spielen. An einer Sache lässt er jedoch keinen Zweifel: "Das Einzige, was ich ihm sagen werde ist, dass er nicht Torhüter werden soll."

Das überrascht denn doch ein wenig, denn schließlich ist derjenige, der das sagt, Portugals Nummer 1 und hat mit seinen sensationellen Paraden im Viertelfinale gegen Aserbaidschan maßgeblich dazu beigetragen, dass seine Auswahl zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder das Halbfinale einer FIFA Futsal-Weltmeisterschaft erreicht hat.

"Es macht einfach mehr Spaß, vorne zu spielen", erklärt der 33-jährige Schlussmann FIFA.com lachend. "Ein Torhüter trägt große Verantwortung und außerdem heißt es, man muss schon ein wenig verrückt sein, um zwischen den Pfosten zu stehen. Und ich möchte einen vernünftigen Sohn", fügt er hinzu und muss wieder lachen.

Seine große Nacht gegen das Team Aserbaidschans hätte aufgrund eines Fehlers von Bébé fast noch ein böses Ende gefunden, denn kurz vor Schluss und beim Stand von 3:2 für sein Team wollte er einen schnellen Gegenangriff einleiten, doch sein Abwurf traf Joao Matos so unglücklich, dass der Ball beim Gegner landete. Dessen Schuss landete jedoch am Querbalken.

"Genau so ist es. Wenn du einen Fehler machst, steht niemand hinter dir, der das wieder ausbügelt. Das passiert den Torhütern in allen Sportarten, aber im Futsal ist es besonders schlimm, denn hier geht alles so unglaublich schnell", erklärt der athletische Torhüter, der 1,74 Meter misst, seit 2006 das Tor der Portugiesen hütet und kurz vor seinem einhundertste Länderspiel steht.

Dazu spielt er noch in einem Team, in dem ganz andere im Scheinwerferlicht stehen. "Mich stört das nicht. Ich möchte nur meinen Teil dazu beitragen, dass das Team gewinnt. Der Rest ist sekundär", sagt Bébé, der bislang die wenigsten Gegentreffer im Turnier kassiert hat, nämlich gerade einmal vier in fünf Spielen.

Parade um Parade, Spiel um Spiel Vielleicht ergeht es seinem Sohn aber doch wie ihm. Denn Bébé fand erst im Alter von 17 Jahren den Weg zum Futsal, als er feststellte, "dass er weder groß genug noch gut genug war, um auf dem großen Feld etwas zu erreichen." Zwei Jahre später unterzeichnete er bereits seinen ersten Vertrag als Profi.

Gegen Aserbaidschan schätzten sich seine Mitspieler glücklich, ihn im Tor zu haben. Und Bébé weiß, dass er eine denkwürdige Partie bot. "Ja, natürlich merkt man das und freut sich am nächsten Tag darüber". Was die schwierigste Parade war? "Das kann ich nicht so genau sagen, aber in der zweiten Halbzeit gab es mehrere brenzlige Situationen."

Natürlich gehört auch der Faktor Glück dazu, wie bei dem vorhin erwähnten Spielzug. "Wir hatten schon ein wenig Glück. Andererseits bin ich überzeugt davon, dass man hart arbeiten muss, um sich das Glück zu verdienen. Und das gilt gerade auch für Portugal."

Nun sind die Südwesteuropäer nur noch ein Spiel vom ersten Futsal-Finale ihrer Geschichte entfernt. Dafür muss man in Cali das Team von Argentinien bezwingen, einen Gegner, den er in- und auswendig kennt. "Fernando (Wilhelm) ist bei Benfica Lissabon mein Teamgefährte und Freund. Dort hat übrigens auch Alan Brandi gespielt. Alan hat mir schon eine Nachricht geschickt und mich gefragt, ob ich wetten möchte. Wir haben uns den Einsatz aber noch nicht überlegt", sagt der Torhüter, der gern mit seiner Frau im Kino Actionfilme sieht und mit seinem Sohn Spiele von Benfica besucht.

Mit dem Verein hat er bereits den UEFA-Pokal gewonnen, dazu kommen vier Ligatitel, vier Pokalsiege und ein Superpokal in Portugal. Jetzt fehlt ihm nur noch der wichtigste Titel mit der Auswahl. Hat die Mannschaft das Zeug zum Weltmeister?

"Nun, erst einmal wollen wir natürlich das Finale erreichen, und dort ist dann alles möglich. Natürlich wollen wir den Titel gewinnen, aber eins nach dem anderen."