Sonntag 02 Oktober 2016, 01:34

Argentiniens Premiere und große Abschiede

DER TAGESRÜCKBLICK – Beeindruckende Nehmerqualitäten waren der Schlüssel für Argentiniens Triumph im Finale der FIFA Futsal-Weltmeisterschaft Kolumbien 2016 – dem ersten Titel der Albiceleste bei einer Futsal-WM. Zwei Mal konnten die Argentinier nach einen Tor der Russen innerhalb weniger Sekunden zurückschlagen. Eine gute Defensive, welche die eigene Führung dann über die Zeit brachte, tat ihr Übriges dazu bei. Die Osteuropäer setzten das gegnerische Tor zwar permanent unter Druck, kamen aber kaum zu Chancen.

In der ersten Partie des Tages konnte Iran sein bestes WM-Ergebnis aller Zeiten feiern. Dabei sah es zwischenzeitlich für den Asienmeister gar nicht gut aus. Portugal ging durch einen Doppelschlag von Cardinal innerhalb weniger Sekunden nach Wiederanpfiff in Führung, aber Iran gelang wenige Minuten vor dem Ende der Ausgleich. Im Sechsmeterschießen konnte sich Team Melli auf den extra dafür eingewechselten Torhüter Sepehr Mohammadi verlassen und behielt selbst die Nerven vom Punkt. Nachdem man die WM 1992 in Hongkong auf dem vierten Platz beendete, gelang nun erstmals der Sprung aufs Treppchen. Portugal muss sich mit dem unbeliebten Platz hinter den Medaillen zufrieden geben.

FIFA.com fasst im Folgenden zusammen, was an diesem geschichtsträchtigen Tag außerdem passierte.

Die Ergebnisse Finale Russland – Argentinien 4:5

Spiel um Platz drei Iran – Portugal 4:3 i.S. (2:2)

Die besonderen Momente Argentinische Stehaufmännchen Der Jubel auf der russischen Bank war groß, als Eder Lima zum 1:0 traf – er hielt jedoch nur kurz an. Nur 26 Sekunden später konnte Alamiro Vaporaki nämlich für Argentinien ausgleichen. Ein klasse Pass aus dem Halbfeld fand den Spieler mit der Rückennummer drei alleine vor dem leeren Tor. Diese Gelegenheit ließ sich der 32-Jährige nicht nehmen. Im zweiten Durchgang erzielte Russland ebenfalls das erste Tor. Dieses Mal dauerte es sogar nur 17 Sekunden, bis Alan Brandi zurückschlug und somit die Vorentscheidung besorgte.

Ehre wem Ehre gebührt Wenige Minuten nach dem Schlusspfiff des Spiels um Platz drei hallten "Falcão, Falcão" Rufe durch das Coliseo el Pueblo, dabei spielte Brasiliens Superstar heute gar nicht. Der 39-Jährige war dennoch anwesend und betrat soeben das Parkett. Nachdem er in Kolumbien seinen letzten Auftritt auf der Weltbühne hatte, wurde er nun gebührend und unter großem Applaus verabschiedet. Mit fünf WM-Teilnahmen, 34 WM-Spielen und 48 WM-Toren (alles Rekorde), hat Falcão einen tiefen Fußabdruck in der Futsal-Geschichte hinterlassen. Mit dem dritten WM-Titel hat es zwar nicht geklappt, für seine Erfolge erhielt er am heutigen Tag aber eine Auszeichnung in Form einer Miniatur-Replik des WM-Pokals aus den Händen von FIFA-Präsident Gianni Infantino.

Abschied eines nationalen Idols Kurz danach versammelten sich die Spieler Irans im Mittelkreis und ließen ihren Kapitän Mohammad Keshavarz hochleben, der seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gab. Seit 13 Jahren trug der 34-Jährige das Trikot von Team Melli und vertrat die Farben seines Landes bei vier Futsal-Weltmeisterschaften. Auf Grund einer Verletzung konnte er seine Mannschaft gegen Portugal nicht anführen und musste von der Bank aus zusehen. Doch schon vor der Partie hielten seine Mitspieler beim Teamfoto das Trikot mit der Nummer vier hoch. Nach dem Erfolg im Sechsmeterschießen humpelte der Routinier ohne Krücken und gestützt von seinen Kollegen zum Mittelkreis. Dort wurde er in die Luft geworfen und genoss sichtlich seinen letzten großen Moment auf internationalem Parkett.

Präsidiale Premiere Die einen verlassen die große Bühne, die anderen betreten sie. Seit Februar dieses Jahres hat Gianni Infantino das Amt des FIFA-Präsidenten inne und heute übergab er erstmals einen WM-Pokal in dieser Position. Fernando Wilhelm dufte somit als erster Kapitän die Weltmeister-Trophäe aus den Händen des Schweizers entgegennehmen.

Die Zahl des Tages 1 – Bei der achten WM-Teilnahme erreicht Argentinien erstmals das Finale und gewinnt auf Anhieb den Pokal. Damit sind die Südamerikaner erst der dritte Futsal-Weltmeister, nachdem alle bisherigen Titel an Brasilien (5) und Spanien (2) gingen.

Die Zitate"Wir haben ein gutes Spiel abgeliefert, denn wir haben Russland 30 Minuten lang kontrolliert. Mir ist es egal, ob wir es verdient haben zu gewinnen. Wir sind Weltmeister!" Diego Giustozzi (Trainer, Argentinien)

"Ich möchte Argentinien gratulieren. Finals sind immer spezielle Spiele und ich glaube, wir haben unseren Job gut gemacht. Wir haben Chancen kreiert, aber wir haben auch Fehler gemacht und das hat Argentinien ausgenutzt. Daraus müssen wir lernen, im Finale darfst du keine Fehler machen." Sergey Skorovich (Trainer, Russland)

"Ich möchte Kolumbien, allen Organisatoren und allen Iranern gratulieren. Wir sind 80 Millionen, die diese WM genossen haben. Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden, nachdem wir das erreicht haben. Nachdem wir Brasilien geschlagen haben war uns klar, dass wir mehr erreichen können." Seyed Nazemalsharieh (Trainer, Iran)

"Wir sind stolz, aber nicht glücklich, da wir genauso gut eine Medaille hätten gewinnen können. Einmal mehr war der Abschluss unsere Schwäche. Das letzte Spiel ist ein guter Beweis dafür, wie das Team im kompletten Turnier gespielt hat.." Jorge Braz  (Trainer, Portugal)