Mittwoch 06 März 2019, 11:21

Die Erfolgsgeheimnisse der eSport-Trainer

  • Ein genauer Blick auf die FIFA eSport-Trainer

  • Fünf Experten erläutern ihren Blickwinkel

  • Die Aufgaben sind vielfältig: anfeuern, beruhigen, Gegner analysieren

Wer sich häufig FIFA eSport-Turniere anschaut, hat bestimmt schon hinter dem ein oder anderen Spieler vertraute Figuren entdeckt.

Die Coaches gehören zu FIFA-Turnieren einfach dazu und sind oftmals diejenigen, die am lautesten jubeln – und sie sind stets mit guten Ratschlägen zur Stelle, die sie ihren Schützlingen an der Konsole ins Ohr flüstern.

Es gibt allerdings ganz verschiedene Rollenbilder, vom aktuellen Profi bis hin zum spezialisierten Coach. Wir haben mit fünf von ihnen gesprochen, die beim FIFA eClub World Cup 2019 dabei waren, um ihre Meinung zu erfahren.

Coach der Wolverhampton Wanderers

"Es ist wirklich wichtig, ihnen zu helfen, vor allem was das Mentale angeht. Das sind junge Typen und nach einem schwachen Spiel brauchen sie jemanden, der erfahren ist und ihnen erklären kann, was sie tun und wie sie sich entspannen müssen. Viele von ihnen sind nicht an die ganzen Kameras und all die Leute gewöhnt, die sie ständig beobachten.

Ich selbst spiele etwa 40 bis 45 Partien pro Woche, das ist mehr als so mancher Spieler! Ich mache das, um Erfahrungen mit verschiedenen Spielstilen im Vergleich mit Brasilien und Südamerika zu sammeln. In Europa spielen sie beispielsweise die Flanken anders. Ich versuche, so viel Erfahrung wie möglich zu sammeln und an sie weiterzugeben. Die Spieler haben viel natürliches Talent und spielen sehr stark. Wir versuchen ihnen nur zu helfen, Verteidigung und Angriff noch besser zu strukturieren.

Mit der Mentalität ist es ganz ähnlich wie bei einem echten Fussballklub. Ich sorge auch dafür, dass die Jungs ein paar Mal pro Woche ins Fitness-Studio gehen. Sie müssen Junk Food vermeiden und ein gesundes Leben führen, genau wie Profispieler."

FIFA-Profi im Team Vitality, Coach von Dijon FCO

"Es geht in erster Linie um die mentalen Aspekte. Ich versuche nicht, ihnen beizubringen, wie man FIFA spielt. Sie wissen, was sie tun. Manchmal gebe ich ein paar Ratschläge über Formationen und Aufstellungen, aber der größte Teil ist mental.

Besonders bei diesem Teamformat läuft es mit sehr viel Emotionen. Die Spieler schreien, wenn ein Tor erzielt wird, dabei muss man sich wohlfühlen. Ich denke, dass es sehr wichtig ist, das als Coach mitzubringen. Wenn ich selbst spiele, habe ich gern jemand um mich, der das Spiel perfekt kennt. Ich denke, für die Akteure ist es cool, wenn ein aktiver Spieler die Rolle als Coach ausfüllt."

Coach von Ajax Amsterdam, Mitbegründer von eCV eSports

"Ich mache gern eine taktische Planung für die Jungs. Ich muss also wissen, wie sie spielen sollten. Dazu analysiere ich jeden Gegner sehr genau. Ich schaue mir an, wie ein Gegner sein Spiel aufbaut, wie er angreift, welche Tricks und Kunststückchen er einsetzt, wie er schießt und dergleichen. Die eigenen Stärken sind natürlich sehr wichtig, aber es ist auch gut zu wissen, wie Tekkz, Nicolas und all die anderen spielen.

Sie bekommen jede Woche einen Zeitplan von mir und müssen alle Statistiken aus ihren Spielen abliefern. Ich analysiere diese Daten dann und erstelle den Spielplan für die nächste Woche. So arbeiten wir.

Wenn man ein wichtiges Tor schießt, ist es wichtig, sich eine kurze Pause zu gönnen, damit die Jungs sich kurz entspannen können, um sich dann wieder voll zu konzentrieren."

Coach von Trick eSports

"Da gibt es zum einen den psychologischen Aspekt. Man versucht, den Spielern Ruhe zu vermitteln damit sie sich konzentrieren können – das ist sehr wichtig. Dann muss man natürlich das Spiel so gut wie möglich kennen. Man muss es selbst gespielt haben und den Fussball im Allgemeinen kennen. Man muss die Mechanik und die Abläufe beim Fussball und natürlich auch bei FIFA so gut wie möglich kennen. Auch das ist sehr wichtig.

Ich denke, ich sollte manchmal etwas weniger reden, da das ablenken kann! Es geht darum, die Spieler zu beruhigen. Es geht darum, die Spieler zu kennen und ihnen den richtigen Weg zu zeigen, um mit bestimmten Situationen umzugehen. Es geht darum, sie daran zu erinnern, dass sie dabei sind, weil sie sich qualifiziert haben und dass sie es verdient haben, dabei zu sein.

Ein Spieler muss sich jede Sekunde voll auf das Spiel konzentrieren, während ich das ganze Bild sehen kann. Ich kann sie vielleicht insgesamt ein wenig in die richtige Richtung lenken."

FIFA-Profi für AZ Alkmaar, Coach von eCV eSports

"Sie können spielen, sie haben es ja geschafft, sich zu qualifizieren, also werden sie nicht auf dich hören, wenn du sagst, 'Spiel einen Pass hierher' oder so etwas. Es geht mehr darum, eine positive Stimmung zu vermitteln. Ich bin nur da, um die Situation zu erkennen und ihnen hindurch zu helfen.

Die Spieler konzentrieren sich oft auf Kleinigkeiten, während ich mit etwas Abstand sagen kann: 'Dies hast du falsch gemacht und das hast du gut gemacht.' Es geht darum, das große Ganze zu sehen."