Dienstag 19 April 2016, 15:09

Lalas: "Ein erfolgreicher FIFA-Spieler muss mit dem Gehirn arbeiten"

In den Momenten kurz vor Beginn des finalen Showdowns beim FIFA Interactive World Cup 2016 in New York City wurde eines deutlich: Die Grenzen zwischen der virtuellen E-Sport-Gemeinde und dem Profifussball verwischen zusehends. Auf der einen Seite war im Apollo Theater David Villa anwesend. Er würde dem Gewinner des Abends später die Siegertrophäe überreichen. Draußen vor dem Veranstaltungsort wiederum hatten sich die Fans des New York City FC versammelt, wie immer in den Vereinsfarben marineblau, himmelblau und orange. Ganz so, wie sie es an einem Samstagabend tun würden, um ihr Team in der Major League Soccer zu unterstützen. Und dann war da noch Alexi Lalas.

Der ehemalige Nationalverteidiger der USA bereitete sich auf einen Abend als TV-Kommentator vor. Im Anzug und mit Ohrstück saß er vor dem Teleprompter und ging noch einige Zeilen durch.

"Die traurige Wahrheit ist, dass meine Videospiel-Version wahrscheinlich ein besserer Fussballspieler ist als ich es je im echten Leben gewesen bin", sagte Lalas im Exklusiv-Interview mit FIFA.com wenige Minuten vor Beginn der Show. "Aber wissen Sie was? Ich habe nichts dagegen. Wenn das der Eindruck ist, der den Menschen von mir bleibt, dann ist das für mich in Ordnung."

Lalas ist der lebende Beweis dafür, wie eine Teilnahme an der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ die Karriere eines Spielers verändern kann. Nach dem erfolgreichen Turnier auf heimischem Boden 1994 avancierte er zum ersten U.S.-Fussballer, der in Italiens Serie A spielte, nachdem er von Padova verpflichtet worden war. Deshalb versteht er einiges davon, inwiefern die Akteure des FIFA Interactive World Cup vielleicht ihrerseits Wegbereiter sind.

"Wenn man sich das hier ansieht und das Aufkommen von Analysetechniken für die Leitung eines Teams und die Auswahl von Spielern berücksichtigt - das Verstehen von verschiedenen Trends und die Fähigkeit, aus diesen Informationen eine Entscheidung über einen Spieler zu destillieren. Wenn man also dazu in der Lage ist, sich regelmäßig mit den Zahlen zu beschäftigen und Schlüsse daraus zu ziehen, um auf Nummer sicher zu gehen, ist das für ein Team sehr wertvoll", sagte Lalas. "Es wird immer den Menschen geben, der ein angeborenes Gespür dafür hat und auf sein Gefühl hört. Aber es geht eben auch um die Zahlen. Wenn du in der Lage bist, das, was du beim Spielen mit FIFA gelernt hast, in einigen Zahlen auf den Punkt zu bringen, kannst du ein großer Gewinn für dein Team sein."

Der verstandesmäßige Teil des Fussballs In den Büros der Profiklubs wird es immer üblicher, Analysetechniken und -methoden anzuwenden, wenn es darum geht, Spieler zu entwickeln und zu rekrutieren. Der steile Aufstieg der EA SPORTS™ FIFA-Serien ist daher keine Überraschung.

"Ich glaube nicht, dass du ein guter Fussballer sein musst, um ein guter FIFA-Spieler zu sein", sagte Lalas. "Sicherlich ist es hier und dort in einigen Nuancen hilfreich. Aber vor allem musst du im Allgemeinen intelligent sein. Du musst nicht athletisch sein. Es stimmt, dass es eine körperliche Seite gibt. Meiner Meinung nach gibt es aber außerdem einen sehr verstandesmäßigen Aspekt, der wichtig ist. Denn unsere Körper versagen alle irgendwann. Es bleibt uns aber ein Leben, in dem es dir immer besser ergeht, je besser dein Gehirn funktioniert."

Im Anschluss an sein Karriereende 2004 arbeitete Lalas als Geschäftsführer für drei MLS-Klubs. Auf die Frage, ob er die Spitzen-Gamer des virtuellen FIFA-Spiels aufmerksam verfolgen und ihnen Jobs in einem Profi-Team anbieten würde, wenn er immer noch für einen Klub verantwortlich wäre, zögerte er keine Sekunde mit der Antwort:

"Absolut! Je weiter und weiter wir kommen, desto mehr Menschen gibt es, die damit aufgewachsen sind und dies untrennbar als Teil ihrer Beschäftigung mit den Spielern und dem Fussball kennen. Ich glaube, es wird interessant zu sehen sein, wie viele von ihnen diesen Sprung schaffen. Wie viele in der Lage sein werden, das Spielen in ihrem Schlafzimmer (aber mit richtigem Fachwissen) in die echte Welt zu übertragen."

Der professionelle Fussball kann das Wachstum der virtuellen Version des Spiels mit EA SPORTS™ einfach nicht mehr ignorieren. Lalas wurde dies klar, als sein eigener virtueller Vertreter einen neuen Meilenstein erreichte und in die Liste der Legenden von FIFA16 aufgenommen wurde.

"Ich war Teil der Generation kurz bevor FIFA einschlug. Anders als meine Kinder habe ich die Partys, den Lebensstil und die Kultur nicht miterlebt, die heute mit dem Fussball verbunden werden", sagte der ehemalige Nationalspieler. "Ich kam also spät hinzu und fühlte mich geehrt, eine Legenden-Karte zu bekommen!"

"Als das geschah, war die Hölle los! Gott und die Welt schickte mir E-Mails, SMS und Tweets. Es waren gute, schlechte und hässliche Nachrichten dabei: 'Du bist überbewertet', 'du bist unterbewertet', 'ich habe deine Karte geholt!', 'soll ich mir deine Karte holen?' - solche Dinge. Es zeigte auf dramatische Weise, welche Kraft dieses Spiel hat und was aus ihm geworden ist. Es ist ziemlich erstaunlich, wie viel es der Fussballgemeinde dort draußen bedeutet."