Donnerstag 04 Oktober 2018, 08:33

Shevchenko hat den Umbruch geschafft

  • Ukraine bester Aufsteiger in der September-Ausgabe der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste

  • Sechs Plätze nach oben auf Rang 29

  • Trainer Shevchenko schafft den Umbruch

Als Spieler gehörte Andriy Shevchenko wahrlich zu den ganz Großen. Bei Klubs wie dem AC Mailand oder dem FC Chelsea maß er sich mit den Besten der Welt, wurde 2004 sogar zu Europas Fussballer des Jahres gewählt. Zur absoluten Ikone seines Landes stieg er aber bei seinem Heimatklub Dynamo Kiew auf.

Doch vor zwei Jahren mit knapp 40 betrat er absolutes Neuland und stand mit dem Amt des ukrainischen Nationaltrainers vor einer riesigen Herausforderung. Nach dem bitteren Vorrunden-Aus bei der UEFA EURO 2016 sollte die Fussballlegende "seine" Gelb-Blauen wieder in die Erfolgsspur führen. Wenige Monate zuvor war er erst als Co-Trainer zum Verband gekommen.

"Für mich ist es eine große Ehre und eine große Verantwortung. Ich starte heute mein Comeback im Fussball nach vier Jahren Pause. Ich werde das Beste geben, um das Vertrauen, das in mich gesetzt wird, zurückzuzahlen", so Shevchenko bei seiner Vorstellung im Februar 2016.

Inzwischen sind 32 Monate vergangen und man kann behaupten, dass Shevchenko nicht nur auf dem grünen Rasen, sondern auch an der Seitenlinie eine erstklassige Figur abgibt.

Shevchenko in Zahlen

  • 111 Länderspiele, 48 Tore

  • Rekordtorjäger seine Landes

  • Europas Fussballer des Jahres 2004

  • 15 Klub-Titel, u.a. CL-Triumph 2004

  • Im Februar 2016 als Co-Trainer gestartet, sechs Monate später Cheftrainer

In der jüngsten FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste kletterte die Ukraine als bester Aufsteiger um sechs Ränge auf Platz 29, dies dank zwei Siegen gegen die Tschechische Republik (47, minus 3) und der Slowakei (26, unverändert) in der UEFA Nations League vor wenigen Wochen. In sechs Spielen holten die Ukrainer in diesem Jahr vier Siege (zwei Niederlagen). 2017 war die Bilanz sogar noch besser - in sieben Spielen blieb man ungeschlagen (4 Siege, 3 Unentschieden).

Zwar scheiterte die Ukraine in der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ in einer Gruppe mit Island und Kroatien, doch die Ergebnisse waren keinesfalls schlecht. Lediglich gegen jenes Duo verlor man drei der vier direkten Duelle - zu viel, um sich ein zweiten Mal für eine Endrunde zu qualifizieren.

Zweifelsohne war dies ein bitterer Rückschlag für den ehrgeizigen und erfolgsverwöhnten Shevchenko, doch er weiß, dass ein langer Weg bereits hinter ihm liegt und noch längst nicht abgeschlossen ist.

Zahlreiche Schlüsselspieler wie der langjährige Mittelfeldabräumer und Kapitän Anatoliy Tymoshchuk, sowie Vyacheslav Shevchuk oder Oleh Husyev gaben 2016 ihren Rücktritt bekannt und mussten ersetzt werden. Inzwischen ist von der "Alten Garde" nur noch wenig übrig, lediglich Keeper Andriy Pyatov ist mit seinen 34 Jahren der Routinier im Team.

Dagegen gilt es nun, die "jungen Wilden" aufzubauen und in das Team zu integrieren. Immerhin: Viele von ihnen, wie beispielsweise Oleksandr Zinchenko (Manchester City), haben den Sprung ins europäische Ausland geschafft und sammeln so wertvolle Erfahrungen. Andere, wie Andriy Yarmolenko ((28; West Ham United) oder Yevhen Konoplyanka (29; Schalke 04), sorgen für das nötige Gleichgewicht im Kader. Ein weiterer Vorteil: Der Großteil des Kaders ist beim ukrainischen Spitzenklub Shakhtar Donetsk unter Vertrag, der seit Jahren Dauergast in der UEFA Champions League ist.

Und die neue Generation steht schon in den Startlöchern, denn der Nachwuchs hat sich für die FIFA U-20-Weltmeisterschaft Polen 2019 qualifiziert. Bei der UEFA U-19-EM in diesem Sommer schloss man die Gruppe B nach Siegen gegen Frankreich (2:1) und der Türkei (1:0) sowie einem 1:1-Unentschieden gegen England als Erster ab. Im Halbfinale allerdings bekam die Truppe von Oleksandr Petrakov vom späteren Europameister Portugal deutlich die Grenzen aufgezeigt. Mit Vladyslav Supriaha und Serhiy Buletsa schafften es immerhin zwei Akteure in die Elf des Turniers.

"Ich hoffe, dass die Anerkennung für Spieler aus der Ukraine schon bald wächst", schien Shevchenko vor rund einem Jahr im Interview mit FIFA.com etwas zu ahnen. "Wir haben in der Ukraine eine ganze Reihe sehr guter, junger Spieler und natürlich auch einige etablierte. Ich hoffe immer auf gute Leistungen der Ukrainer und dass vielleicht bald eine Nominierung für die The Best-Auszeichnungen erfolgt, entweder als FIFA-Weltfussballer oder als FIFA-Welttorhüter."

Zu diesem Schritt mag noch etwas Zeit vergehen, aber die Saat ist - das haben die jüngsten Ergebnisse gezeigt - gelegt. Und Shevchenko selbst hat maßgeblichen Anteil daran.