Montag 04 Mai 2020, 03:36

Pioniernation Chinese Taipei will an frühere Glanzzeiten anknüpfen

  • Chinese Taipei war eine Pioniernation des Frauenfussballs

  • Der dreimalige Asien-Meister zeigt neue Ambitionen

  • Das Team will es nach drei Jahrzehnten wieder zur FIFA Frauen-WM schaffen

Welches asiatische Team schaffte es neben Gastgeber China VR bis ins Viertelfinale der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 1991™? Wer weiß, dass Chinese Taipei die richtige Antwort auf diese knifflige Frage ist, wäre ganz sicher bei einem Quizspiel zum Frauenfussball eine echte Bereicherung.

Es wirkt heute fast unglaublich, doch Chinese Taipei war vor einigen Jahrzehnten ein wichtiger Akteur im asiatischen Frauenfussball – eine echte Vorreiternation in einer der traditionell stärksten Regionen dieses Sports.

Tatsächlich können nur wenige Nationen der Welt auf eine ähnlich erfolgreiche Bilanz auf kontinentaler Ebene verweisen. Von 1977 bis 1981 gewann das Team drei Mal in Folge den AFC Asien-Pokal der Frauen. Es folgten weitere Vorstöße bis ins Halbfinale sowie zwei Silbermedaillen, die jüngste 1999. In den 1980er Jahren gewann Chinese Taipei zudem zwei Mal die OFC Frauen-Meisterschaft.

Und bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 1991™ setzte sich Chinese Taipei gegen Afrikameister Nigeria durch. Nun hofft das Team darauf, nach drei Jahrzehnten endlich wieder den Sprung auf die fussballerische Weltbühne zu schaffen.

Die jüngsten Ergebnisse in der asiatischen Olympiaqualifikation zeigen, dass diese Ambitionen keineswegs zu hoch gegriffen sind. So besiegten die Ostasiatinnen vor einigen Monaten Thailand, das bei den letzten zwei Endrunden der FIFA Frauen-WM dabei war.

Auf der Jagd nach historischen Erfolgen

Chinese Taipei kassierte zwar klare Niederlagen gegen Australien und die VR China, verpasste bei dem Turnier mit 23 Teilnehmern aber dennoch die abschließende Vierer-Playoff-Runde nur um einen Platz. Die Mulan, wie das Team in Anlehnung an eine ehrwürdige Kriegerin aus der alten Mythologie genannt wird, hat es mittlerweile bis auf Platz 40 in der FIFA/Coca-Cola-Frauen-Weltrangliste geschafft.

Unter Trainer Kazuo Echigo, zeigt das Team bei Länderspielen eine beeindruckende taktische Disziplin. Das vergangene Jahr war mit der Ostasienmeisterschaft 2019 und der zweiten Runde der Olympiaqualifikation sehr ereignisreich.

Kann das Team also ein Niveau erreichen, das für eine erfolgreiche WM-Qualifikation reicht? Echigos Antwort ist jedenfalls eindeutig: "Selbstverständlich, schließlich arbeiten wir sehr hart dafür", so der aus Japan stammende Coach gegenüber FIFA.com. "Die [aktuellen] Resultate zeigen deutlich den Aufwärtstrend der letzten Spiele."

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Entwicklung und Chancengleichheit

Daneben gibt es weitere Anzeichen, dass sich der Frauenfussball auf der taiwanesischen Insel entwickelt. Im vergangenen Jahr legte der Fussballverband von Chinese Taipei in einem historischen Beschluss fest, dass für Angehörige der Nationalteams die gleichen Prämien gelten, unabhängig vom Geschlecht.

Auch im Klubfussball geht es voran. Im vergangenen Jahr gelangten erstmals Eintrittskarten für ausgewählte Spiele der Mulan League in den Verkauf.

Der Beginn der Qualifikation für die EAFF-Meisterschaft 2021 steht bevor. Dieser Wettbewerb ist für das Nationalteam ein wichtiger Schritt in Bezug auf die Ambitionen, sich für die FIFA Frauen-WM 2023™ zu qualifizieren. Echigo ist überzeugt, dass möglichst viele weitere Länderspiele und die damit verbundene Erfahrung für die weitere Entwicklung des Teams von entscheidender Bedeutung sind.

"Ich möchte, dass die Spielerinnen ihre Erfahrungen in vielen Länderspielen gegen andere Nationen erweitern können", sagte er. "Die Ostasienmeisterschaft im vergangenen Jahr war für uns ein großartiger Wettbewerb. Diese gute Erfahrung wollen wir wiederholen."