Donnerstag 16 Juni 2016, 12:30

Madagaskar im Aufwind

Auf dem eigenen Kontinent und erst recht weltweit hat Madagaskar noch nie eine große Rolle gespielt. So verwundert es nicht, dass das Team zuletzt in den Qualifikationsturnieren für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ und für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal Gabun 2017 scheiterte. Dennoch hat man in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht und der jüngste Sprung nach oben in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste in den vergangenen Monaten zeigt das Potenzial des Inselstaates.

Zu Beginn des Jahres befand sich Madagaskar auf Platz 129 der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste, war aber bis April auf den 138. Platz abgerutscht. In der jüngsten Rangliste hat sich Madagaskar jedoch wieder bis auf den 108. Platz in der Welt vorgekämpft, ein Sprung um 29 Plätze nach oben und in Schlagdistanz zur besten Platzierung in der Geschichte des Landes, dem 89. Platz im Jahr 1993. Madagaskars Nationalspieler Ando Manoelantsoa nennt gegenüber FIFA.comeine Reihe von Gründen, warum das Team mittlerweile auf dem besten Rang seit Juli 2003 zu finden ist.

"Die Spieler haben hart gearbeitet und auch der Verband hat uns in den letzten Jahren stärker unterstützt. Außerdem hat der Verband mittlerweile auch Spieler, die im Ausland spielen, eingeladen. Wir verfügen jetzt über einige Spieler, die in Europa, in Algerien und in anderen größeren Fussballnationen aktiv sind."

Der 25-jährige zentrale Mittelfeldspieler steht beim lokalen Verein Ajesaia in Antananarivo unter Vertrag, während sein Bruder Lalaina Nomenjanahary einer der erfahrensten Spieler im Kader ist. Der 30-Jährige, der entweder als linker Außenverteidiger oder auf einer defensiven Position im Mittelfeld eingesetzt wird, spielt beim RC Lens in Frankreich.

Die Nominierung von Spielern, die im Ausland ihr Geld verdienen, hat im vergangenen Jahr erste Früchte getragen, denn die Mannschaft erreichte in der CAF-Qualifikation für Russland 2018 mit einem 5:2 aus Hin- und Rückspiel gegen die Zentralafrikanische Republik die zweite Runde. Obwohl Madagaskar dort ausschied, bot man gegen Senegal eine sehr ermutigende Leistung. Mit zwei Toren lag der ehemalige WM-Endrundenteilnehmer in Antananarivo bereits zurück, bevor er am Ende noch ein 2:2 erreichte. Zu diesem Zeitpunkt lag Senegal auf Platz 37 der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste, Madagaskar auf Position 129.

Regionaler Erfolg Im Qualifikationsturnier für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal 2017 wurde Madagaskar in eine schwere Gruppe mit der DR Kongo, Angola und erneut der Zentralafrikanischen Republik gelost. Gegen die beiden letztgenannten Teams spielte man zu Hause torlos unentschieden, in Kongo und in der Zentralafrikanischen Republik gab es jeweils nur knappe Niederlagen. Bei nur einem noch ausstehenden Spieltag besteht jedoch keine Chance mehr auf die Qualifikation.

Die Fans in Madagaskar richten ihr Augenmerk jedoch ohnehin nicht so sehr auf Welt- und Kontinentalturniere, sondern auf die Wettbewerbe der Region. Zwei Mal hat Madagaskar die Indian Ocean Island Games gewonnen und beim noch stärker besetzten COSAFA Cup einen vierten und einen dritten Platz belegt. An diesem Turnier nehmen Länder aus dem südlichen Afrika teil, wie zum Beispiel die früheren Sieger des CAF Afrikanischen Nationen-Pokals Südafrika und Sambia.

Beim COSAFA Cup im vergangenen Jahr belegte man den dritten Platz und schlug dabei sogar Ghana. Auch bei der diesjährigen Auflage in Namibia bot Madagaskar überzeugende Leistungen. Im Eröffnungsspiel schlug man die Seychellen, erreichte anschließend ein torloses Unentschieden gegen Namibia, um schließlich im Topspiel des Turniers auf Swasiland zu treffen. Dort entschied der groß aufspielende Felix Badenhorst die Partie für Swasiland. Das einzige Tor des Spiels war gleichzeitig sein fünfter Treffer im dritten Spiel.

Trotz aller Verbesserungen gibt es laut Manoelantsoa noch Luft nach oben. "Wir müssen alle fokussiert bleiben. Der Staat sollte den Verband unterstützen. Hier in Madagaskar wird der Sport noch nicht als etwas Wichtiges betrachtet. So sollte es aber sein, wenn man all die Talente in unserem Land bedenkt.

Das Niveau unserer lokalen Liga ist noch sehr dürftig. Es sollte mehr Anstrengungen geben, dies zu verbessern. Besonderer Wert sollte auch auf die Ausbildung junger Spieler gelegt werden. Ein weiteres Problem sind die fehlenden Sportanlagen."