Donnerstag 26 April 2018, 08:41

Kosovo träumt und hat große Ziele

  • Kosovo in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste so gut wie​

  • Bester Aufsteiger im März

  • Erfolgsserie von drei Siegen

Rund zwei Jahre ist es her, als der FIFA-Kongress am 13. Mai 2016 den Kosovo als 210. Mitglied in der Weltfussballfamilie begrüßte und damit eine Euphorie im erst 2008 gegründeten Land auslöste.

Es folgten die ersten Pflichtspiele, die ersten Tore und viele weitere Premieren. Als man in Finnland ein 1:1-Unentschieden holte , feierte das ganze Land. Staatspräsident Hashim Thaçi jubelte: "Der Kosovo hat sein erstes Tor erzielt! Nach Jahrzehnten der Isolation fühlen sich Generationen von Spielern so stolz. Das Beste liegt für unser Land noch vor uns!" Auch Regierungschef Isa Mustafa zeigte, wie wichtig dieses Spiel für den Kosovo war: "Wir haben uns als wertvolles Team bei internationalen Wettbewerben bewiesen."

24 Monate später sind die Menschen im südosteuropäischen Land noch immer stolz auf das bislang Erreichte, auch wenn es in der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ in zehn Spielen nur eben jenes Unentschieden gab und man die Gruppe I als Letzter (3:24 Tore) abschloss.

Doch die Hoffnungen und Erwartungen an die Dardanians steigen. So musste Albert Bunjaki im letzten Oktober wegen der schlechten Ergebnis nach acht Jahren an der Seitenlinie seinen Hut nehmen.

Zahlen und Fakten zur Nationalmannschaft

  • Länderspiele: 27 Spiele (9 Siege, 3 Unentschieden, 15 Niederlagen; 34:48 Tore)

  • Rekordnationalspieler / Kapitän: Samir Ujkani (18 Einsätze)

  • Rekordtorjäger: Albert Bunjaku, Elba Rashani (3 Treffer)

Seit wenigen Wochen ist nun der Schweizer Bernard Challandes neuer Nationaltrainer und startete gleich mit zwei Siegen gegen Madagaskar (1:0) und Burkina Faso (2:0) ins neue Amt.

"Natürlich war das ein idealer Start für mich und ein toller Erfolg für das Team nach unserem ersten gemeinsamen Trainingslager", so Challandes im exklusiven FIFA.com-Interview. "Wir haben viele gute Spieler, die in ganz Europa verteilt spielen und Erfahrung haben. Doch nun müssen wir lernen, als Einheit zu agieren. Man braucht nicht nur gute Spieler, sondern es gilt, die Harmonie finden. Wir müssen zusammen verteidigen, zusammen angreifen. Ich habe alle Spiele aus der WM-Qualifikation angesehen. Es war keine echte Mannschaft. Alle haben etwas probiert, aber sie haben nicht zusammen gespielt. Daran müssen wir arbeiten."

Nimmt man übrigens den 4:3-Erfolg im letzten November gegen Lettland noch hinzu, so hat das Team die letzten drei Spiele allesamt gewonnen - zuvor hatte es neun Pleiten gegeben.

In der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste hat die kleine Erfolgsserie ebenfalls große Auswirkungen: Platz 152 bedeutet die beste Platzierung überhaupt, dazu war der Kosovo der beste Aufsteiger aller Teams in der März-Ausgabe. "Das Potenzial ist auf jeden Fall da, aber es gibt noch viel zu tun. Die Liga braucht Unterstützung und muss ausgebaut werden und vielen Strukturen sind noch nicht vorhanden bzw. wurden gerade erst installiert. Das alles braucht Zeit."

Aktuell wird das Nationalstadion in Mitrovica renoviert und soll in Zukunft die Heimstätte des Teams werden. Fast 29.000 Zuschauer passen rein - bislang war jedes Länderspiel ausverkauft.

"Ich reise jetzt in den Kosovo und will mir mehrere Spiele angucken. Wir haben eine junge Mannschaft, die im Schnitt 22, 23 Jahre alt ist. Für die Zukunft kann die Mannschaft also etwas erreichen und sich gut entwickeln. Auch der Nachwuchs ist vielversprechend. Die U-21 hat gegen Deutschland ein torloses Unentschieden geholt. Die U-19 ist auch in der EM-Qualifikation weit gekommen.Das zeigt, dass wir viele Talente haben."

In der UEFA Nations League warten ab September mit Aserbaidschan, Malta und den Färöer-Inseln erst einmal Gegner auf Augenhöhe. "Wir brauchen uns nicht zu verstecken und träumen darf man immer. Irgendwann wäre es sicherlich toll, wenn wir es zu einer Welt- oder Europameisterschaft schaffen, doch es ist ein langer Weg. Im Fussball hat man nie viel Zeit, aber genau die brauchen wir", warnt Challandes eindringlich vor zu hohen Zielen.

Die nächsten Spiele Albanien - Kosovo (29. Mai) Aserbaidschan - Kosovo (7. September) Kosovo - Färöer-Inseln (10. September)

"Die Erwartungen sind groß im Land, aber wir müssen Geduld haben. Kosovo liebt und lebt den Fussball und man spürt den Stolz der Leute vor Ort. Jeder schaut auf die Mannschaft und verfolgt die Ergebnisse. Das Potenzial ist da. Mit Qualität, Ruhe und Leidenschaft wollen wir Fortschritte machen, aber das kommt nicht in einer Woche."