Mittwoch 17 Oktober 2018, 07:49

"Kosovo steht vor einer großartigen Zukunft"

  • Kapitän Ujkani über das Nationalteam

  • Kosovo mit bester Platzierung in der FIFA-Weltrangliste

  • "In wenigen Monaten wollen wir unter die Top 100"

Rund zehneinhalb Jahre ist es her, dass der Kosovo seine Unabhängigkeit erklärte, weitere acht Jahre dauerte es, bis der FIFA-Kongress das kleine europäische Land in die weltweite Fussballfamilie aufnahm.

Bis zum Herbst 2018 hat der Kosovo etliche Meilensteine gesetzt und schwimmt unaufhaltsam auf der Erfolgsspur. Zwar wurde die Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2018™ mehr als deutlich verpasst, aber angesichts von erfahrenen Mannschaften wie dem späteren Vize-Weltmeister Kroatien, der Türkei, Island und der Ukraine, war die magere Ausbeute von einem Punkt mehr als verständlich. Kein Sieg und lediglich ein Unentschieden gegen Finnland standen nach zehn Spieltagen zu Buche.

"Man muss sich einfach mal vorstellen, dass wir zu Beginn wirklich nichts hatten. Unser Verband hat in der jüngsten Vergangenheit großartige Arbeit geleistet. Das Stadion ist nun wettbewerbsfähig, dazu haben wir eine eigene Liga", beschreibt Kapitän und Rekordnationalspieler Samir Ujkani die Situation in seinem Heimatland gegenüber FIFA.com. "Wir können jetzt eine Spielidee entwickeln, und unsere Spieler werden erfahrener."

In der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste kletterten die Dardanians immer weiter nach oben und erreichten in der letzten Ausgabe mit Rang 138 (+3) die beste Platzierung überhaupt. Dazu gelang gegen die Färöer der ersten Pflichspielsieg der Geschichte (2:0). Es folgten einer weiterer Erfolg gegen Malta (3:1) sowie zwei Unentschieden in Aserbaidschan (0:0) und auf den Färöer (1:1). In der UEFA Nations League liegt das Team von Trainer Bernard Challandes, der vor rund einem Jahr das Team von Albert Bunjaku übernahm, damit in der Gruppe 3 der Liga D ungeschlagen auf dem Spitzenplatz und hofft auf den Aufstieg in die Liga C. "Damit können wir absolut zufrieden sein und ich glaube sogar daran, dass wir in wenigen Monaten unter die Top 100 kommen. Das ist unser primäres Ziel. Danach setzen wir uns neue Ziele."

"Meine Aufgabe ist es vor allem, die Stimmung hochzuhalten. Wenn die gut ist, hat man Erfolg. Kurzfristig geht es sicherlich auch anders, aber langfristig gesehen müssen wir als Team agieren und uns verstehen. Gerade wenn die jungen Spieler auf der Bank sitzen, spreche ich mit ihnen und sorge für eine positive Atmosphäre. Wir sind wie eine Familie. In zwei, drei Jahren wird der Kosovo so weit sein, auch mal eine Qualifikationsgruppe für ein großes Turnier zu gewinnen." Die EURO 2020 gilt als Traum, der Wirklichkeit werden soll.

"In der Anfangszeit waren unsere Fans ungeduldig und dachten, wir würden die Gruppe der WM-Qualifikation gleich gewinnen", erinnert sich der Torhüter vom türkischen Erstligisten Çaykur Rizespor. "Aber das konnte natürlich niemand erwarten. Wir sind in einem großen Lernprozess - wann attackieren wir den Gegner und wann ziehen wir uns zurück. Gegen Aserbaidschan vor wenigen Wochen haben wir einige Minuten lang den Ball nur weggeschlagen, um eine Drangphase des Gegners zu überstehen. Das war für mich und mein Team eine wichtige Lektion. Wir gehen nun weniger Risiko und finden immer mehr die Balance zwischen Angriff und Verteidigung.

Unsere heimische Liga hilft uns dabei ungemein. Die Spieler wachsen mit ihren Aufgaben und werden im Verein gefordert. Davon profitiert natürlich auch das Nationalteam."

Die Top 100 im Visier, die EURO im Hinterkopf - die Ziele sind gesteckt, die Erwartungen geschürt: Der Kosovo ist auf dem Vormarsch und geht es nach dem 30-Jährigen soll irgendwann noch ein ganz großer Gegner her: "Brasilien oder Argentinien! Gegen die europäischen Teams kann man durchaus mal in der EM-Qualifikation spielen. Aber ein Duell gegen Lionel Messi, Neymar und die anderen Weltklasse-Spieler wäre sicherlich ein absolutes Highlight für unser Land!"