Mittwoch 07 März 2018, 18:50

Georgien wieder in den Top 100

  • Georgien auf Platz 100 der FIFA-Weltrangliste

  • So gut wie seit 2014 nicht mehr

  • "Wir haben ein junges, williges Team"

"Als ich als georgischer Nationaltrainer angefangen habe, war es nicht leicht. Es war eine neue Herausforderung in meiner Trainerkarriere. Ich habe schnell gemerkt, wie talentiert die georgischen Spieler sind, aber es wurde auch schnell klar, dass wir sehr hart arbeiten müssen, um Erfolg zu haben."

Mit diesen Worten zieht Vladimir Weiss ein gegenüber FIFA.com ein Fazit über seine ersten beiden Jahre als Trainer der georgischen Nationalmannschaft. Der gebürtige Slowake übernahm im März 2016 das Traineramt von Kakhaber Tskhadadze in einer schwierigen Situation für das osteuropäische Land. In der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste war man bis auf Rang 137 abgerutscht [Anm.d.Red.: Schlechteste Platzierung überhaupt war 154 im Jahr 2015] und die Qualifikation für die UEFA EURO 2016 wurde klar verfehlt.

Doch seitdem der 53-Jährige das Zepter schwingt, wächst ein neues zartes Pflänzchen der Hoffnung. Achtungserfolge unter anderem gegen Spanien (1:0) ließen die Konkurrenz schon kurz nach seinem Amtsantritt ein wenig aufhorchen, nach und nach drehte Weiss an den entsprechenden Stellschrauben. Im Frühling 2018 schnuppert sein Team nun wieder an den Top 100 der Weltrangliste. "Unsere Stärke ist, dass wir ein junges, williges Team haben. Wir haben nicht die großen Einzelstars wie früher mit Lewan Kobiashvilli [der heutige Präsident des georgischen Fussballverbandes] oder Kakhaber Kaladze [ehemals AC Milan], aber wir sind eine Einheit. Jeder Spieler muss topfit sein, dann haben wir eine Chance großes zu erreichen."

Traditionell hat Georgien technisch starke Spieler, die gut mit dem Ball umgehen können. Doch wir müssen auch lernen ohne Ball hart zu arbeiten und gut zu verteidigen. Bevor ich kam, hat das Team öfter mal vier oder fünf Gegentore bekommen und Spiele hoch verloren. In der WM-Qualifikation konnte man sehen, dass wir bereits einen Schritt nach vorne gemacht haben und die Spiele nun knapp gestalten. Wir kassieren nicht mehr so viele Gegentore. Es gilt nun den nächsten Schritt zu machen und eine gesunde Balance zwischen Angriff und Defensive zu finden. Denn wir müssen mehr Tore erzielen, um Spiele zu gewinnen. Allerdings bin ich vom Team überzeugt, deswegen habe ich auch hier einen neuen Vertrag unterzeichnet."

Auf dem Weg nach Russland 2018 sammelte sein Team in der Gruppe D immerhin fünf Punkte, doch am Ende reichte es nur zum vorletzten Rang. "Wir hatten eine starke Gruppe und konnten immerhin fünf Unentschieden erreichen. Ich mag es nicht über Glück oder Unglück im Fussball zu sprechen, denn am Ende ist es immer die Qualität, die entscheidend ist. Und wir müssen uns in einigen Sachen verbessern, wenn wir zukünftig bessere Ergebnisse erzielen wollen." Wie gut der georgische Fussball sein kann, beweist die Tatsache, dass das Team vor genau 20 Jahren auf Rang 52 stand - bis heute die beste Platzierung überhaupt.

Weiss weiß nur zu genau wie es ist, einen vermeintlichen Underdog zu großen Taten zu führen. Mit seinem Heimatland Slowakei gelang ihm bei der FIFA WM 2010 in Südafrika direkt beim Debüt der Sprung ins Achtelfinale. Dabei besiegte man in der Gruppenphase keinen geringeren Gegner als den viermaligen Champion Italien. "Das würde ich auch gerne mit Georgien schaffen. Es wäre fantastisch."

Die nächste Bewährungsprobe beginnt im Herbst 2018, wenn die UEFA Nations League beginnt. Für Weiss ist es genau der Wettbewerb, der den kleinen Nationen die Chance bietet, etwas Außergewöhnliches zu erreichen. Der neue Modus sei etwas Tolles für die kleinen Länder. Kasachstan (Rang 136 der Weltrangliste), Lettland (132) und Andorra (137) heißen jeweils zweimal die Gegner in diesem Jahr - allesamt Mannschaft, die hinter den Jvarosnebi platziert sind. Der Traum einer erstmaligen Teilnahme an einem der großen Turniere scheint also machbar.

Doch bevor er selbst mit seinem Team wieder auf Punktejagd geht, richtet sich Weiss' Blick natürlich auf die bevorstehende FIFA WM 2018 in Russland. "Ich werde vor Ort sein. Ich war gerade jetzt wieder in Russland zum Derby zwischen Lokomotive und Spartak Moskau, um Spieler meines Teams zu beobachten. Die WM-Stadien sehen wundervoll aus. Die Menschen in Russland lieben den Fussball und ich habe den Fussball und das Land in meiner Zeit als Trainer hier ebenfalls ins Herz geschlossen. Ich hoffe und ich halte es für möglich, dass Russland die beste WM aller Zeiten ausrichten wird."