Donnerstag 21 April 2016, 09:15

Die "Sugar Boyz" genießen den Erfolg

St. Kitts und Nevis ragt aus der Menge der karibischen Inselnationen heraus, die den Unterbau der CONCACAF-Zone bilden. Die kleine Nation aus zwei Inseln reitet derzeit auf einer Welle aus Enthusiasmus, erfolgreichem Offensivfussball und aufkeimender Professionalisierung.

"Wenn du für dein Land spielst, dann geht es um Herzblut", so der Kapitän der Nationalmannschaft Atiba Harris gegenüber FIFA.com. Der Allroundspieler, der schon als Verteidiger, Flügelspieler und Mittelstürmer eingesetzt wurde und die Inseln mit 17 verließ, ist mittlerweile 31 Jahre alt und die wichtigste Führungsfigur der Mannschaft. Harris ist auch der bekannteste Sportler aus der Inselnation mit nicht einmal 60.000 Einwohnern. "Auf dem Platz stehst du für deine Mutter und deinen Vater ein, für deine Großmutter und deinen Großvater. Das hat einen hohen Stellenwert und geht dir nahe."

Harris verpasst kaum eine Gelegenheit, die Hauptstadt Basseterre zu besuchen, in deren Nähe er aufwuchs. In den vergangenen zehn Jahren hat er für sechs verschiedene Klubs in der nordamerikanischen MLS die Stiefel geschnürt. Derzeit spielt er wieder für den FC Dallas, bei dem er 2009 schon einmal angeheuert hatte. Harris ist ein Cousin des englischen Ex-Nationalspielers Micah Richards. Er hatte maßgeblichen Anteil an den zwei Siegen, die die Sugar Boyz nicht nur in die zweite Runde der Qualifikation für den Karibik-Pokal 2017 katapultierten, sondern ihnen auch in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste einen mächtigen Schub verliehen.

In den siegreichen Partien gegen Aruba sowie Antigua und Barbuda erzielten die Schützlinge von Trainer Jacques Passy drei Tore und blieben ohne Gegentreffer. Damit scheint zumindest ein Problem gelöst, das Harris stets unumwunden zugegeben hatte: "Wir kassieren zu viele Tore – immer und immer wieder." Dies gilt indes für die meisten der Teams am unteren Ende der Rangliste, von denen die meisten nur wenige Spiele absolvieren.

"Harris ist das bekannteste Gesicht im Profifussball von St. Kitts und Nevis", so der ehemalige Nationalspieler und -trainer Leonard Taylor über den Mann, der seit seinem Debüt im Jahr 2003 das große Idol der einheimischen Fussballszene ist. "Er ist ein kompletter Spieler, der sein Handwerk hier auf den Inseln erlernt hat. Die anderen Jungs blicken zu ihm auf." Tatsächlich ist Harris Führungsfigur und Vorbild für junge Akteure wie Henry Panayiotou, der vom aktuellen Tabellenführer der englischen Premier League Leicester City ausgeliehen wurde, oder auch Romaine Sawyers von Walsall, die für eine neue Spielergeneration stehen und sich im Ausland einen Namen manchen wollen.

Erfolgreich auch im AuslandDank der jüngsten Erfolge hat die Inselnation mit Rang 92 ihre beste Platzierung aller Zeiten in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste erreicht. In der Wertung der CONCACAF-Zone liegt man jetzt auf Platz elf, vor Konkurrenten wie Kanada und El Salvador. Nach der Verbesserung um sage und schreibe 29 Plätze liegt St. Kitts und Nevis in der Karibik-Zone gar auf Platz fünf, knapp hinter regionalen Spitzenteams wie Jamaika und Trinidad und Tobago. In der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018 schied das Team in der zweiten Runde nach zwei torreichen Partien gegen El Salvador aus. Insgesamt brachte die Mannschaft es in ihren vier WM-Qualifikationsspielen auf 15 Tore, kassierte jedoch im entscheidenden Rückspiel gegen El Salvador vier Gegentreffer. Harris und seine Mitstreiter hoffen, dass die Anfälligkeit im Defensivbereich nun behoben ist.

Dank der zwei Siege gegen die karibischen Konkurrenten zog St. Kitts und Nevis in die zweite Runde der Qualifikation für den Karibik-Pokal 2017 ein. Hier trifft die Mannschaft im Juni auf St. Vincent/Grenadinen und Suriname. Mindestens vier der 24 teilnehmenden Nationen können einen Platz beim CONCACAF Gold Cup 2017 erreichen, bei dem St. Kitts und Nevis bislang noch nie dabei waren. Der bislang größte internationale Erfolg war der zweite Platz beim Karibik-Pokal 1997.

Auf die Frage, warum St. Kitts und Nevis gerade jetzt solche Erfolge feiert, meinte Kapitän Harris: "Talent hat es hier auf den Inseln schon immer im Überfluss gegeben. Aber jetzt bekommen die Spieler ihre Chancen und nutzen sie auch. Sie sorgen auf einer deutlich größeren Bühne für Furore und die Leute verfolgen diese Entwicklung sehr aufmerksam."