Montag 27 Mai 2019, 15:31

Italien auf dem Weg nach oben

  • Italien belegt Platz 15 in der FIFA/Coca-Cola-Frauenweltrangliste

  • Die erste Teilnahme an einer FIFA Frauen-WM seit 1999 steht bevor

  • Der Aufschwung hat zahlreiche Gründe

Welch Ironie der Geschichte: Nur wenige Tage nachdem Italiens Männer-Nationalmannschaft die Qualifikation zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ verpasst hatte, feierte das italienische Frauen-Nationalteam nach 20-jähriger Abstinenz seine Rückkehr auf die große Bühne des Weltfussballs. Wurde das Scheitern der Squadra Azzurra auf eine Anhäufung von Fehlern zurückgeführt, so gründet der Erfolg des Frauen-Nationalteams auf mehrjähriger harter wie intensiver Arbeit.

Mit der gelungenen Qualifikation für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2019™ in Frankreich kletterten die Italienerinnen im März 2019 zudem in der FIFA/Coca-Cola-Frauen-Weltrangliste auf den 15. Rang. "Diese Qualifikation war eine Revanche für uns Spielerinnen, vor allem aber für Italien, da die Leute zu dieser Zeit sehr enttäuscht vom Fussball waren. Die Medien haben groß darüber berichtet, zumal die Männer unmittelbar zuvor die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 verpasst hatten", so Angreiferin Barbara Bonansea.

Italien in der FIFA-Weltrangliste:

  • Aktuelle Platzierung: 15. (März 2019)

  • Beste Platzierung: 10. (Juli 2003)

  • Schlechteste Platzierung: 19. (März 2017)

WM-Qualifikation weckt Ambitionen

Mit ihrer derzeitigen Platzierung rangieren die Azzurre noch außerhalb der Top Ten der Weltrangliste, in denen sie 2003 bereits einmal vertreten waren. Doch das aktuelle Niveau des Teams sowie der Aufschwung im italienischen Frauenfussball insgesamt nähren Hoffnungen, dass Italien an die glorreichen Zeiten zu Beginn des Jahrhunderts anknüpfen kann. Damals konnten sich die Italienerinnen trotz ihrer guten Position in der Weltrangliste jedoch nicht für die FIFA Frauen-WM 2003 qualifizieren.

Fünfzehn Jahre später haben sich die Azzurre ihr Ticket nach Frankreich indes vorzeitig gesichert: Nach sieben Siegen in den ersten sieben Qualifikationsspielen stand die WM-Teilnahme frühzeitig fest – und das in einer Gruppe mit Belgien, Portugal und weiteren aufstrebenden Nationen im Frauenfussball. "Mit der Qualifikation allein geben wir uns nicht zufrieden", gibt Abwehrspezialistin Alia Guagni gegenüber FIFA.com selbstbewusst zu Protokoll. "Wir wollen der ganzen Welt zeigen, wer wir sind und was wir können. Wir sind zuversichtlich, bei dieser WM Einiges zu erreichen."

Damit hegt die Spielerin von der Fiorentina größere Ambitionen – und das zurecht, wenn man sich die jüngsten Ergebnisse des italienischen Frauen-Nationalteams im Anschluss an die erreichte WM-Qualifikation anschaut. Nach der letztlich unbedeutenden 1:2-Niederlage im abschließenden WM-Qualifikationsspiel gegen Belgien haben die Italienerinnen sechs Begegnungen bestritten. Dabei zogen sie sich bei der 2:5-Niederlage im Freundschaftsspiel gegen Deutschland achtbar aus der Affäre und mussten sich im Finale des prestigeträchtigen Cyprus Cup gegen die DVR Korea erst im Elfmeterschießen geschlagen geben. In den übrigen vier Partien blieb Italien ohne Niederlage und konnte mit Schweden (1:0), Chile (2:1) und Thailand (4:1) Teams bezwingen, die sich ebenfalls für Frankreich 2019 qualifiziert haben.

Diese positive Entwicklung hat in Italien helle Begeisterung bei den Fans hervorgerufen. Man darf davon ausgehen, dass viele Tifosi den Weg über die Alpen finden und ihr Team in Frankreich live vor Ort unterstützen werden. "Die Unterstützung der Fans ist für uns sehr wichtig, denn sie geben uns in schwierigen Momenten auf dem Platz zusätzliche Kraft und Energie. Wir erhalten dadurch den Extra-Schub, den wir brauchen. Die Fans sind ein absoluter Schlüsselfaktor", so Guagni weiter.

Ein Quantensprung

"Unser Sport entwickelt sich rasant weiter und die Unterstützung unserer Fans ist ein echtes Pfund", bestätigt auch Mittelfeldspielerin Alice Parisi gegenüber FIFA.com. "Immer mehr Zuschauer kommen zu unseren Spielen ins Stadion, das hat für uns eine große Bedeutung."

Alice Parisi spielt wie Alia Guagni beim AC Florenz. Die wachsende Begeisterung für den Frauenfussball in ihrer Heimat durften beiden Spielerinnen hautnah erleben: Im Top-Spiel der Serie A zwischen Gastgeber Juventus und ihrem Verein Fiorentina war das Juventus Stadium am 24. März mit 39.000 Zuschauern nahezu ausverkauft! Die jüngsten Investitionen der großen Klubs – darunter Juventus, AS Rom, AC Mailand oder auch Inter – haben eine wahre Begeisterung entfacht und dem italienischen Frauenfussball zu weiterem Aufschwung verholfen. Italien hat gegenüber den anderen Nationen Europas deutlich aufgeholt.

"Es ist sehr wichtig, Profiklubs zu haben, weil uns das ermöglicht, täglich zu trainieren. Das war zuvor nicht so", erklärte Stürmerin Valentina Giacinti vom AC Mailand kürzlich im Gespräch mit FIFA.com. "Wir haben jetzt Zugang zur Physiotherapie, zu den Mannschaftsärzten und Trainingsplätzen, und wir können morgens trainieren statt abends, was der Regeneration zugute kommt. Meiner Meinung nach ist das für italienische Verhältnisse ein Quantensprung."

Nach der Qualifikation für die WM 2019 und der Verbesserung in der FIFA-Weltrangliste ist nun ein gutes Abschneiden beim globalen Kräftemessen in Frankreich der nächste angestrebte Entwicklungsschritt des italienischen Frauenfussballs.