Donnerstag 09 Mai 2019, 08:00

Die Leoparden zeigen Zähne

  • Die DR Kongo ist in der Weltrangliste die fünftbeste afrikanische Mannschaft

  • Die Leoparden träumen von der dritten Afrikameisterschaft nach 1968 und 1974

  • Erfolgsfaktoren: Internationale Erfahrung und nationale Talente

Es gab Zeiten, da war der Leopard der König der Tiere. Die Demokratische Republik Kongo war einst die erste afrikanische Mannschaft aus einem Land südlich der Sahara, die sich für eine FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ qualifizieren konnte. Bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 1974™ nahm das damalige Zaire an der Endrunde teil, wurde obendrein 1968 und 1974 kontinentaler Meister in Afrika.

Seitdem jedoch sind kongolesische Auftritte auf der Weltbühne komplett ausgeblieben und die besten Resultate beim CAF Afrikanischen Nationen-Pokal waren die dritten Plätze 1998 und 2015.

Doch es gibt ermutigende Anzeichen, dass es wieder aufwärts gehen könnte. So konnte sich die Nationalmannschaft nicht nur für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal Ägypten 2019 qualifizieren, in der aktuellen FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste befindet sie sich auch wieder unter den ersten 50. FIFA.com beleuchtet die Gründe für den Aufstieg der Leoparden und erläutert ihre Ziele.

Die DR Kongo in der Weltrangliste

  • Derzeitige Position: Rang 46

  • Position in der Afrika-Zone: Rang 5 hinter Senegal, Tunesien, Nigeria und Marokko (alle WM-Teilnehmer von 2018)

  • Bislang beste Platzierung in der Weltrangliste: Rang 28 (Juli/August 2017)

  • Bislang schlechteste Platzierung in der Weltrangliste: Rang 133 (Oktober 2011)

  • Verbesserung gegenüber dem Vormonat: + 5 Plätze, + 1425 Punkte

Internationale Erfolge ...

Der Sprung in der Weltrangliste hat viel mit der erfolgreichen Qualifikation für den anstehenden CAF Afrikanischen Nationen-Pokal zu tun, auch wenn diese einige Zeit unklar war. Die Demokratische Republik Kongo landete in einer Gruppe mit Kongo, Liberia und Simbabwe. Das Team startete im September 2017 mit einem 3:1 im kongolesischen Derby. Dann jedoch folgten vier sieglose Partien – drei Unentschieden und eine 1:3-Heimniederlage gegen Simbabwe. Die Leoparden standen vor dem letzten Spiel also mit dem Rücken zur Wand. Gegen Liberia musste ein Sieg her. Cédric Bakambu erzielte schließlich das erlösende Tor zum knappen Endstand von 1:0.

Der Mann der Stunde ist einer der Erfolgsgaranten der runderneuerten Nationalmannschaft. Wie Gaël Kakuta, Neeskens Kebano, Yannick Bolasie, Dieumerci Mbokani, Chancel Mbemba und Kapitän Youssouf Mulumbu sammelte er im vergangenen Jahrzehnt wertvolle Erfahrung in den großen europäischen Ligen. "Meiner Meinung nach hat sich die Mannschaft zusammen weiterentwickelt und ist gereift. Ich spüre das im Training und an der Art, wie die Spieler reden", erklärte etwa der Spielführer schon vor dem entscheidenden Spiel gegen Liberia.

...kombiniert mit nationalen Talenten

Die Auslandslegionäre hatten also ihren Anteil an der Qualifikation für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal. Aber im Unterschied zu anderen großen Fussballnationen des Kontinents setzt die DR Kongo auch auf Akteure aus dem eigenen Land. Das beste Beispiel hierfür sitzt dabei auf der Bank: Florent Ibenge gehört zu den wenigen afrikanischen Trainern an der Spitze der Nationalmannschaft des eigenen Heimatlands, und das schon seit fünf Jahren, was insbesondere für Afrika außergewöhnlich lang ist.

In diesem Fall gereicht es dem Übungsleiter obendrein zum Vorteil, dass er zugleich Cheftrainer von AS Vita Club ist, einem der größten kongolesischen Vereine. Dadurch hat er nämlich besten Überblick über die stärksten Spieler im Land – und gibt ihnen Chancen im Nationalteam. So spielte in der erfolgreichen Qualifikation zum Afrikanischen Nationen-Pokal ein Routinier namens Trésor Mputu eine entscheidende Rolle, der zugleich Schlüsselspieler bei TP Mazembe ist. Die beiden Verteidiger Botuli Bompunga und Ndonga Muzinga von Vita Club sind ebenfalls fester Bestandteil des Kaders, an dessen Tür Stürmer Mazembe Jackson Mulecka (19) gerade klopft.

Ambitionen und Druck

Es lässt sich also gut erklären, wie die DR Kongo den Sprung zur Afrikameisterschaft vollbracht hat. Dort will die Mannschaft nun eine gute Rolle spielen, auch wenn sie mit Gastgeber Ägypten, Simbabwe, das in der Qualifikation vor ihr gelandet ist, sowie Uganda, einer der Entdeckungen des Kontinents, eine schwierige Vorrundengruppe erwischt hat. "Ägypten ist ein Riese. Im Vergleich dazu sind wir Flöhe. Aber wir wissen ja, wie sehr einen Flöhe piesacken können", erklärte Ibenge nach der Auslosung, mit der er sich zufrieden zeigte. "Ein Spiel gegen den Gastgeber ist gut, das wird in allen Medien gezeigt. Es liegt an uns, dem gerecht zu werden."

Der Trainer weiß, dass ihm in Ägypten der große Wurf gelingen könnte, mit dem er auch den kongolesischen Aufstieg in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste bestätigen würde. "Ein zurückhaltendes Auftreten bedeutet nicht, dass wir nur Punktelieferant sein wollen", betont er im Wissen um das Potenzial seiner Spieler, mit dem zugleich eine Verantwortung einhergeht. "Es ist einfach nur eine Position, die uns gut tut, und aus der heraus wir überraschen können." Tatsache ist: Der Sport-Generalsekretär der DR Kongo, Barthelemy Okito, hat als Ziel bereits nicht weniger als den Titel ausgegeben. "Werden die Ziele beim CAF Afrikanischen Nationen-Pokal nicht erreicht, sind wir gezwungen, uns vom Trainer und seinem Stab zu trennen", kündigte er an.