Freitag 07 April 2017, 16:27

Schiedsrichter setzen ihren Weg nach Russland fort

Im Ausbildungszentrum des italienischen Fussballverbandes (Centro Tecnico Federale di Coverciano) in Florenz kamen einige der besten Schiedsrichter der Welt zu einem einwöchigen Seminar für potenzielle Offizielle bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ zusammen.

Insgesamt nahmen 61 der besten Schiedsrichter aus den sechs Konföderationen an dem Theorie- und Praxis-Seminar mit Pierluigi Collina, dem Vorsitzenden der FIFA-Schiedsrichterkommission, sowie Massimo Busacca, dem Leiter der FIFA-Abteilung für Schiedsrichterwesen, teil. Auch die Leiter der Schiedsrichter-Ressorts der sechs Konföderationen, die die FIFA-Schiedsrichterkommission bilden, waren dabei. Collina, Busacca und alle beteiligten Instruktoren bereiteten die Schiedsrichter auf den größten und wichtigsten Fussballwettbewerb der Welt vor, die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™.

Bei dem Seminar standen mehrere Themen im Mittelpunkt, darunter der Schutz der Spieler und das Image des Fussballs, Konsistenz und Einheitlichkeit; das "Lesen" des Spiels unter technischen und taktischen Gesichtspunkten sowie das Verständnis für verschiedene Spieler- und Team-Mentalitäten. Die Schiedsrichter analysierten im Verlauf der Woche zahlreiche Video-Aufzeichnungen echter Spielsituationen und nahmen an praktischen Schulungseinheiten mit Spielern teil. Dabei wurden die Beteiligten ebenfalls gefilmt, so dass die Instruktoren im Anschluss sofort ihre Rückmeldung liefern konnten.

"Wir arbeiten auf Einheitlichkeit und Konsistenz hin. Das sind die wichtigsten Faktoren für uns", sagte Busacca.

Das Seminar war in mehrere Abschnitte aufgeteilt. Die Teilnehmer absolvierten Fitnesstests sowie theoretische und praktische Einheiten mit Spielern und wurden zudem für den Einsatz als Video-Schiedsrichterassistenten (VSA) geschult.

"Die Teilnehmer mussten uns bei diesem Seminar zeigen, dass sie ihren Platz auf der Liste der potenziellen Kandidaten für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ verdient haben", so Collina. "Bei den praktischen Einheiten auf dem Spielfeld hatten sie die Möglichkeit, verschiedene Bereiche und Situationen zu trainieren. Die dabei gewonnenen Erfahrungen werden ihnen auf dem Spielfeld zugute kommen."

Ein zentrales Thema des Seminars war der Einsatz von Video-Schiedsrichterassistenten (VAR). Auf die Theorieeinheiten in den Unterrichtsräumen folgten stets praktische Lektionen auf dem Spielfeld.

"Das VAR-System wurde als zusätzliche Unterstützung für die Schiedsrichter entwickelt", erläuterte Busacca. "Für die Schiedsrichter hier war die Botschaft indes ganz klar: Wir wollen, dass die Schiedsrichter gut vorbereitet sind und richtige Entscheidungen treffen. Das war das Ziel des Seminars. Bei schweren Fehlern kann dann der VAR helfend einschreiten. Wir wollen, dass der Spielfluss so wenig wie möglich gestört wird. Die erste und auch die letzte Entscheidung liegt immer beim Schiedsrichter auf dem Platz. Das ist unsere grundlegende Philosophie. Dieses Prinzip und auch die praktische Umsetzung der Technologie wurden unseren Schiedsrichtern hier im Rahmen des fortlaufenden Schulungsprogramms erläutert und demonstriert."

"Wir wollen diese Technologie nutzen, um in bestimmten Situationen Klarheit zu schaffen", fügte Collina hinzu. "Wir wollen, dass die Schiedsrichter ihre persönliche Linie behalten und sie auch weiterhin zuerst ihre eigene Entscheidung treffen. Im Laufe der Zeit wird sich das Verständnis zwischen Schiedsrichtern und VAR immer weiter verbessern. Dazu tragen die Spiele und die Schulungssituationen bei, in den wir echte Spielsituationen nachstellen."

Bereit für den Einsatz bei bevorstehenden FIFA-Wettbewerben Selbst die erfahrensten Schiedsrichter unter den Teilnehmern empfanden das Seminar als sehr lehrreich und wichtig für ihre Leistungen auf dem Spielfeld.

"Die theoretischen Lektionen im Seminarraum sind für mich und alle anderen Schiedsrichter sehr wichtig", unterstrich beispielsweise der schwedische Schiedsrichter Jonas Eriksson. "Was wir hier lernen, versuchen wir auf dem Spielfeld so gut wie möglich umsetzen. Daher sind diese FIFA-Seminare sehr wichtig. Denn sie geben uns die Möglichkeit, uns zu verbessern und auch aus den Erfahrungen unserer Kollegen bei Turnieren zu lernen und auf allen Kontinenten einheitliche Maßstäbe zu nutzen."

Sergey Karasev aus Russland arbeitet wie auch die 60 weiteren Teilnehmer darauf hin, beim Turnier 2018 in seinem Heimatland dabei zu sein.

"Dieser Kurs gibt uns die Möglichkeit, den nächsten Schritt zu machen. Wir alle wollen für das größte Fussballturnier der Welt ausgewählt werden und unser Land dann als Schiedsrichter bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ vertreten", so Karasev. "Ich kann gar nicht in Worte fassen, welche Emotionen und Gefühle ich bei der Aussicht habe, bei einem der größten Sportereignisse der Welt Spiele zu leiten. Das ist schon lange mein Traum. Ich wäre sehr stolz, bei der WM in meinem Heimatland als Schiedsrichter dabei zu sein."

Busacca zeigte sich nach der Woche in Italien überzeugt, dass die Schiedsrichter bei den bevorstehenden FIFA-Wettbewerben Spiele auf höchstem Niveau leiten können.

"Meiner Meinung nach sind die Schiedsrichter definitiv bereit", so Busaccas Einschätzung. "Im Mai beginnt in der Republik Korea mit der FIFA U-20-WM das erste Turnier. Die Schiedsrichter sind bereit dafür. Sie haben ihr Können von Tag zu Tag erweitert. Das verdeutlicht die hohe Qualität dieser Schiedsrichter. Wir wollen für unsere Wettbewerbe die besten Schiedsrichter. Wir haben unmittelbar nach der WM in Brasilien, also vor knapp drei Jahren, mit unserem ersten Seminar begonnen. Je näher nun die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ rückt, desto mehr zeigen sich die Früchte unserer Arbeit. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir bisher geschafft haben. Trotzdem haben wir noch einiges an Arbeit vor uns."