Donnerstag 28 Mai 2015, 11:46

Prävention als Hauptthema der dritten Medizinkonferenz

"Prävention" lautete das Schlagwort der dritten FIFA-Medizinkonferenz, die im Vorfeld des FIFA-Kongresses stattfand. Medizinische Vertreter und Experten der 209 Mitgliedsverbände der FIFA kamen für zwei Tage in Zürich zusammen, um sich auszutauschen und über die neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen in den Bereichen Fussball und Gesundheit zu diskutieren.

Bezugnehmend auf die Arbeit des FIFA Medical Assessment and Research Centre (F-MARC) lag der Schwerpunkt der Gespräche auf den in allen Mitgliedsverbänden zu ergreifenden Maßnahmen, um den größten gesundheitlichen Gefahren unseres Sports vorzubeugen: die Prävention von Verletzungen auf dem Rasen, die Prävention eines plötzlichen Herzstillstands und die Prävention von Doping, um nur einige wenige zu nennen. Die Teilnehmer erörterten auch das einzigartige Potenzial des Fussballs als Instrument zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit. Der jüngste tragische Tod zweier Spieler in Belgien drängte das Thema des plötzlichen Herztodes in den Mittelpunkt. Dem Vorsitzenden des Medizinischen Komitees der FIFA, dem Belgier Dr. Michel D'Hooghe, lag dieses Thema besonders am Herzen.

"Im Fall eines plötzlichen Herztodes, wenn ein Spieler ohne bestimmten Grund und ohne Fremdeinwirkung einfach zusammenbricht, könnte ein Arzt direkt auf dem Spielfeld eingreifen, ohne auf die Genehmigung des Schiedsrichters zu warten", sagte Dr. D'Hooghe. "Wie man weiß, kommt es in einer solchen Situation auf jede Minute an, und ein sofortiges Eingreifen kann lebensrettend sein."

Die FIFA hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um dieses Thema voranzutreiben. Vor allen FIFA-Turnieren werden medizinische Untersuchungen durchgeführt, um zu ermitteln, ob eine Prädisposition für Herzprobleme besteht. Außerdem hat das F-MARC einen medizinischen FIFA-Notfallrucksack entwickelt, der einen automatischen externen Defibrillator (AED) enthält, der bei einem Notfall auf dem Spielfeld ein lebensrettendes Gerät sein kann. Alle FIFA-Mitgliedsverbände wurden im Jahr 2013 mit einem Notfallrucksack ausgestattet, und bei der Konferenz in Zürich bot sich die Gelegenheit, die dringende Notwendigkeit dieser Ausrüstung zu betonen, die bei allen Fussballspielen Standard werden soll.

"Aufgrund der Empfehlungen und Informationen von Mannschaftsärzten und FIFA-Verbänden wurde im Jahr 2006 die Medizinische Untersuchung vor Wettkämpfen (FIFA Pre-Competition Medical Assessment, PCMA) ins Leben gerufen und definiert", sagte der deutsche Mannschaftsarzt Prof. Tim Meyer. "Diese Untersuchung ist bei der Prävention des plötzlichen Herztodes bei Fussballspielern von grundlegender Bedeutung, da dadurch manche Erkrankungen früh genug erkannt werden können. Die FIFA geht deutlich über die Empfehlungen der großen Verbände hinaus."

Erfolgreiche Umsetzung von Entwicklungsprogrammen Seit seiner Gründung im Jahr 1994 hat das F-MARC unter dem Vorsitz von Prof. Jiri Dvorak eine Reihe wissenschaftlicher Studien und innovativer Entwicklungsprogramme durchgeführt, um gesundheitlichen Problemen den Kampf anzusagen. Die regelmäßige Durchführung des vollständigen Aufwärmprogramms "FIFA 11+" kann die Verletzungsrate um bis zu 50 Prozent senken. Das Programm wurde in einer Reihe von Mitgliedsverbänden erfolgreich umgesetzt, auch im Land des amtierenden Weltmeisters Deutschland, und wird weiter ausgebaut. Außerdem kann der Fussball selbst ein großartiges Instrument sein, um die allgemeine Gesundheit zu verbessern. Daher hat das F-MARC das Konzept "Sportmedizin für den Fussball" schrittweise zu "Fussball für die Gesundheit" weiter entwickelt.

"Im Vorjahr haben wir auf das gut etablierte System von 'FIFA 11 für die Gesundheit' zurückgegriffen und die Kraft des Fussballs genutzt, um der Ebola-Epidemie in Westafrika entgegenzutreten", sagte Prof. Dvorak. "Gemeinsam mit unseren afrikanischen Kollegen konzipierten wir simple Botschaften, um der Kontamination und der Verbreitung des Ebola-Virus in den drei am stärksten betroffenen Ländern vorzubeugen. Gemeinsam mit der Weltbank haben wir einfache Poster gestaltet und Videoclips erstellt, die im nationalen Fernsehen ausgestrahlt wurden. Dies war ein Beispiel dafür, wie die Beliebtheit des Fussballsports in Notfallsituationen helfen kann. Inzwischen konnte Ebola zurückgedrängt werden, und wir sind bei aller Bescheidenheit der Meinung, dass wir gemeinsam mit anderen Organisationen einen wichtigen Beitrag zur Ausrottung des Virus in den westafrikanischen Ländern geleistet haben."

Das Programm "FIFA 11 für die Gesundheit", das anlässlich der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ im Rahmen des medizinischen Vermächtnisses der FIFA für Afrika ins Leben gerufen worden war, wurde in weiterer Folge auf Asien und Lateinamerika ausgeweitet und hält nun auch in der Karibik und in Europa Einzug. Fünf Jahre nach seinem Start konnten bereits über 200.000 Kinder in 20 Ländern von diesem Programm profitieren. In renommierten Wissenschaftsmagazinen veröffentlichte Studien belegen, dass es das Gesundheitsbewusstsein von Kindern deutlich gestärkt hat. "Das Programm 'FIFA 11 für die Gesundheit' führt unter anderem dazu, dass Sport in Schulen immer wichtiger wird", sagte der nationale Projektleiter in Ghana, Dr. Prince Pambo. "Schulsport erlebt durch die Lieferung von FIFA-Ausrüstungskits einen enormen Aufschwung und erhöht die aktive Beteiligung in Schulen. Das Programm setzte in Ghana auch eine Diskussion über potenzielle Gefahren der öffentlichen Gesundheit in Gang, einschließlich Fettleibigkeit bei Kindern."

Neueste Entwicklungen im Kampf gegen Doping diskutiert Die medizinische Konferenz bot außerdem die Gelegenheit, mit allen Mitgliedsverbänden über die neuesten Entwicklungen im Kampf gegen Doping zu diskutieren. David Howman, der Generalsekretär der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), verwies auf die langjährige Zusammenarbeit der FIFA und der WADA sowie auf die Einführung neuer Maßnahmen, wie etwa des biologischen Profils von Sportlerprogrammen. "Die Aufgabe der WADA besteht vorrangig darin, die Rechte der sauberen Sportler zu wahren, sodass diese volles Vertrauen in das globale Anti-Doping-System haben können", sagte Howman. " war die erste Mannschaftssportveranstaltung, bei der jeder Teilnehmer getestet wurde. Jeder wurde zwecks des Profils getestet, das anschließend in das Labor in Lausanne gebracht wurde, um die Spielerpässe auszustellen. Das ist sehr wichtig für die FIFA und die WADA."

Prof. Dvorak nutzte die Gelegenheit, um in Zusammenarbeit mit dem Labor in Köln die Einführung innovativer Anti-Doping-Tests bekannt zu geben, um bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015 auch Gendoping-Sünderinnen auf die Schliche zu kommen. "Wir haben die Möglichkeit, die kurze interferierende Ribonukleinsäure zu analysieren, die auf der Doping-Liste der WADA steht. Die ersten Tests wurden bereits im Labor in Köln durchgeführt", sagte Prof. Dvorak. "Im Gegensatz zur WM in Brasilien werden jedoch nicht alle Spielerinnen getestet. Wir werden nur bestimmte Mannschaften testen und dabei großen Wert auf die Qualität legen, indem im Kampf gegen Doping auch Gentests durchgeführt werden."