Donnerstag 01 Februar 2018, 08:39

Gardiner: "Fussball hat die Kraft, das Leben dieser Kinder zu verbessern"

  • FIFA Technical Experts´ Workshop in Doha

  • Rund 100 fussballbegeisterte Kinder machen mit

  • "Fussball hat die Kraft, das Leben dieser Kinder zu verbessern"

Das Grassroots-Festival in Kolumbien war gerade zu Ende gegangen, als die Mutter eines Teilnehmers auf die Instruktoren und Trainer zukam. Sie berichtete gerührt von der Freude ihres Sohnes am Kurs und seinem emotionalen Fazit: Das sei der beste Tag seines Lebens gewesen.

Als FIFA Grassroots-Experte Stanley Gardiner beim FIFA Technical Experts´ Workshop in Doha dieses ganz besondere Erlebnis erzählt, leuchten seine Augen. "Genau deshalb liebe ich meinen Job. Er eröffnet mir die Möglichkeit, wirklich etwas zu bewegen und zu verändern. Das ist ein zutiefst befriedigendes Gefühl", sagt er.

Die Freude, die Gardiner bei der Arbeit mit den Kleinen empfindet, zeigt er auch in Katar, wo knapp hundert fussballbegeisterte Kinder ihr Können am Ball testen. Das Grassroots-Festival dient acht FIFA-Experten dazu, nach den Theoriestunden am Morgen im praktischen Teil des Workshops ortsansässige Trainer im Umgang mit den Kindern zu schulen.

Der Spaß am Spiel sowie die Vermittlung von Werten wie Respekt und Fairplay stehen dabei im Vordergrund. Fussball ist für alle – unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion, ethnischem und sozialem Hintergrund – und kann überall gespielt werden. Es ist eine Schule fürs Leben. Für Stanley Gardiner jeden Tag aufs Neue. "Die Kinder treiben einen dazu an, ein besserer Mensch zu werden, denn man nimmt für sie eine Vorbildfunktion ein", erklärt er.

Seit neun Jahren ist Gardiner als FIFA-Grassroots-Experte tätig. Seine Aufgabe besteht darin, Grassroots-Instruktoren auszubilden, die wiederum die Grassroots-Trainer in den jeweiligen Mitgliedsverbänden unterrichten. Die Instruktoren und Trainer inspirieren Gardiner. "Sie helfen mir mit ihrer Erfahrung, sodass am Ende ein ausgewogener Kurs konzipiert werden kann, von dem Kinder auf der ganzen Welt profitieren", sagt er.

Vier bis sechs Monate dauert die Vorbereitung für ein Grassroots-Festival. Sie besteht aus administrativer Arbeit wie die Festlegung des Austragungsorts, der Buchung von Unterkünften und das Schicken des Materials sowie die Entwicklung des Programms – je nachdem, auf welchem fussballerischem Level sich die teilnehmenden Kinder befinden.

Für die Mitgliedsverbände ist dabei die Finanzierung die größte Herausforderung. "Manche Länder haben weniger Ressourcen als andere. Aber ich bin davon überzeugt, dass das FIFA-Forward-Programm helfen wird, das Geld an die richtigen Stellen zu bringen."

In Doha ist er in seinem Element. Er läuft beschwingt über den Rasen, feuert die Kinder an und wirft ihnen die Bälle zu. Sie dribbeln um die Hütchen, versuchen sich an Doppelpässen und befördern den Ball ins Tor. Und wenn das mal nicht so funktioniert wie gewünscht, ist es auch nicht schlimm, denn dann wird dennoch in die Hände geklatscht, bevor es weitergeht – mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

"Die Kinder geben mir so viel zurück. Sie genießen das Spiel von ganzem Herzen und zeigen, dass man niemals die Freude verlieren sollte – auch wenn das Leben nicht immer positiv verlaufen mag", freut sich Gardiner und fügt an: "Viele Teilnehmer an Grassroots-Festivals haben mit schwierigen Situationen in ihrem Leben zu kämpfen. Durch den Fussball haben sie die Möglichkeit, sich davon zu befreien und sich neue Ziele zu setzen. Fussball hat die Kraft, das Leben dieser Kinder zu verbessern."

Nachdem ein letztes Mal ein Kreis gebildet und der Teamgeist beschworen wird, verlassen die Kinder glückselig das Spielfeld und berichten ihren Eltern angeregt von ihrem Fussballerlebnis.

Stanley Gardiner blickt ihnen zusammen mit seinen Kollegen hinterher und resümiert in der Analyse nach der Übungseinheit: "Ob in Katar oder in Kolumbien – an Tagen wie diesen realisiert man, wie bedeutend die Kurse für die Kinder sind. Das müssen wir uns vor Augen führen - immer wieder."