Samstag 21 Dezember 2019, 13:35

Linari und der Durchbruch für Italien

  • 2019 gelang dem Frauenfussball in Italien der Durchbruch

  • Die Frauenauswahl des Landes feierte einen historischen Auftritt bei der WM in Frankreich

  • Elena Linari blickt auf dieses wichtige Jahr für Italien und ihre Karriere zurück

"Niemand hatte ein so gutes Ergebnis erwartet, nicht einmal wir selbst!"

Laut der aus der Toskana stammenden Verteidigerin wurde dem Team jedoch sehr schnell bewusst, dass diese WM zu einem Erfolg werden könnte.

Die Italienerinnen unterlagen schließlich im Viertelfinale dem späteren Finalisten Niederlande. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte die Auswahl von Milena Bertolini bereits weltweit Aufmerksamkeit erregt. Und zu Hause in Italien stand der Frauenfussball mehr im Rampenlicht als je zuvor.

"Die Leute wenden sich mehr und mehr dem Frauenfussball zu. Sie verfolgen unsere Auftritte im Fernsehen und in den sozialen Netzwerken, es finden sich Sponsoren – vor einigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Außerdem gibt es jetzt viele Mädchen die sich für die Fussballschulen von Inter Mailand, AC Milan oder Juve anmelden wollten. Die WM hat uns wirklich einen Schub gegeben."

Linaris drei Sternstunden im Jahr 2019:

  • Das Achtelfinale gegen die VR China: "Alle haben mir gesagt, ich hätte sehr gut gespielt! Daran werde ich mich mein ganzes Leben lang erinnern."

  • Das erste Tor für Atleti: "Auch das werde ich nie vergessen, weil es mein erstes Tor im Profifussball war. Ich habe es in einem Ligaspiel gegen Logroño erzielt, und das war ein ganz besonderer Moment, weil ich nicht häufig zum Einsatz kam und mir dann dieser wichtige Treffer für das Team gelungen ist."

  • Die Niederlage im Finale der Copa de la Reina: "Wir haben gegen Real Sociedad [San Sebastián] verloren, und sicher werde ich mich noch in einigen Jahren daran erinnern, weil auch Niederlagen einen in der Entwicklung enorm voranbringen können."

Wenn Linari heute Bilanz zieht, zweifelt sie keine Sekunde: "2019 war eines der besten Jahre meines Lebens." Dennoch brachte das Jahr für sie auch schwierige Momente. "Die letzten Monate waren super, aber ich habe auch viel gelitten", meint sie und erklärt uns auch warum.

Die Komfortzone verlassen

Linari ist die einzige Spielerin der italienischen Nationalmannschaft, die auf Vereinsebene außerhalb Italiens aktiv ist. In der Saison 2018/19 heuerte sie bei Atlético Madrid an. "Ich bin weggegangen, weil ich eine Herausforderung gesucht habe. In Italien hatte ich es sehr bequem und kam immer zum Einsatz. Aber ich wollte mich weiterentwickeln und bei Atleti konnte ich das."

Die Komfortzone zu verlassen war auf jeden Fall gut, aber auch nicht einfach. "Ich war keine Stammspielerin mehr. Also musste ich die Elena aus Italien, die immer gespielt hatte, hinter mir lassen und als Profi ganz neu anfangen. Ich fing an, nach dem Training und den Spielen noch allein zu arbeiten. Dadurch habe ich mir auch im Nationalteam einen Stammplatz erobert."

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Von der Reservistin zur Stammspielerin

Das war ein weiterer Erfolg. Linari feierte ein erfolgreiches Jahr mit Atleti, mit dem sie die Liga gewann und im Pokal den zweiten Platz belegte, hatte jedoch auch im italienischen Nationalteam keinen Stammplatz.

Dann zog sich Cecilia Salvai wenige Monate vor der WM eine Verletzung zu, und das Casting für den Platz in der Innenverteidigung neben der Spielführerin Sara Gama war eröffnet. Linari war bereit, sich in Bestform zu präsentieren.

In Frankreich spielte sie auf einem hervorragenden Niveau. Bertoli kam gar nicht auf den Gedanken, in der Innenverteidigung jemand anders aufzubieten. In der Qualifikation für die EURO 2021 zählt Linari nun zu den Stützpfeilern des italienischen Teams. "Die schwierige Phase hat mir viel Energie gegeben."

Zukunftspläne

Linari hat die Akkus aufgeladen und ist zu allem bereit. Wir wollten wissen, welche Wünsche sie für 2020 hat.

"Ich möchte weiterhin so glücklich sein wie jetzt und gesund bleiben, weil meine Oma mir immer sagt, dass Gesundheit sehr wichtig ist. Da hat sie recht. Außerdem würde ich gern mit Atleti viele Titel gewinnen und mich mit dem Nationalteam für die EURO qualifizieren. Nach der WM haben wir hohe Erwartungen an uns selbst, und das ist gut so."