Montag 17 Dezember 2018, 08:36

Stars des Frauenfussballs als Protagonisten für Kinderbücher

  • Am 2. April ist Internationaler Kinderbuchtag

  • Anja Gatu zu ihren Büchern über Stars des Frauenfussballs

  • Die Geschichten drehen sich um die Kindheit von Spielerinnen wie Marta, Asllani und Sjögran

Fussballer sind heute nicht selten globale Megastars, die als Wandgemälde die Fassaden ganzer Gebäude schmücken und Woche für Woche sie vor ‑zigtausend Zuschauern spielen. Da ist es durchaus erfrischend, wenn auch einmal ihre menschlichen Seiten in den Vordergrund gerückt werden.

Kinder in Schweden können genau darüber etwas lesen, denn einige der größten Stars der Nation führen in einer Kinderbuchreihe eine Art paralleles Leben. Die Schriftstellerin Anja Gatu lässt in ihre Geschichten Kindheitserfahrungen einfließen, wie sie beispielsweise die schwedischen Nationalspielerinnen Kosovare Asllani und Therese Sjögran sowie die mehrmalige The Best – FIFA-Weltfussballerin Marta gemacht haben.

"Kinder wachsen heutzutage oft unter großem Druck auf, perfekt sein zu müssen", erzählte Gatu vor einiger Zeit gegenüber FIFA.com. "Ich denke dass es für sie eine große Hilfe ist, wenn sie lesen, dass die Vorbilder und Idole aus der heutigen Nationalmannschaft auch einmal Kinder waren, dass auch sie ihre Probleme hatten und dass auch sie etwas beängstigend war, ohne ihre Eltern oder Freunde in ein Fussballcamp zu fahren.

Es geht darum, Vorbilder zu schaffen, die menschlich sind, die nicht stets perfekt und nicht in jeder Situation superstark sind. In sehr vielen Kinderbüchern geht es um Superhelden. Ich verstehe durchaus, warum Kinder so etwas gerne lesen, aber ich halte es für wichtig zu zeigen, dass man eben auch mal schwach sein darf und es trotzdem schaffen kann, Profifussballer zu werden."

Ihr 2018 erschienenes Buch Rakt i krysset, Kosse! (Jag ihn in den Winkel, Kosse!) ist bereits das dritte, das sich um Asllani dreht. Sie bringt damit offenbar eine Saite bei den Kindern zum Schwingen. "Es macht großen Spaß, über Kosovare zu schreiben, weil sie ein echt interessanter Charakter ist. Ich verstehe sehr gut, warum sie so beliebt ist", so Gatu.

"In meinen Büchern schummelt sie, wenn sie mit ihren Brüdern spielt. Oder sie versteckt sich im Gebüsch, um beim Training nicht so viel laufen zu müssen. Sie macht eine ganze Menge böse Sachen! Aber sie ist auch absolut loyal gegenüber ihren Freunden und in vielerlei Hinsicht sehr vorbildlich. Ich denke, die Kinder mögen sie so sehr, weil sie sich mit ihr identifizieren können und all diese Eigenschaften in ihr sehen."

Die halbbiografischen Geschichten liefern der Autorin vorgefertigte, komplexe Charaktere, aus denen Sie für ihr Publikum verwendbare Geschichten entwickelt, die Themen wie die Selbstwahrnehmung oder die Überwindung von Nervosität abdecken. Außerdem zeigen sie die Herkunft bestimmter Eigenschaften, die heute noch bei den Protagonisten zu erkennen sind.

"Im ersten Buch bekommt Therese eine Rote Karte. Schon seit 15 Jahren berichte ich über sie und folge ihr rund um die Welt", so die frühere Sportreporterin über die schwedische Rekordnationalspielerin. "Für sie war diese Rote Karte in ihrer Kindheit ein so großes Trauma, dass sie extrem darauf achtet, dass so etwas nicht wieder passiert."

Die Erzählungen über Asllani und Sjogran sind kurze, illustrierte Bücher für Sechs- bis Neunjährige. Die Geschichte über Marta hingegen ist deutlich länger und für Kinder bis zwölf gedacht. "Das ist eine etwas andere Geschichte. Sie beginnt schon in der Zeit, als sie noch nicht zur Schule gehen konnte."

Das Buch basiert deutlich enger auf der wahren Kindheit der vielfachen FIFA-Weltfussballerin und zeichnet wichtige Stationen ihres Weges nach, auf dem sie sich gegen die herrschende Sichtweise des Frauenfussballs durchsetzte und sich ihren Platz an einer Fussballakademie in Rio verdiente, nachdem sie mit viel Mühe das nötige Geld für ihren großen Schritt beschafft hatte.

Bisher sind die neun Bücher Gatus nur auf Schwedisch und Dänisch erschienen. Als nächster Schritt ist eine Ausweitung auf weitere Sprachen und auf weitere Sportstars geplant. "Wenn die Kinder die Stars irgendwo im Fernsehen verfolgen und dann etwas über sie lesen können, ist das eigentlich die perfekte Kombination."