Freitag 18 August 2023, 14:00

FIFA-Frauenfussballtagung gibt weltweit Anreize für ehrgeizige Ziele

  • Abschluss der Frauenfussballtagung unter Beteiligung vieler FIFA-Mitgliedsverbände aus der ganzen Welt

  • Musterlösungen für die weitere Förderung des Frauenfussballs im Anschluss an die Frauen-WM 2023

  • Zahlreiche prominente Gäste am zweiten Tag vor dem WM-Finale am Sonntag

Inspiration und Chancen durch die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Australien & Neuseeland 2023™ standen am Samstag im Mittelpunkt des zweiten und letzten Tages der FIFA Frauenfussballtagung, bei der die weltweite Fussballfamilie im International Convention Centre in Sydney zusammenkam.

Im Anschluss an das anregende und umfassende Programm des ersten Tages und im Vorfeld des vielversprechenden Finales der Frauen-WM am Sonntag rückten die beiden letzten der insgesamt fünf Pfeiler der FIFA-Frauenfussballstrategie in den Fokus, nämlich Kommunikation und Vermarktung sowie Aufwertung des Frauenfussballs.

Zum Auftakt hielt FIFA-Frauenfussballdirektorin Sarai Bareman am Morgen eine bewegende und mitreissende Rede. Nach der sehr persönlichen Präsentation, in die sie ihre Erfahrungen des letzten Monats und ihre grosse Freude über die augenscheinlichen Fortschritte des Frauenfussballs einfliessen liess, blieb kaum ein Auge trocken.

4. Pfeiler: Kommunikation und Vermarktung

An der einleitenden Podiumsdiskussion zum Thema "Neue Vorbilder", die vom ehemaligen englischen Nationalstürmer Ian Wright geleitet wurde, nahmen mit dem paralympischen Superstar Ellie Cole und den beiden Weltmeisterinnen Carli Lloyd und Briana Scurry prominente Gäste teil, denen im Laufe des Tages viele weitere folgen sollten. Die drei Sportlerinnen gingen auf ihren persönlichen Werdegang und inspirierende Ereignisse ein.

"Ohne den Erfolg [der USA 1999] wären ich und viele andere jetzt nicht hier. Damals wollte ich unbedingt bei der WM und den Olympischen Spielen dabei sein. Alles hat einfach perfekt gepasst. Das war wirklich ein Anreiz, und ohne den Erfolg dieses Teams wäre ich jetzt sicher nicht hier." Carli Lloyd

"Meine Vorbilder waren meine Eltern, weil es damals keine Idole gab, zu denen ich aufschauen konnte. Unsere Töchter und Enkelinnen können jetzt diese unglaublichen Vorbilder bei dem bewundern, was sie am besten können. Alle Länder, die hier zum ersten Mal dabei waren, haben jetzt eine gute Basis für die weitere Entwicklung. Das ist ungeheuer viel wert." Briana Scurry

"Die kulturelle Bewegung des Frauenfussballs: die Investoren“ wurde von Amy Duggan, ehemalige Nationalspielerin und Vorstandsmitglied des australischen Fussballverbands, moderiert. Bei der Podiumsdiskussion mit Andrea Fairchild (Visa), David Neal (Fox Sports USA) und Christine Holgate (Team Global Express) ging es um das enorme wirtschaftliche Potenzial des Frauenfussballs.

"Fussballspielerinnen gehören zu den Wortführerinnen im weltweiten Kampf gegen die Ungleichbehandlung von Frauen. Wir können ihnen eine Bühne bieten und ihren Stimmen mehr Gehör verschaffen. Wir freuen uns sehr, dass wir die Entwicklung vorantreiben und jungen Mädchen die Chance bieten können, sich an solchen Idolen und Vorbildern zu messen. Sie haben jetzt etwas, an dem sie sich orientieren und nach dem sie streben können." Andrea Fairchild

Bei der Podiumsdiskussion "Die kulturelle Bewegung des Frauenfussballs: Schaffen einer Identität" ging es um Strategien zum Aufbau einer Marke im Frauenfussball. Unter der Leitung der Veranstaltungsmoderatorin Carol Tshabalala erörterten Sarah Walsh (Australien), Fabimar Franchi (CONMEBOL), Romy Gai (FIFA) und Kelly Simmons (England) das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

"Wir haben uns die USA und deren Marke und Erfolge angeschaut. Wir sind nicht vom Status des Teams von vor drei Jahren ausgegangen, sondern von unserer Vision für das Team. Mit dieser Vision haben wir Geschäftspartner gewonnen. Beim Stichwort Markenidentität muss ich den Spielerinnen ein Kompliment machen. Dieses Team hat unsere Erwartungen auf und neben dem Platz weit übertroffen. Ich kann noch immer nicht fassen, dass das Halbfinale gegen England die beliebteste TV-Sportsendung in diesem Land war." Sarah Walsh

5. Pfeiler: Aufwertung des Frauenfussballs

Unter dem Motto "Ein Turnier der Premieren“ wurden die zahlreichen Erfolge des letzten Monats, wie die Ausweitung des Turniers auf 32 Teams, die erste Frauen-WM auf der Südhalbkugel oder die Rekordkulissen in den Stadien und an den Fernsehgeräten, noch einmal eingehend gewürdigt. Carol Tshabalala moderierte die Diskussion mit Johanna Wood (Präsidentin des neuseeländischen Fussballverbands), James Johnson (Geschäftsführer des australischen Fussballverbands), Nadine Keßler (Bereichsleiterin Frauenfussball bei der UEFA) und Monique André (Vizepräsidentin des haitianischen Fussballverbands).

"Die Qualifikation für diese WM hat uns sehr gefreut und stolz gemacht. Wir hatten uns im Jugendbereich schon für Weltmeisterschaften qualifiziert, und die Männer waren 1974 erstmals dabei, aber diesmal war es noch etwas anderes. Ein wirklich unvergesslicher Moment für das ganze Land. In Anbetracht der Instabilität und Unsicherheit, mit der wir täglich leben müssen, hat mich das wirklich sprachlos gemacht. Eine Welle der Begeisterung ist durch das ganze Land geschwappt, das von Anfang an geschlossen hinter den Spielerinnen stand. Sie haben ihren Traum verwirklicht." Monique André

Dem Thema "Fussballtechnologie bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™" nahmen sich die FIFA-Delegierten Johannes Holzmüller und James France-Sargeant an. Sie gingen im Detail auf die Technologie ein, die bei der WM in Australien und Neuseeland eingesetzt wurde, darunter die Durchsagen der Schiedsrichterinnen über die Stadionlautsprecher nach VAR-Interventionen, die halbautomatische Abseitstechnologie sowie die neu eingeführte FIFA Player App.

"Diese Auflage der Frauen-WM war in technologischer Hinsicht die fortschrittlichste aller Zeiten. Mit der FIFA Player App konnte sich jede Spielerin ihre Trackingdaten wie Laufleistung oder zurückgelegte Distanz anschauen und ihre Leistung direkt nach jedem Spiel besser einschätzen. Wir freuen uns, dass mehr als 400 Spielerinnen diese App heruntergeladen und während des Turniers genutzt haben." James France-Sargeant

Kari Seitz, die Leiterin der Frauensektion der FIFA-Schiedsrichterabteilung, ging in ihrer Präsentation "Schiedsrichterwesen im Blickpunkt" im Detail auf die umfangreiche Vorbereitung und die Investitionen der FIFA im Vorfeld des Turniers ein.

"Wir wissen, dass die Erwartungen an die Frauen-WM alle vier Jahre steigen. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Spieloffiziellen die Erwartungen erfüllen oder übertreffen. Dieser Sport hat sich verändert, und es sind hohe Investitionen erforderlich, um mit der Entwicklung Schritt zu halten. Die FIFA-Schiedsrichtersubdivision hat viel Geld in diese WM investiert, um die Nase vorn zu behalten. Das Team, in das wir investieren, ist mit einem Profiteam oder einem Nationalteam vergleichbar. Dieses Turnier ist sehr anspruchsvoll, und alle erwarten absolute Bestleistungen. Wir haben einen ganz ähnlichen Ansatz für die Männer-WM, aber die Investitionen in die Frauen-WM waren tatsächlich noch höher.“ Kari Seitz

Zum Abschluss der Podiumsdiskussionen gab es noch eine Vorschau auf das WM-Finale. Unter der Moderation von Amy Duggan sprachen die zweimalige Weltmeistertrainerin Jill Ellis, Ian Wright und FIFA-Legende Melissa Ortiz über die Höhepunkte des Turniers, die Entwicklungen auf dem Spielfeld, ihre Erwartungen an das Finale und darüber, wie sich England und Spanien vor dem entscheidenden Duell präsentieren.

FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura schloss die Tagung mit der Aufforderung an die Entscheidungsträger des Weltfussballs ab, auch nach der WM weiter in den Frauenfussball zu investieren. Ausserdem dankte sie der australischen Regierung dafür, dass Premierminister Anthony Albanese eine Investition von AUD 200 Millionen für die Förderung des Frauenfussballs im Land zugesagt hat. Die Generalsekretärin wurde für ihr grosses und langjähriges Engagement im Vorfeld der Frauen-WM 2023 mit frenetischem Beifall bedacht.