Freitag 13 Mai 2016, 07:58

Martins: Unser Traum ist noch nicht ausgeträumt

Zwei Spieltage sind in der Qualifikation für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal 2017 in Gabun nur noch zu absolvieren und das Team von Mauretanien befindet sich in einer höchst ungewöhnlichen Position: Es hat nämlich noch gute Chancen auf die Teilnahme an der Endrunde der afrikanischen Kontinentalmeisterschaft. Noch beeindruckender ist diese Leistung angesichts der Gegner in Gruppe M: Kamerun, Südafrika und Gambia heißen die Konkurrenten, und insbesondere die ersten beiden sind in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste deutlich weiter vorn zu finden.

Nach vier absolvierten Spielen rangiert das Team aus dem Westen Afrikas nur einen Punkt hinter Tabellenführer Kamerun. Südafrika hat bereits vier Punkte Rückstand, Schlusslicht Gambia sogar fünf. Der Aufschwung wird insbesondere einem Mann zugeschrieben, nämlich dem ehemaligen französischen Nationalspieler Corentin Martins, der sich kürzlich mit FIFA.com über den beispiellosen Erfolg des Teams und den großen Traum des Landes unterhielt.

Bevor er im Oktober 2014 das Team von Mauretanien übernahm, das bislang auf kontinentaler Ebene noch nie eine nennenswerte Rolle gespielt hatte, war Martins Trainer des französischen Amateurklubs Quimper KFC und kurzzeitig Interimstrainer bei Stade Brest gewesen. Dann folgte mit dem Engagement in Mauretanien sozusagen der Sprung ins kalte Wasser.

Schon bei der knappen 0:1-Niederlage in Kamerun zum Auftakt der Qualifikation wurde deutlich, dass man wohl mit Mauretanien rechnen musste: Der Siegtreffer für die Unzähmbaren Löwen gelang Vincent Aboubakar erst kurz vor Schluss der Partie. Martins blickt mit philosophischer Gelassenheit auf diese späte Entscheidung und den verlorenen Punkt zurück: "Solche Dinge gleichen sich über längere Sicht eigentlich meistens aus. Außerdem müssen wir ehrlich zugeben, dass wir in diesem Spiel nicht besonders gefährlich agiert haben. So gesehen war der Sieg der Löwen eigentlich eine logische Konsequenz.

Ende März haben wir selbst dann erst in der Nachspielzeit den Treffer zum 2:1-Sieg gegen Gambia geschafft. Leid tut es mir allerdings um das Rückspiel in Gambia. Dort hatten wir genügend Möglichkeiten, zum Sieg zu kommen, doch wir haben sie alle verpasst und mussten uns am Ende mit einem torlosen Unentschieden begnügen."

Auf den starken Auftritt in Kamerun folgte im zweiten Qualifikationsspiel im September 2015 ein 3:1-Heimsieg gegen Südafrika, den Martins als eigentliche Initialzündung für das Team ausgemacht hat. "Nachdem wir zunächst den Ausgleich kassiert hatten, gelangen uns in der letzten Viertelstunde noch zwei Tore. Dieses Spiel hat alles verändert. Das ist unser Ausgangs- und Bezugspunkt."

Die Entscheidung naht Da nur die Gruppensieger bei der Endrunde dabei sein werden, sind Martins' Schützlinge fest entschlossen, die Tabellenführung zu erobern. Anfang Juni haben sie es beim Heimspiel gegen Kamerun selbst in der Hand. "Das Land fiebert diesem Spiel entgegen", weiß Martins. "Die Vorfreude und die Anspannung sind einfach riesig. Die Fans reden über kaum etwas anderes mehr. Allen ist klar, dass uns ein Sieg auf Platz eins katapultieren würde. Das wäre vor der schweren Reise nach Südafrika Anfang September ein Riesenerfolg. Doch natürlich wissen wir, dass es sehr schwer wird, denn Kamerun hat eine starke Mannschaft mit tollen Stars."

Als Spieler hatte Martins an der UEFA EURO 1996 teilgenommen. Allerdings stand er im Mittelfeld der Bleus in direkter Konkurrenz zum legendären Zinedine Zidane und kam daher insgesamt nur zu recht wenigen Einsätzen. Bezüglich der Endrunde der Afrikameisterschaft hofft er auf den Erfolg. "Natürlich habe ich das Ziel der Qualifikation stets im Hinterkopf. Wir hatten nicht damit gerechnet, nach den ersten vier Spielen so viele Punkte auf dem Konto zu haben. Eigentlich galten Kamerun und Südafrika ja als die Favoriten in unserer Gruppe."

Die aktuellen Erfolge hat sich Mauretanien mit viel Engagement erarbeitet. Es gibt Bestrebungen, die fussballerische Situation im gesamten Land zu verbessern. 2014 gelang mit der Qualifikation für die Afrikanische Nationen-Meisterschaft (an der nur in Afrika aktive Spieler teilnehmen dürfen) erstmals die Teilnahme an einem kontinentalen Turnier. Auch der aktuelle Erfolg ist in erster Linie in der Heimat aktiven Spielern zu verdanken.

Der wohl bekannteste Fussballer des Landes, Adama Ba, hatte erklärt, er wolle nicht für die Nationalmannschaft seines Landes spielen, sondern sich ganz auf seine Karriere beim französischen Erstligisten AJ Auxerre konzentrieren. Nach Martins Worten muss das Team dann eben ohne ihn auskommen. Er ist jedoch weiterhin auf der Suche nach Auslandslegionären, die seine Mannschaft verstärken könnten. "Allzu viele Spieler mit zwei Nationalitäten haben wir nicht. Von den Betroffenen haben sich einige für Frankreich entschieden, was durchaus nachvollziehbar ist. Ich suche weiter nach Spielern, die zu uns kommen könnten. Das gehört hier zu meinen Aufgaben."