Donnerstag 22 Juni 2017, 07:43

Chile - wo Löw gerne hinschaut

  • Bundestrainer schaut gerne über den Tellerrand

  • Chile schon seit Jahren in Löws Fokus

  • Flexibilität und Positionswechsel geschätzt


Von Steffen Potter (Team-Reporter Deutschland) aus Kasan

Sollte ein Weltmeister Vorbilder haben?

Vorbilder – das ist ein Wort, das Joachim Löw vermutlich ohnehin nicht benutzen würde. Das hält ihn aber nicht davon ab, sich auch an dem zu orientieren, was andere Nationen machen.

Schon immer war der Bundestrainer jemand, der gern über den Tellerrand hinausblickt. Unzweifelhaft hat er sich mit seiner Mannschaft über das letzte Jahrzehnt an Spanien orientiert, als La Roja die dominierende Elf des Weltfussballs war. Das auf Ballbesitz und Kurzpass ausgerichtete deutsche Spiel unterstreicht das noch heute, auch wenn es eine ganz eigene Note hat.

Doch sollte sich ein Weltmeister noch an anderen Nationen orientieren? Sich etwas abschauen? Für Löw ist das gar keine Frage.

Stillstand ist Rückschritt. Schon im Vorlauf auf die und bei der EURO 2016 wies er wiederholt darauf hin, dass seine Mannschaft sich weiterentwickeln müsse – nicht nur personell.

Wie passend, dass es da eine weitere Roja gibt, die es dem Trainer des amtierenden Weltmeisters ganz besonders angetan hat. "Chile beobachten wir schon seit vielen Jahren ganz genau, sie haben schon seit 2010 ein ganz besonderes System gespielt", sagte er am Vorabend des zweiten Gruppenspiels des FIFA Konföderationen-Pokals gegen genau diese Chilenen, die sich als Südamerika-Champion qualifiziert haben.

Es ist vor allem ein Aspekt bei Chile, der es dem Bundestrainer angetan hat. Ein Aspekt, den er in den letzten Jahren immer wieder als notwendigen Punkt der Weiterentwicklung bei seiner Mannschaft ausgemacht und auch öffentlich herausgestellt hat.

"Chile ist eine Mannschaft, die unglaublich flexibel ist, wie vielleicht kaum eine andere Mannschaft. Sie sind sehr unberechenbar", so Löw, der bei diesem Thema gerne einmal ein wenig schwärmerisch wird. "Es ist variabel, aber es ist durchdacht, was sie spielen. Es ist nicht planlos, sie wechseln ständig die Positionen."

Es sind nicht die üblichen Nettigkeiten, die Löw da verteilt. Da spricht echter Respekt, echtes Interesse an dem, was die Südamerikaner im Lauf der letzten Jahre aufgebaut haben. "Sie sind so variabel, dass man manchmal gar nicht sagen kann, auf welcher Position sie eingeteilt sind", fuhr er fort. "Sie gehen lange Wege, sind eben noch hinten und dann auf einmal weit vorne, um ein Tor zu erzielen. Da gilt es, diese Wege mitzulaufen."

Man darf davon ausgehen, dass die angestrebte taktische Flexibilität – ob nun geplante Positionswechsel oder eine variable Änderung der Grundformation für die deutsche Nationalmannschaft auf dem Weg zur Titelverteidigung bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ Trainingsschwerpunkte bleiben werden.

Für seine aktuell hier versammelten Spieler hatte Löw angesichts der chilenischen Zweikampfstärke noch eine konkrete Forderung parat: "Gutes Zweikampfverhalten, das heißt Ballgewinne! Das ist schlau. Und nicht Foul zu spielen!"