Dienstag 13 Dezember 2016, 16:56

Endo: Zusatzmotivation aus katastrophengeschüttelter Heimatregion

Mit seinem Auftakttreffer im Spiel gegen die Mamelodi Sundowns am letzten Sonntag brachte der Mittelfeldspieler Yasushi Endo die Kashima Antlers in der zweiten Runde der FIFA Klub-Weltmeisterschaft Japan 2016 auf die Siegerstraße. In einem Exklusiv-Interview mit FIFA.com spielt Endo seinen Beitrag zum Sieg des J.League-Champions bescheiden herunter und erklärt, warum seine Heimatregion ihn dazu motiviert, im Fussball nach Ruhm und Ehre zu streben. "Dieses Tor habe ich nicht allein erzielt. Es war das Ergebnis der guten Zusammenarbeit im Team, und ich habe nur für den Abschluss gesorgt. Mein Dank gilt meinen Teamkameraden", so Endo mit Bezug auf seinen Linksschuss gegen den Klub aus Südafrika.

Kashima trifft nun am Mittwoch im Halbfinale in Osaka auf den Südamerikameister Atlético Nacional. Gegen die einzige kolumbianische Mannschaft, die die Copa Libertadores zwei Mal gewinnen konnte, will man sich in Bezug auf Leistung und Intensität noch einmal steigern. Endo ist zuversichtlich, dass Kashima die jüngste Siegesserie fortsetzen und das Finale erreichen kann.

"Südamerikanische Klubs sind technisch sehr versiert", meint der 28-Jährige. "Die Spieler sind schnell und können mit ihrem temporeichen Passspiel Torchancen herausspielen. Das muss uns bewusst sein, doch wenn es uns gelingt, eigene Chancen zu verwerten, ist ein Sieg durchaus möglich."

Kashima hat den Sprung ins Halbfinale zwar geschafft, war jedoch schleppend in die ersten beiden Spiele gestartet. In der ersten Halbzeit der Auftaktpartie gegen Auckland City fanden die Antlers zunächst nicht zu ihrem Rhythmus, sicherten sich nach anfänglichem Rückstand jedoch noch einen 2:1-Sieg. Auch gegen die Sundowns waren sie zunächst spielerisch unterlegen, steigerten sich dann allerdings in der zweiten Hälfte und setzten sich schließlich mit 2:0 durch.

"Wir sind zum ersten Mal gegen diese Teams angetreten. Wenn man nicht viele Informationen über eine Mannschaft hat, ist es schwierig", so Endo. Der Südamerikameister wird nun wieder eine ganz andere Herausforderung darstellen. Endo freut sich schon darauf.

Freude übermitteln "Ich glaube, die Spieler werden groß sein, es hat also keinen Sinn zu versuchen, sie mit physischer Überlegenheit zu schlagen. Wir müssen den Ball am Boden halten, einige Steilpässe in den Rücken ihrer Abwehr spielen, in Ballbesitz bleiben und als Mannschaft gut zusammenarbeiten. Wenn uns das gelingt, können wir ihre Abwehr meiner Meinung nach überwinden und Treffer erzielen - genau wie gegen die Sundowns", so der Spieler, der während seiner gesamten Karriere ausschließlich für Kashima aktiv war.

Der talentierte Mittelfeldspieler ist natürlich erpicht auf Erfolge im Fussball, doch er wird auch von dem getrieben, was in Japan gemeinhin als der "Geist von Tohoku" bekannt ist. Fünf Kashima-Spieler, die bei dieser Klub-Weltmeisterschaft zum Einsatz gekommen sind, stammen aus Tohoku, der größten Region auf Japans Hauptinsel Honshu. Im Einzelnen sind dies der Mittelfeldspieler Mitsuo Ogasawara und der Verteidiger Shuto Yamamoto (beide aus Iwate), der Mittelfeldspieler Gaku Shibasaki (Aomori), Shoma Doi (Yamagata) sowie Endo, der in Miyagi zur Welt kam.

Am Ende jeder Saison kehrt Endo nach Tohoku zurück, um sich als freiwilliger Helfer einzubringen und nach dem Erdbeben und Tsunami, die Nordost-Japan im März 2011 verwüsteten, einen Beitrag zum Wiederaufbau der Region zu leisten. J.League-Spieler aus Tohoku und weitere Fussballer, die bereit sind, zu helfen, haben eine Organisation für Spieler gegründet, die "vom Geist von Tohoku beseelt sind". Die Katastrophe richtete in vielen Gebieten enorme Schäden an, so auch in der Stadt Shiogama, in der Endo während seiner fussballerischen Ausbildung mehrere Jahre verbrachte, sowie in Ibaraki, wo sich das Heimstadion der Kashima Antlers befindet. Mehr als fünfeinhalb Jahre sind seit der Naturkatastrophe vergangen, doch der Wiederaufbau von Tohoku ist noch in vollem Gange. Die harten Lebensumstände, unter denen viele Menschen in der Region noch immer zu leiden haben, inspirieren Endo ebenfalls dazu, so gut zu spielen, wie er nur kann.

"Ich will auf jeden Fall gegen Atlético gewinnen", sagt er. "Nachdem Kashima den J.League-Titel gewonnen hatte, haben viele Menschen aus Tohoku mir geschrieben, dass sie dies aufgemuntert hat. Ich habe mich sehr über diese Kommentare gefreut. Ich werde mich auch weiterhin als freiwilliger Helfer engagieren und dafür sorgen, dass die Katastrophengebiete nicht in Vergessenheit geraten. Dafür werde ich gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Organisation sorgen."

Endo ist sich sicher, dass die Krönung der Antlers zum Klubweltmeister ein großer Ansporn für die Einwohner von Tohoku wäre.

"Ein Turniersieg würde die Stimmung aller Menschen in Tohoku heben. Das steht fest. Ich möchte ihnen gern die frohe Botschaft überbringen, dass Kashima den Titel gewonnen hat. Wie auch unsere Gegner heißen: Wenn wir als Team alle an einem Strang ziehen, auch die Jungs auf der Bank, dann können wir ein gutes Ergebnis erzielen. Davon bin ich felsenfest überzeugt."