Zamalek und Zesco: Hoffen auf die Heimstärke

In den 19 Jahren seit Einführung einer Gruppenphase in Afrikas Königsklasse gab es nur drei Mal ein Finale mit Beteiligung einer Mannschaft aus dem Südteil des Kontinents. In diesem Jahr wird es definitiv ein viertes Mal so sein, denn in den Halbfinals der CAF Champions League treffen jeweils die beiden verbliebenen Klubs aus dem Norden und dem Süden des Kontinents aufeinander.

Am Freitag geht es los mit dem nordafrikanischen Duell des Kairoer Klubs Zamalek gegen den marokkanischen Rivalen Wydad Casablanca in Alexandria. Einen Tag später macht sich der amtierende südafrikanische Meister Mamelodi Sundowns dann auf die Reise nach Sambia zu Zesco United.

Zamalek, mit fünf Titeln zweithäufigster Gewinner des Wettbewerbs, landete in der Gruppe überraschend hinter den Sundowns auf Platz zwei und trifft nun mit Wydad auf einen Stammgast der CAF Champions League, der vom langjährigen Liverpooler Spieler und Trainer John Toshack trainiert wird. Zu den zahlreichen Trainerstationen des walisischen Weltenbummlers gehören unter anderem Real Madrid und die Nationalmannschaft seines Landes. Gegenüber den Medien erklärte er diese Woche, sein Gastspiel in Afrika sei bislang ein Erfolg.

"Ganz ehrlich: Wenn wir gewinnen, dann wäre das aus verschiedenen Gründen die erfolgreichste Zeit meiner Karriere. Weil es einfach so viele Dinge gab, mit denen wir fertig werden mussten", sagte Toshack, der seine Zukunft ansonsten offen ließ. "Hier geht halt schnell mal was schief", so Toshack. "Und wenn es mal wieder so weit ist, weiß ich nicht, ob ich noch mal die Geduld habe, das zu bereinigen. Warten wir ab, wie das Halbfinale läuft. Danach ist ein guter Zeitpunkt, Bilanz zu ziehen."

Bei Gegner Zamalek ist Moemen Soliman erst seit weniger als einem Monat nicht mehr Interims- sondern Cheftrainer. Seit Soliman die Nachfolge von Mohamed Helmy angetreten hat, sind die Weißen Ritter mit ihm an der Seitenlinie ägyptischer Pokalsieger geworden. Obendrein hat er sie ins Halbfinale der CAF Champions League geführt.

Allerdings hat er gegen Wydad keinen etatmäßigen Linksverteidiger mehr zur Verfügung. Ali Fathi ist verletzt und Mohamed Adel Gomaa und Hamada Tolba, die diese Position ebenfalls besetzen könnten, haben den Verein verlassen. Nun wird also zum Problem, dass Casablanca ins Risiko gegangen ist und mit Fathi nur einen Linksverteidiger für die CAF Champions League gemeldet hat.

Die Spieler von Wydad sind sich der Schwere der Aufgabe bewusst. So spricht etwa der sechsfache Champions-League-Torschütze Reda Hajhouj von der Vorschlussrundenbegegnung als einem "Endspiel".

"Ich wäre lieber erst im Finale auf Zamalek getroffen, dann hätten wir ein rein arabisches Endspiel gehabt. Jeder weiß, wie spannend und wie gut Endspiele zwischen arabischen Vereinen sind. Dieses Halbfinale ist ein vorweggenommenes Finale."

Sundowns nicht unterzukriegen Rein nordafrikanische Endspiele sind in diesem Wettbewerb eher die Regel als die Ausnahme. Ein rein südafrikanisches hingegen wäre geradezu historisch gewesen. Dass es dazu nun nicht kommen kann, stört Pitso Mosimane indes kaum.

"In dieser Phase des Wettbewerbs nimmt man es, wie es kommt. Wer das Halbfinale erreicht, hat es auch verdient", stellt der Trainer der Mamelodi Sundowns klar. "Schwache Mannschaften gibt es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr und wir müssen zwei Mal Topleistung bringen, um uns gegen Zesco United durchzusetzen."

Laut Mosimane fürchtet seine Mannschaft keinen Gegner, nachdem sie bereits ausgeschieden war – die Niederlage aufgrund der Auswärtstorregelung gegen AS Vita Club wurde von der CAF am grünen Tisch aufgehoben – und danach eine schwierige Gruppe überstanden hat, denn: "Man muss sich doch nur mal unsere Gegner in der Gruppenphase ansehen. Wir hatten den fünfmaligen Gewinner Zamalek und wir hatten die beiden zweimaligen Titelträger ES Setif und Enyimba. Wir waren krasser Außenseiter. Jeder hielt uns für reine Punktelieferanten, aber dann waren wir schon am vorletzten Spieltag der Gruppenphase als Tabellenführer durch."

Mosimane muss gegen die Sambier ohne seinen kolumbianischen Stürmer Leonardo Castro auskommen, der sich im Ligabetrieb verletzt hat. "Wir mussten schon so viele Spieler ersetzen", bleibt der Trainer gelassen. "Und sei es, weil sie uns inzwischen verlassen haben. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir ein starkes Spiel machen werden."

Der ehemalige sambische Nationalspieler Clifford Mulenga, der bei Zesco aktiv war, glaubt indes, dass sich sein ehemaliger Verein in den beiden Spielen durchsetzen kann. Seine Begründung: "Es wurden einige sehr gute Spieler verpflichtet, die den Sundowns alles abverlangen werden. Außerdem hat Zesco in den kontinentalen Vereinswettbewerben viel mehr Erfahrung und fast alle Spieler sind Nationalspieler. Das ist ein Vorteil."