Mittwoch 02 März 2016, 13:03

Ryan Giggs: 25 Jahre im Rampenlicht

Sir Alex Ferguson hatte ihn einst als den besten Spieler der Premier-League-Ära bezeichnet, und die Fans von Manchester United machten ihm sogar ein noch größeres Kompliment, als sie ihn 2011 auf Vereinsebene zum besten Spieler aller Zeiten wählten: Ryan Giggs. Er reagierte darauf in der für ihn typischen bescheidenen Art und sagte, er könne gar nicht glauben, dass er solche Koryphäen wie George Best und Bobby Charlton geschlagen hätte. Außer ihm selbst war jedoch kaum jemand überrascht.

Heute vor 25 Jahren, am 2. März 1991, streifte sich der Waliser erstmals das ManUnited-Trikot über. Mit 13 Siegestrophäen in der Premier League, acht in heimischen Pokalwettbewerben und zweien in der UEFA Champions League ist Giggs, der 2014 seine aktive Karriere beendete und inzwischen in den Trainerstab des englischen Rekordmeisters aufgestiegen ist, zweifellos der Spieler mit den meisten Auszeichnungen in der englischen Fussballgeschichte.

Phil Neville, ehemaliger Mannschaftskamerad von Giggs, lobte ihn einst: "Er ist mein Held. Ich weiß, dass United schon einige hervorragende Spieler gehabt hat, aber er hat alles gewonnen, er hat fast jeden Rekord gebrochen. Deshalb steht er jetzt allein auf weiter Flut und ist wohl einer der besten Spieler aller Zeiten. Selbst jetzt liefert er noch unglaubliche Leistungen ab. Wenn junge Spieler ein Vorbild suchen, dann brauchen sie eigentlich nur Ryan Giggs anzuschauen. Er ist im Fussball ein echter Superstar."

Nie eine WM gespielt

Die unglaublich lange Zeit, die er bei ManU verbracht hat, war sicher ein Grund dafür, dass er Spieler wie George Best, Eric Cantona und Cristiano Ronaldo hinter sich gelassen hat, die ebenfalls im Old-Trafford-Stadion glänzten, allerdings nicht so lange. Giggs hat in Cantona einen weiteren Bewunderer gefunden, der nicht nur von seiner Fähigkeit beeindruckt ist, konstant auf hohem Niveau zu spielen, sondern auch von seinem unbändigen Willen.

"Wir sind ganz unterschiedliche Persönlichkeiten", so Cantona. "Ich begeistere mich sehr schnell für neue Dinge. Ich habe Glück, weil ich viele Leidenschaften habe und es kein Problem für mich ist, von einer zur nächsten zu wechseln. Aber ich bewundere solche Leute wie Ryan, die noch immer mit Begeisterung spielen. Ich bewundere das, weil es so weit weg ist von meiner eigenen Persönlichkeit. Dasselbe gilt für Maldini - solche Spieler eben."

Maldini, ein weiterer Musterprofi, der zwei Jahrzehnte lang nicht nur überdauerte, sondern auch Erfolge feierte, ist vielleicht der einzige Spieler der heutigen Zeit, der mit Giggs vergleichbar ist. Aber während die Ikone des AC Mailand bei vier FIFA Fussball-Weltmeisterschaften™ dabei war, wird Giggs die Fussballschuhe an den Nagel hängen, ohne die Weltbühne ein einziges Mal betreten zu haben.

Walisischer Stolz

Er hätte durchaus für England auflaufen können und Bryan Robson (eines seiner Vorbilder) versuchte ihn schon frühzeitig zu überreden, genau das zu tun. Der aus Cardiff stammende Nachwuchsstar wollte jedoch unbedingt für Wales spielen. Im Nachhinein fragten sich selbst einige Landsleute, was wohl andernfalls für ihn möglich gewesen wäre.

"Er ist genauso stolz auf seine walisischen Wurzeln wie ich", meint Clayton Blackmore, der sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft bereits mit Giggs zusammengespielt hat. "Aber wenn er während dieser sieben oder acht Jahre, in denen er sich in absoluter Hochform präsentiert hat, für England aufgelaufen wäre, wäre er vielleicht der beste Spieler auf der Weltbühne geworden."

"Würde mit niemandem tauschen"

Giggs selbst bedauert diese frühe Entscheidung scheinbar nicht, denn im Interview mit FIFA.comgab er einst an, sie nie in Frage gestellt zu haben. "Die Weltmeisterschaft ist etwas ganz Besonderes - die erste Fussballerinnerung aus Kindertagen ist die WM", räumte er ein. "Aber ich kann mich nicht beschweren. Ich hatte eine tolle Karriere und würde mit niemandem tauschen wollen."

Kein Wunder. Giggs hatte sich im Laufe der Jahre verändert und ist von einem explosiven Flügelflitzer zu einem raffinierten, intelligenten Mittelfeldspieler geworden. Eine Konstante gab es jedoch in seiner langen Karriere: Schon 2011 stellte er Bobby Charltons Rekord von 606 Ligaspielen für ManU ein. Den wettbewerbsübergreifenden Rekord hält Giggs schon seit langem. Am 21. Mai 2008 übertraf er Charltons ehemalige Bestmarke von 758 Partien - und das ausgerechnet an dem Abend, an dem er mit seinem Klub zum zweiten Mal die Champions League gewann.

Für diejenigen, die sich jetzt fragen, wie er es nur geschafft hat, so lange auf so hohem Niveau zu spielen, hat sein ehemaliger Trainer Ferguson eine überzeugende Erklärung parat. Er verweist darauf, dass Giggs Alkohol, Schokolade und Fast Food meidet, zu Yoga-Sitzungen geht und regelmäßig einen Osteopathen und Akupunkteur aufsucht. Ebenso wichtig scheinen jedoch der anhaltende Erfolgshunger und der Hass auf Niederlagen zu sein.