Montag 11 November 2019, 09:04

 Klopp: "Ich muss nicht der Erste auf dem Mond sein"

  • Liverpools Trainer Jürgen Klopp blickt voraus auf die FIFA Klub-Weltmeisterschaft

  • Der Gewinner der UEFA Champions League will erstmals FIFA Klub-Weltmeister werden

  • Der deutsche Trainer freut sich auf Duelle gegen andere Fussballkulturen

Das Jahr 2019 hat schon jetzt einen besonderen Platz in den Geschichtsbüchern des FC Liverpool sicher: Nach einer packenden Saison in der UEFA Champions League mit Höhen und Tiefen und einem der unvergesslichsten Spiele an der Anfield Road sowie einer rekordverdächtigen Saison in der Premier League wurde Jürgen Klopp zum The Best – FIFA-Welttrainer - Männer gewählt.

Bei der bevorstehenden FIFA Klub-Weltmeisterschaft Katar 2019 kann Klopp mit seinem Team dieses unvergessliche Jahr mit einem historischen Erfolg krönen. Denn im Dezember hat Klopp die Chance, mit Liverpool einen Titel zu gewinnen, den der Klub noch nie zuvor gewonnen hat.

Einen Monat vor dem Anpfiff in Katar sprach FIFA.com mit Klopp über diese historische Chance und die dort wartenden Herausforderungen.

Es besteht die seltene Gelegenheit, um den Titel des Klub-Weltmeisters zu spielen. Bedeutet das einen erhöhten Druck, weil diese Chance so selten ist? Wir werden sehen. Bisher empfinde ich noch keinen Druck. Ich sehe darin eine absolute Gelegenheit, eben weil man nicht oft die Chance hat, um diesen Titel zu spielen. Man muss die Champions League in Europa gewinnen. Schon allein deswegen ist es etwas sehr Besonderes. Der Gewinn der Champions League war natürlich ein großartiges Gefühl. Aber damals wussten wir noch nicht, wie es beim europäischen Super Cup sein würde. Also haben wir ihn gespielt, und auch das war für uns großartig und wichtig. Wir freuen uns darauf, nun zur Klub-WM zu fahren, und wir werden bereit sein. Die Jungs wollen diesen Wettbewerb spielen. Es wird sehr interessant und für uns eine große Sache. Wir werden 100 Prozent geben.

Bei einem Klub mit einer derart langen und reichen Vergangenheit wie Liverpool kommt es nur selten vor, etwas als Erster zu erreichen. Die FIFA Klub-WM ist der einzige Wettbewerb, den Liverpool noch nicht gewonnen hat. Ist das für Sie eine ganz besondere Aussicht? Oh, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich muss nicht der Erste auf dem Mond sein, oder der Erste, der mit Liverpool die FIFA Klub-Weltmeisterschaft gewinnt. Aber wenn es so weit ist, werden wir alles geben. Wir spielen gegen Teams von anderen Kontinenten. Das passiert nicht oft und macht die Sache besonders reizvoll und auch schwierig. Wir spielen vielleicht gegen ein mexikanisches oder ein brasilianisches Team und es wird ganz sicher ein schwerer Gegner sein. Wir werden uns so intensiv wie immer vorbereiten und dann sehen, ob es damit gegen ein Team von einem anderen Kontinent gut läuft oder nicht. Noch haben wir nicht allzu viele Informationen, aber bis dahin werden wir sie ganz sicher haben. Es wird sehr interessant und gleichzeitig auch schwer.

Welche Herausforderungen erwarten Sie im Vergleich zu dem, was sie beispielsweise aus der Champions League kennen? Ich muss mir erst ein paar Spiele ansehen. Ich sehe nicht oft brasilianischen, argentinischen, mexikanischen oder arabischen Fussball. Dazu habe ich zu Hause kaum Gelegenheiten, daher weiß ich nicht allzu viel über sie. Ich kenne aber zahlreiche Spieler aus diesen Ländern und es ist klar, dass sie auf höchstem Niveau sind. Das wird jedenfalls ein sehr intensiver Wettbewerb, da bin ich sicher. Wir müssen darauf achten, dass wir die richtige Einstellung finden, und ich weiß, dass meine Spieler sie finden werden, aber bisher haben wir sie noch nicht, weil wir uns noch auf andere Dinge konzentrieren müssen. Aber wir haben keine Zeit zu verschwenden. Wir werden alles tun, um so erfolgreich wie möglich zu sein.

Bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft kommen die besten Klub-Teams aus aller Welt zusammen. Wenn Sie eine Qualität nennen müssten: Was ist bei Liverpool besser als bei jedem anderen Klub der Welt? [lacht] Im Fussball? Europapokal-Abende an der Anfield Road. Das dürften die besten Abende im Weltfussball sein. Wenn das Team brennt und bei uns diese fantastische Atmosphäre herrscht, ist es sehr schwierig für den Gegner. Ich habe in Dortmund gearbeitet und auch da war es schon absolut großartig und herausragend. Es gab einige Spiele in Liverpool, da standen alle zusammen, wie ein Mann. Das war wirklich unvergleichlich. Dabei sind wir wohl besser als alle anderen auf der Welt.

In den letzten Jahren haben europäische Teams bei der Klub-WM dominiert. Aber 2005 hat Liverpool den Titel verpasst. Spornt Sie das an, nicht zu selbstzufrieden zu sein? Was vor 14 Jahren passiert ist, hätten wir nicht als Motivation gebraucht. Die Dominanz europäischer Mannschaften ist klar: Real Madrid hat in den letzten Jahren drei, vier Mal teilgenommen, und mit seiner großartigen Mannschaft gewonnen. Aber wir sind nicht Real Madrid, wir kommen aus einer anderen Situation. Für uns ist das nicht selbstverständlich, kein bisschen. Aber wenn wir dorthin fahren, wollen wir diesen Wettbewerb auch gewinnen. Wir fahren dorthin, um zu gewinnen. Das werden wir unbedingt versuchen.

Zum Ende des Jahres 2019 Weltmeister zu werden, wäre ganz sicher die absolute Krönung eines denkwürdigen Jahres. Wie viel würde das Ihnen und dem Klub bedeuten? Leider werden wir das Jahr 2019 nicht mit diesem Wettbewerb beschließen, denn bis zum Jahresende haben wir ja noch weitere Spiele. Wir wussten nicht, was für ein Gefühl der Gewinn des Super Cup sein würde – und es war großartig! Hoffentlich gelingt uns das bei der Klub-WM wieder. Dann kann ich Ihnen auch sagen, was das für ein Gefühl ist.