Freitag 14 Oktober 2016, 02:01

Finale zieht Afrika in seinen Bann

Nur 180 Minuten und ein mögliches Elfmeterschießen trennen entweder die Mamelodi Sundowns oder Zamalek Kairo von der Teilnahme an der FIFA Klub-Weltmeisterschaft 2016.

Der südafrikanische Meister empfängt am Samstag in Pretoria den Kairoer Spitzenklub, dessen Name bereits fünf Mal auf dem Pokal eingraviert wurde, zum Final-Hinspiel in der CAF Champions League.

Erfolg beim zweiten Anlauf? Die Mamelodi Sundowns hatten das Finale der afrikanischen Königsklasse erst ein Mal zuvor erreicht. An das Duell gegen Zamaleks Stadtrivalen Al Ahly im Jahre 2003 erinnern sich die südafrikanischen Fans indes nur ungern. Nach einem 1:1-Heim-Unentschieden im Hinspiel gingen sie im Rückspiel in Kairo mit 0:3 unter.

Der neuerliche Vorstoß des Teams ins Finale ist bemerkenswert, weil man auf dem Weg dorthin eigentlich schon zwei Mal ausgeschieden war. In der Playoff-Runde um den Einzug in die Gruppenphase wurden die Mamelodi Sundowns vom kongolesischen Vertreter Vita Club besiegt. Danach spielte das Team in den Playoffs für den CAF Konföderations-Pokal und schied auch hier aus, nämlich gegen den ghanaischen Klub Medeama.

Dann allerdings wurde Vita Club in der CAF Champions League disqualifiziert, weil das Team in einer vorangegangenen Runde einen nicht spielberechtigten Akteur eingesetzt hatte. Der frei werdende Platz wurde den Mamelodi Sundowns zugesprochen. Trainer Pitso Mosimane verweist immer gern auf die Parallelen zum Erfolg Dänemarks bei der UEFA-Europameisterschaft 1992. Damals waren die Skandinavier in der Qualifikation ausgeschieden, wurden dann aber buchstäblich aus dem Urlaub zurückgerufen, um die ausgeschlossene Mannschaft Jugoslawiens zu ersetzen – und holten den Titel!

"Die Geschichte endete damals wie ein Märchen. Viele meiner Spieler waren ebenfalls im Urlaub, als wir wieder in den Wettbewerb zurückkehrten. Es gibt keinen Grund, warum unsere Geschichte nicht auch so märchenhaft enden sollte."

Am vergangenen Wochenende kassierten die Mamelodi Sundowns im Finale um den MTN Cup eine klare 0:3-Niederlage gegen Wits University. Doch Südafrikas Fussballer des Jahres Khama Billiat ist sicher, dass die Mannschaft aus dieser Pleite etwas gelernt hat. "Manchmal kann man sich nicht aussuchen, auf welche Weise man etwas lernen muss. Diese Niederlage war für uns ein Weckruf. Ich bin sicher, dass wir jetzt auf alles vorbereitet sind und die gleichen Fehler nicht wieder machen werden.

Wir wollen nicht noch einmal verlieren, denn das war nur schwer zu verdauen. Doch wir haben nicht viel Zeit, unsere Wunden zu lecken. Wir müssen gestärkt aus der Niederlage hervorgehen und es beim nächsten Mal richtig machen."

Die zwei Siege gegen Zamalek in der Gruppenphase verschaffen dem Team einen psychologischen Vorteil, so der simbabwische Nationalspieler. "Wir wussten genau, was uns erwartete, und so kam es dann auch. Daher war es leicht für uns, mit dem Gegner fertig zu werden. Hoffentlich gibt es keine großen Veränderungen, denn wir kennen sie sehr gut. Aber ein paar Überraschungen gibt es ja immer."

Lange Wartezeiten Die Fans der Mamelodi Sundowns mussten lange auf einen neuerlichen Finaleinzug warten. Doch auch die Anhänger Zamaleks haben eine lange Wartezeit hinter sich. Ihr Klub stand zum letzten Mal 2002 im Finale und holte damals den letzten von insgesamt fünf Titeln.

Trainer Moemen Soliman ist völlig klar, dass es nicht leicht wird, den Wettbewerb nun zum sechsten Mal zu gewinnen. "In den nächsten Tagen darf nichts falsch gemacht werden, nicht im Training, nicht bei der Ernährung, nicht beim Schlaf. Alles muss auf höchstem Niveau erfolgen. Die Mamelodi Sundowns sind ein sehr starkes Team, wie Zamalek auch. Beide Mannschaften haben Chancen, den Titel zu gewinnen."

Soliman hat den Posten erst im Juli von Mohamed Helmi übernommen. Er hat seinen Rücktritt angekündigt, falls Zamalek den Titel nicht holt. "Wenn wir verlieren, werde ich in einem Telefongespräch zurücktreten. Ich werde in diesem Fall nicht mehr zu den Trainingseinheiten in den Klub gehen, um niemanden in Verlegenheit zu bringen."

Kurz vor dem Hinspiel erreichte ihn die gute Nachricht, dass Verteidiger Ali Fathi wieder einsatzbereit ist, der die letzten drei Spiele in der CAF Champions League wegen einer Verletzung verpasst hatte. Soliman musste daher Ramzi Khaled und Islam Gamal auf der linken Seite aufbieten, doch da beide keine gelernten Linksverteidiger sind, dürfte er über Fathis Rückkehr erleichtert sein.

Der sambische Nationalspieler Emmanuel Mayuka, der seit Anfang des Jahres für Zamalek spielt, hat bereits einen kontinentalen Titel gewonnen. Er gehörte zu dem Team, das 2012 sensationell den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal gewann.

Dass es nicht leicht wird, nun auch mit dem Klub einen Titel zu holen, ist ihm durchaus bewusst. "Die Sundowns sind eine starke Mannschaft. Sie spielen guten Fussball. Wir wissen, dass es eine sehr gute Mannschaft ist. Wir müssen einfach unser Spiel spielen und unsere Taktik durchziehen. Wir wissen, dass das nicht leicht wird. Wir sind beide im Finale und das bedeutet, dass wir die zwei besten Mannschaften des Kontinents sind."