Dienstag 02 Februar 2021, 10:18

Ferretti: Respekt, aber keine Angst

  • Tigres ist in Mexiko der erfolgreichste Klub des letzten Jahrzehnts

  • Ricardo Ferretti war während der gesamten Zeit dort Trainer

  • "Alle machen sich große Hoffnungen"

Für Ricardo Ferretti gilt die Redensart "Aller guten Dinge sind drei". Er hat die UANL Tigres bereits von 2000 bis 2003 trainiert, ohne jedoch einen einzigen Titel zu gewinnen. 2006 kehrte er für 27 Spiele auf die Trainerbank zurück. Doch erst 2020 wendete sich das Blatt endlich zum Guten.

Die Tigres befanden sich in akuter Abstiegsgefahr, und die Verantwortlichen vertrauten Ricardo Tuca Ferretti ein Langzeitprojekt an, bei dem es nicht nur um den Klassenerhalt ging, sondern darum, die Tigres ganz nach oben zu führen.

Er wurde den Erwartungen gerecht.

Von damals bis heute gewann er neun Titel (fünfmal die Liga Mx, einmal die Copa MX und dreimal den Superpokal). Die einzige Trophäe, die in diesem "goldenen Jahrzehnt" noch in der Vitrine fehlte, war die Concacaf-Champions-League, ein Wettbewerb, in dem man dreimal im Finale gescheitert war.

"Obwohl wir dreimal im Finale verloren hatten, wollten wir das Turnier weiterhin gewinnen. Zehn Jahre lang hat das Team gute Leistungen gebracht und bei den drei verlorenen Endspielen gab es auch wie immer gewisse Umstände, die sich negativ ausgewirkt haben. Einmal haben wir sogar im Elfmeterschießen verloren, obwohl wir das überlegene Team waren. Da wir jetzt endlich gewonnen haben, fällt der unnötige Druck von uns ab und wir werden versuchen, bei der Klub-Weltmeisterschaft eine gute Figur zu machen", so Ricardo Ferretti.

Ricardo Ferretti im Kurzporträt

  • Geboren am 22. Februar 1954 in Rio de Janeiro (Brasilien)

  • 1977 zog es ihn nach Mexiko, wo er als Spieler bei Atlas Guadalajara anheuerte.

  • Außer den Tigres hat er die UNAM Pumas, Deportivo Toluca und Monarcas Morelia trainiert. Außerdem fungierte er von 2015 bis 2018 als Interimstrainer der mexikanischen Nationalmannschaft.

  • Nur Javier de la Torre war noch länger bei einem mexikanischen Klub im Amt als Ferretti (10 Jahre und noch immer im Amt). De la Torre saß von 1960 bis 1973 ganze 13 Jahre auf der Trainerbank von Guadalajara.

Die Tigres haben allen Grund, auf einen guten Auftritt bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft Katar 2020™ zu hoffen:

"Die große Stärke meines Teams ist die gute Balance zwischen Offensive und Defensive. Wir sind ein Team mit sehr erfahrenen, mental starken und technisch versierten Spielern, die Probleme auf dem Platz auch dann lösen können, wenn es unmöglich erscheint. Mein Team ist vorbereitet und verfügt über einen seit Jahren eingespielten Spielerstamm."

In diesem Team gibt es zweifellos einige herausragende Akteure, zum Beispiel den Franzosen André-Pierre Gignac, Stützpfeiler der Offensive und Führender der ewigen Torjägerliste des Klubs. Dennoch weiß der Trainer natürlich, dass es im Zweifelsfall vor allem auf das Kollektiv ankommt:

"Ich persönlich spreche nicht gern über ein oder zwei Spieler. Dies ist eine Mannschaft. Ein Team, das über sehr gute Spieler verfügt. Die Einstellung stimmt, und was mir an den Spielern am besten gefällt ist, dass sie bereit sind, sich ganz in den Dienst der Mannschaft zu stellen."

Im reifen Alter von 66 Jahren steht Ferretti vor dem wichtigsten Turnier seiner Karriere, innerhalb derer nicht eine einzige Saison ohne Engagement war (seit 1991).

"Ich mag meinen Beruf. Dieser Sport gehört zu den schönsten Dingen der Welt, und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich dazugehören darf. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich seit meinem ersten Tag als Spieler bis jetzt 53 Jahre lang das Gleiche tun darf. Für mich ist das nicht anstrengend oder langweilig, weil ich das tue, was ich liebe, weil der Fussball meine Leidenschaft ist. An dem Tag, an dem das nicht mehr zu 100 Prozent für mich gilt, werde ich zurücktreten."

Alles ist bereit um ein Jahrzehnt zu einem krönenden Abschluss zu bringen, in dem er schon fast alles gewonnen hat. Jetzt geht es darum, auf der internationalen Bühne für das Sahnehäubchen auf dem Kuchen zu sorgen. Wir wollten wissen, was wir von den Tigres bei der Klub-WM erwarten dürfen.

"Respekt vor allen Gegnern. Alle wollen dasselbe: eine gute Figur machen und den Titel gewinnen. Alle machen sich große Hoffnungen, doch am Ende gewinnt nur einer. Ich hoffe, dass wir nicht nur einen großen Traum haben, sondern auch noch Ehrgeiz und Talent. Wir werden vom ersten Tag an gegen alle Teams, gegen die wir antreten, eine gute Einstellung an den Tag legen und keinen Gegner unterschätzen. Je weiter wir kommen, desto schwieriger wird es, aber wir werden unsere respektvolle Einstellung beibehalten, ohne Angst zu haben."