Dienstag 19 Mai 2020, 03:37

Sandesh Jhingan inspiriert auf und abseits des Spielfelds 

  • Indiens beliebter Verteidiger Sandesh Jhingan sprach mit FIFA.com

  • Er ist auf und abseits des Spielfelds eine inspirierende Persönlichkeit

  • "Zu große Sorgen wegen Verletzungen sind ungerecht gegenüber Menschen, denen es wirklich schlecht geht"

In Indien gehört er zu den beliebtesten und leidenschaftlichsten Fussballern: Sandesh Jhingan beeindruckt auf dem Feld als Verteidiger mit kompromisslosen Auftritten und soliden Leistungen.

Mit seinem langen Haar und dem Bart gibt der Verteidiger auf dem Feld ein geradezu einschüchterndes Bild ab. Doch der Schein kann trügen, wie man weiß.

Eine schwere Knieverletzung im vergangenen September bedeutete eine Zwangspause für ihn. Doch Jhingan machte das Beste aus der Situation, ähnlich wie viele Fussballer während der COVID-19-Ausgangssperren.

"Ich habe das geschriebene Wort schon immer geliebt", so Jhingan im Gespräch mit FIFA.com. "Wenn ich eine besonders schöne Passage in einem Buch oder in einem Liedtext lese, bekomme ich Gänsehaut."

Im Moment allerdings ist sein wichtigstes Ziel, dem indischen Fussball zu weiteren Fortschritten zu verhelfen. Es fällt schwer, sich einen Menschen mit noch mehr Leidenschaft für diese Aufgabe vorzustellen.

"Als ich 14 oder 15 war, habe ich in der Schule immer skizziert, in welcher Formation wir beim nächsten Länderspiel antreten sollten, und habe lang und breit mit Freunden darüber diskutiert."

"Am 12. März 2015 feierte ich dann mein Debüt in der Nationalmannschaft und konnte endlich wieder die Hymne singen. Und so laut habe ich sie noch nie gesungen! Ich habe mir ein Tattoo mit diesem Datum stechen lassen. Und auch heute noch bedanke ich mich jedes Mal mit einem kleinen Stoßgebet, wenn ich ins Nationalteam berufen werde. Es ist einfach großartig, für 1,3 Milliarden Menschen zu spielen und mein Bestes für sie zu geben."

In der WM-Qualifikation für 2022 hat Indien nur noch theoretische Chancen auf den Einzug in die dritte Runde, trotz eines starken Unentschiedens beim amtierenden Asienmeister Katar. Doch die Qualifikation für den AFC Asien-Pokal 2023 ist durchaus noch in Reichweite.

"In den vergangenen Jahren lief alles ziemlich gut. Wir haben vier Spiele in Folge ohne ein einziges Gegentor absolviert und blieben 13 Spiele in Serie unbesiegt. Gegen Ende des WM-Qualifikationsspiels in Katar hätten wir sogar den Siegtreffer für möglich gehalten. Das zeigt, wie sehr sich die Mentalität in unserem Nationalteam verbessert hat."

"Wir müssen uns damit anfreunden, dass wir auf dem Weg zu diesem Ziel nur einen Schritt nach dem anderen machen können. Der AFC Asien-Pokal im vergangenen Jahr und all die andere Dinge sind nur einzelne Schritte auf dem Weg zur Erfüllung unseres großen Traumes."

"Als es zu der Verletzung kam, habe ich keine Sekunde lang Selbstmitleid empfunden", sagt er. "Ich habe darin eine Herausforderung gesehen. So etwas gehört leider zum Fussball dazu. Viele andere große Spieler haben ähnliche Verletzungen überwinden müssen. Ich habe eine Menge aus dieser Zwangspause gelernt. Jetzt fühle ich mich stärker. Was auch geschieht, ich bin sicher, dass ich damit zurecht komme."

"Ich habe eine Familie und ich habe ein Haus. Würde ich anfangen, mir große Sorgen zu machen, wäre das ungerecht gegenüber Menschen, denen es wirklich schlecht geht."