Freitag 15 Juni 2018, 07:44

"Es kann schwierig werden für Brasilien"

  • Eidgenossen voller Selbstbewusstsein

  • Lichtsteiner vs. Neymar

  • BRA vs. SUI im LIVE-Blog 

Von Alan Schweingruber, Teamreporter Schweiz

Der fünffache Weltmeister Brasilien gegen die "kleine" Schweiz. Auf dem Papier eine ziemlich klare Sache. Und bei den Buchmachern sowieso. Im Moment stehen die Quoten – je nach Anbieter – etwa 1,3 zu 9. Hochspekulativ also, bei einem Tippspiel nicht auf Brasilien zu setzen.

Aber es ist eben WM. Es ist Ausnahmezustand. Und es gibt neben dem ganzen Fussballrummel und der Vorfreude auf das erste Spiel auch noch ein paar ganz gute Argumente, warum die Schweiz am Sonntag (20 Uhr, CET) einen Punkt gewinnen kann. Oder gar drei?

Eigentlich besteht für das Team von Vladimir Petkovic keinen Anlass zur Bescheidenheit. Die wenigsten mögen sich vielleicht erinnern, aber es gab diese Ausgangslage an einer WM schon einmal, es war das zweite Gruppenspiel 1950! Niemand glaubte bei diesem ersten Aufeinandertreffen der beiden Länder daran, dass die Schweiz gegen das fussballverrückte Brasilien etwas ausrichten kann. Doch die Partie in São Paulo endete 2:2.

Torhüter Yann Sommer wagt eine Prognose. Er sagt: "Wenn es uns gelingt, konzentriert und mutig ins Spiel zu gehen, dann wird es auch für Brasilien schwierig werden. Wir wollen auf jeden Fall gut spielen. Und wir wollen punkten."

Dazu steht beim Auftakt für die Seleção viel auf dem Spiel - auch wenn sich die Südamerikaner sicherlich nur ungern daran erinnern lassen. Zum ersten Mal nach dem schmerzhaften 1:7 gegen Deutschland (WM-Halbfinale 2014) und dem verlorenen "kleinen Finale" (0:3 gegen die Niederlande) muss Brasilien wieder etwas bieten, und zwar Ordentliches. Sie haben zu Hause etwas gutzumachen. Ganz Brasilien schaut zu. Nein, die ganze Welt natürlich.

Denkbar also, dass sich die Seleção am Sonntag davor hüten wird, gleich den Hurra-Fussball auszupacken. Schon ein Unentschieden wäre ja ein Dämpfer. Eine Niederlage? Man mag gar nicht daran denken. "Sie wissen nicht, wo sie stehen. Das kann ein Vorteil sein", vermutet Verteidiger Ricardo Rodriguez.

Hauptthema natürlich im Schweizer Lager: Ausnahmespieler Neymar. Kommt von links, ist schnell, spielt unberechenbar. Die Schweiz hat sich dafür ein Spezialprogramm für Stephan Lichtsteiner ausgedacht. Nicht im physischen Sinne, sondern im mentalen. Der Kapitän wurde in den letzten Tagen von den Medien abgeschottet. Man ist sich bewusst, wie viel von der Form Lichtsteiners abhängen kann. Am erfahrenen Innerschweizer haben sich viele Serie-A-Stürmer in den letzten zehn Jahren die Zähne ausgebissen.

Ach ja, und dann war da noch das letzte Aufeinandertreffen im Jahr 2013 zwischen der Schweiz und Brasilien. Die Südamerikaner verloren 0:1. Das sei zwar nur ein Test gewesen, sagt Rodriguez. Und ergänzt: "Aber gegen große Mannschaft spielen wir immer gut."