Donnerstag 19 Oktober 2017, 06:40

Sigurdsson: "Island kann es 2018 in die K.-o.-Phase schaffen"

  • Island ist die kleinste Nation, die je eine WM-Endrunde erreicht hat

  • Nach dem knappen Scheitern in der Qualifikation 2014 kam nun der Erfolg

  • Sigurdsson: "Wir freuen uns auf das donnernde Klatschen in Russland"

Es ist ein außergewöhnliches Erlebnis, wenn die isländischen Fans mit ihrem typischen Klatschen beginnen. Das ebenso laute wie optisch beeindruckende Spektakel sorgt bei den Zuschauern und bei den klatschenden Fans gleichermaßen für Gänsehaut.

Ganz besonders mitreißend fiel das Schauspiel nach dem 2:0-Sieg Islands gegen Kosovo in Reykjavik aus. Die Spieler und die Fans taten sich zusammen und bejubelten gemeinsam den Erfolg. Island ist mit gerade einmal 335.000 Einwohnern die kleinste Nation, die sich je für eine FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ qualifiziert hat.

Gylfi Sigurdsson spielte beim Erreichen der WM-Endrunde 2018 in Russland eine entscheidende Rolle. Der Mittelfeldspieler des FC Everton, der in den letzten fünf Saisons jeweils zu Islands Fussballer des Jahres gewählt wurde, steuerte im entscheidenden letzten Spiel gegen Kosovo ein Tor und eine Vorlage bei. Insgesamt hat er auf dem Weg nach Russland vier Mal getroffen.

"Das war ein fantastisches Gefühl", sagte Sigurdsson gegenüber FIFA.com. "Vor dem Spiel habe ich darauf gehofft und mir gewünscht, der Mannschaft mit einem Tor helfen zu können. Es war wirklich toll, dass es dann in diesem wichtigen Spiel geklappt hat."

Islands erste erfolgreiche WM-Qualifikation ist alles andere als ein Zufall. Nachdem die Isländer in der Qualifikation für Brasilien 2014 erst in der Playoff-Runde gescheitert waren, stürmten sie zwei Jahre später bis ins Viertelfinale der UEFA EURO 2016 und schafften nun die WM-Qualifikation als Gruppensieger vor Kroatien, der Ukraine und der Türkei.

"In den vergangenen vier, fünf Jahren haben wir eine ganze Reihe wirklich wichtiger Spiele bestritten", so Sigurdsson. "Da waren die Playoffs für die WM in Brasilien, dann die Spiele vor der EURO und dann die EURO selbst. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass fast alle unserer letzten Spiele für uns sehr wichtig gewesen sind."

"Und genau so soll es ja auch sein. Ich denke, wir haben uns in diesen wichtigen Spielen deutlich gesteigert. Vor fünf oder sechs Jahren hätten wir damit noch nicht umgehen können. Doch mittlerweile ist die Mannschaft viel besser auf solche Partien vorbereitet und wir spielen auch mannschaftlich viel stärker."

Der Jubel nach dem Sieg gegen Kosovo dauerte bis tief in die Nacht hinein, denn schließlich hatten die Schützlinge von Trainer Heimir Hallgrimsson den Gruppensieg vor dem zweitplatzierten Kroatien geholt und damit die historische erste WM-Teilnahme sicher. Für Sigurdsson hatte der Erfolg einen besonders süßen Beigeschmack, denn vor vier Jahren war Island in der Qualifikation für das Turnier in Brasilien in der Playoff-Runde ausgerechnet gegen Kroatien gescheitert. Damals ließ eine 0:2-Niederlage im Playoff-Rückspiel in Zagreb den Traum der Isländer platzen.

"Rückblickend war es wahrscheinlich sehr wichtig, dass wir damals in den Playoffs gescheitert sind. Denn daher wussten wir, wie groß die Enttäuschung ist, wenn man so nah dran ist und dann noch scheitert", so Sigurdsson philosophisch. "Jetzt haben wir uns für zwei große Turniere in Folge qualifiziert. Das ist für unser Land ein Riesenerfolg."

Die Welt wartet Die bei der UEFA EURO 2016 gesammelten Erfahrungen dürften sich für die Isländer als unbezahlbar erweisen, denn sie wissen bereits, dass sie auch auf der großen Bühne mithalten können. Schließlich schafften sie bei der Kontinentalmeisterschaft den Sprung aus einer Gruppe mit Österreich, Ungarn und Portugal und besiegten im Achtelfinale England. Sigurdsson hat also allen Grund, optimistisch auf das Weltturnier zu blicken.

"Wir müssen jetzt abwarten, in was für einer Gruppe wir landen. Aber ich denke, wir haben durchaus Chancen, die Gruppenphase zu überstehen", meint er. "Wir wissen, dass es schwierig wird, doch wir haben nichts zu verlieren und ich denke, dass wir mit der gleichen Mentalität in die Weltmeisterschaft gehen werden, mit der wir auch in die Europameisterschaft gegangen sind."

"Wir haben nicht nur darauf gewartet, sondern sogar erwartet, dass es Island zur WM schafft", fuhr Sigurdsson fort. "Jetzt ist es so weit. Das ist ein fantastisches Gefühl. Ich bin sicher, dass alle Spieler und alle Isländer sehr stolz darauf sind. Wir freuen uns darauf, nach Russland zu fahren, und natürlich wollen wir auch dort bei der WM möglichst oft das donnernde Klatschen erleben!"