Mittwoch 05 September 2018, 15:12

Schweiz: Sanfter Umbruch mit Petkovic

  • Schweiz wartet weiter auf eine Viertelfinale-Teilnahme

  • Sanfter Umbruch

  • Start in die UEFA Nations League

Es hat auch bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018 wieder nicht geklappt. Erneut hatte die Schweiz vor dem Turnier das Vordringen ins Viertelfinale als Ziel ausgegeben, erneut scheiterte man im Achtelfinale. Seit 1954 – das Turnier fand bekanntlich im eigenen Land statt – warten die Eidgenossen nun auf das Vordringen unter die letzten Acht. Seit 1938 gar hat man kein K.-o.-Spiel mehr gewinnen können.

Das ist umso bitterer, da man vor der Endrunde in Russland große Ziele und eigentlich gute Voraussetzungen hatte. In der Qualifikation legte man eine starke Leistung hin, besiegte gar Europameister Portugal. Und Achtelfinalgegner Schweden hatte man als schlagbar ausgemacht – vor und nach der Partie, die dann aber doch mit 1:0 für die Skandinavier endete.

Ansprüche darf man durchaus haben, vor allem, wenn man wie die Schweiz seit fast einem Jahrzehnt in den Top 20 der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste zu finden ist und seit einigen Jahren sogar in den Top 10. "Wir müssen froh sein, dass der allgemeine Zustand der Nationalmannschaft gut ist. Dass wir über ein Schweden-Spiel, unseren dritten Achtelfinal in Serie, überhaupt reden können", sagte Nationaltrainer Vladimir Petkovic. Für eine Nation mit gut acht Millionen Einwohnern ist das in der Tat eine beachtliche Leistung.

WM-Analyse des Trainers

Der Coach, der übrigens trotz WM-Aus zum Trainer des Jahres in der Schweiz gekürt wurde, hat sich Zeit gelassen, bevor er mit seinem Fazit der WM-Kampagne an die Öffentlichkeit gegangen ist. "Bis [zum Schweden-Spiel] machten wir es perfekt. Wir haben nie verloren. EM und WM, wir haben ein Spiel verloren. Die vergangenen 26 Partien – nur zwei Niederlagen. Das vergisst man schnell", so Petkovic, der diesen Fakt vor allem seinen Spielern in Erinnerung rufen möchte. Ihr Selbstvertrauen will er damit stärken.

Probleme hat man eher neben dem Platz als auf diesem ausgemacht, auch der Umgang mit den Medien soll in Zukunft optimiert werden. "Ich bin sicher, wenn wir gegen die Schweden gewonnen hätten, hätte alles passieren können. Man braucht manchmal in gewissen Momenten die Bereitschaft, das Glück. Aber wir haben eine solche Entwicklung gegen Schweden einfach zu wenig provoziert. Wir waren in diesem Spiel nicht die Schweiz, die wir sein können", so das Fazit Petkovics.

Rücktritte und sanfter Umbruch

Wie auch in anderen Nationen, etwa beim abgelösten Weltmeister von 2014, bleibt auch bei der Schweiz der ganz große Umbruch aus. So etwas wird öffentlich ja gerne einmal gefordert, macht aber meist wenig Sinn, da das Reservoir an Spielern auf höchstem Niveau ja auch begrenzt ist.

Für die Nati heißt das: Valon Behrami, Gelson Fernandes und Blerim Dzemaili sind nicht Bestandteil dieser neuen Mannschaft, während die länderspiellosen Kevin Mbabu, Djibril Sow und Albian Ajeti neu dabei sind. Stephan Lichtsteiner bleibt Kapitän, sein neuer Stellvertreter ist Granit Xhaka.

"Wir müssen zusammen wachsen. Kein Spieler kann etwas alleine machen. Und ich betone nochmals: Niemand ist abgeschrieben, ich wollte einfach einen Prozess starten und vielleicht die Dynamik verändern", erklärte Petkovic.

Der Ausblick

Im neuen Wettbewerb der UEFA Nations League geht es für die Nati am Samstag zuerst einmal in St. Gallen gegen Island, ehe drei Tage später in Leicester ein Härtetest gegen England wartet.

Ziele gibt es auch dort für die Schweiz, findet ihr Trainer: "Die Nations League ist ebenfalls wichtig. Wir wollen in der Gruppe A und damit unter den Top zwölf bleiben. Und wir wollen immer höher kommen, vielleicht sogar in die Finalrunde im nächsten Juni."

Und Petkovics persönliche Zukunft? "Ich gehe davon aus, dass wir uns für die EM qualifizieren und sich mein Vertrag Ende 2019 bis zur Endrunde verlängert."