Dienstag 20 November 2018, 15:56

Nach Dreierpack gegen Belgien: Seferovic - gesucht und gefunden?

  • Seferovic schießt Schweiz mit Dreier-Pack gegen Belgien in die Endrunde der UEFA Nations League

  • Endet damit die Schweizer Suche nach dem Mittelstürmer?

  • Letztes Jahr ausgepfiffen, nun gab es Beifall

Am Ende war es auch bei der FIFA Fussball-WM im Sommer wie immer: die Schweiz scheiterte im Achtelfinale, dieses Mal an Schweden. Machbar wären die gewesen, die Skandinavier – da war man sich bei den Eidgenossen im Nachhinein schnell einig.

Neben vielen anderen Dingen mangelt es der Nati seit vielen Jahren nun schon an einem Stürmer von Weltklasse, einem, wie ihn andere Nationen eben haben und der auf diesem Niveau den Unterschied ausmachen kann und soll. Nationalmannschaftscoach Vladimir Petkovic ist seit Sommer 2014 im Amt und hat in dieser Zeit acht zentrale Stürmer ausprobiert.

Stoßstürmer unter Petkovic

Spieler*SpieleIn der StartelfTore
Haris Seferovic422715
Josip Drmic2197
Eren Derdiyok1453
Breel Embolo1410
Admir Mehmedi1231
Mario Gavranovic962
Albian Ajeti300
Shani Tarashaj300

*(in der Tabelle sind nur jene Spiele und Tore erfasst, in denen die Spieler ausschließlich/überwiegend als zentrale Stürmer agiert haben)

Vier Monate später: Die Schweiz empfängt den WM-Dritten Belgien in einem "Endspiel" um die Teilnahme an der Endrunde der neuen UEFA Nations League und liegt in Luzern schnell mit 0:2 hinten. Es folgt der große Auftritt von Haris Seferovic: Der 26-Jährige sorgt mit drei Toren für einen weltweit wahrgenommenen 5:2-Sieg der Schweizer, die damit im kommende Sommer mit England, der Niederlande und Portugal um den Titel des neuen Wettbewerbs spielen. Seferovic, der mittlerweile bei Benfica Lissabon spielt und die Schweiz 2009 zum Titel bei der FIFA U-17-WM schoss, gilt seit jenem Triumph gegen Nigeria als Anwärter auf den Platz im Schweizer Sturm.

Und nun?

Mit fünf Toren in vier Spielen, zuvor traf er schon zwei Mal gegen Island, ist Seferovic aktuell der beste Torschütze der Division A der Nations League. Also das, was man allgemein einen Weltklasse-Stürmer nennen würde. Er hat öfter getroffen als Robert Lewandowski, als Harry Kane, oder beispielsweise auch als Cristiano Ronaldo. Auch bei Benfica läuft es derzeit für ihn – er spielt und trifft sowohl in der Liga als auch der UEFA Champions League.

'Chancentod' haben sie ihn genannt, dass er nie treffen würde, wenn es darauf ankäme, hat man über ihn gesagt. Dabei hat er über 80 Prozent seiner 17 Länderspieltore nun in Pflichtspielen erzielt. Ausgepfiffen haben ihn die Schweizer Fans sogar bei den Playoffs für Russland 2018. "Das hat mich stärker gemacht", sagte er darüber heute. Damals aber hat es ihm auch wehgetan. Und wer weiß – vielleicht ist Seferovic ja mittlerweile der Stürmer, den die Schweiz in ihm seit jenem U-17-WM-Sieg 2009 gerne in ihm gesehen hätte. Unter Beweis stellen kann er das nun immer wieder – vielleicht klappt's dann mit einem Titel in der Nations League und im Sommer 2020 bei der UEFA EURO endlich auch mal mit dem so sehr ersehnten Einzug ins Viertelfinale eines großen Turniers.

Aufgeschnappt

"So ein Spiel habe ich noch nie erlebt. Es ist ein sehr guter Abend, mit einem Publikum, das uns enorm unterstützt hat. Auch nach dem 0:2 haben wir noch an uns geglaubt, wir kennen unsere Qualitäten, es ist ein sehr guter Sieg der Mannschaft." Haris Seferovic

"Das ist nur eine Konsequenz meiner Beobachtungen. Ich sehe in jedem Training und in jedem Spiel, wie wertvoll er für uns ist." Nationaltrainer Vladimir Petkovic zu den Gründen, warum er Seferovic immer wieder aufstellt

"Es ist mein erstes Hattrick. Das ist ein sehr spezieller Moment, einer meiner besten Leistungen in der Karriere, das ist sicher. Am Ende wird harte Arbeit belohnt. So funktioniere ich. Das ist meinem Charakter geschuldet." Haris Seferovic