*"Va bene!"***

Das Schmunzeln von Joe Hart entwickelt sich zu einem strahlenden Lachen, während er die Hände hebt und auf diese Weise im Interview mit FIFA.com seine Italienischkenntnisse unter Beweis stellt. Das einjährige Leihgeschäft mit dem FC Turin ist nun zu Ende, und noch ist nicht sicher, für welchen Verein der Keeper in der kommenden Saison das Tor hüten wird. Während Joe Hart also mit einer gehörigen Portion Ungewissheit zu Manchester City zurückkehrt, stellen sich die Dinge für Englands Nummer eins im Kreise der Nationalmannschaft etwas rosiger dar.

Vor dem Duell gegen den Erzrivalen Schottland am Samstag kann Joe Hart beeindruckende neun Stunden ohne Gegentor in WM-Qualifikationsspielen vorweisen. Das letzte Mal musste er im Oktober 2013 in einem WM-Qualifikationsspiel hinter sich greifen. Aktuell liegt England auf Platz eins in Gruppe F der Europa-Qualifikation, vier Punkte vor den zweitplatzierten Slowaken.

"Wir waren sehr defensivstark", sagte Hart im Exklusiv-Interview mit FIFA.com. "Wir haben eine gute Balance im Team. Das ist einer der Bausteine für unseren Erfolg. Wir verfügen über sehr viel Talent, doch wir müssen vor allem in der Abwehr solide sein."

Architekt des Ganzen und verantwortlich für diese Bausteine ist Englands neuer Nationaltrainer Gareth Southgate. Bei seiner Ernennung im November des vergangenen Jahres war er nach Roy Hodgson und Sam Allardyce bereits der dritte Coach innerhalb von fünf Monaten. Auch bei den großen Turnieren ging es bei den Three Lions zuletzt alles andere als ruhig zu: Während bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™ bereits nach der Vorrunde Schluss war, mussten die Engländer bei der UEFA EURO 2016 nach beschämender Vorstellung im Achtelfinale gegen Island die Segel streichen.

"Wir müssen uns bei den großen Spielen und in der K.-o.-Phase ganz anders präsentieren", sagt Hart. "Unser neuer Trainer hat es ziemlich passend auf den Punkt gebracht: Die Qualifikation ist für unser Land im Gegensatz zu anderen Nationen mehr oder weniger zur Routine geworden. Jetzt müssen wir uns zunächst für Russland qualifizieren, anschließend die Vorrunde überstehen und dann müssen sich die Dinge ändern."

Was genau stellt sich Joe Hart dabei vor?

"Wir wollen Titel für unser Land gewinnen", so der Keeper weiter. "Für uns selbst und für unsere Familien. Darauf liegt unser Fokus. Die Vergangenheit können wir nicht ändern. Sei es unser Abschneiden bei der letzten WM in Brasilien oder die Leistung Deutschlands bei dem Turnier. Das ist vorbei. Jetzt werden die Karten neu gemischt."

Genau diese Einstellung ist im runderneuerten englischen Team, das eine verschworene Einheit bildet, stark ausgeprägt. Die Kameradschaft wurde jüngst bei einer teambildenden Maßnahme in einem Ausbildungszentrum für Spezialeinheiten der britischen Marine deutlich. Den Worten von Hart zufolge konnten dabei alle Spieler wichtige Dinge über sich selbst und übereinander lernen. Verantwortlich für die Truppe ist Gareth Southgate, der zuvor die englische U-21-Auswahl trainierte. Etwa die Hälfte des englischen Aufgebots für das anstehende WM-Qualifikationsspiel gegen Schottland ist jünger als 25 Jahre.

"Ich bin definitiv einer der Ältesten", schmunzelt der 30-jährige Hart. "Ich mag die Energie und Frische, die die jungen Kerle ins Team bringen. Einige Jungs scheinen im Kopf noch 15 zu sein. Das Alter ist für manche nichts weiter als eine Zahl. Für Leute wie Marcus zum Beispiel; er gewinnt Titel und ist noch nicht einmal 20!"

Rashford ist fest entschlossen, am Samstag auf dem Platz zu stehen. Die Begegnung zwischen Schottland und England zählt zu den ewig jungen Klassikern. Seit dem ersten Aufeinandertreffen der beiden Teams im Jahr 1872 – dem ersten Länderspiel in der Geschichte des Fussballs überhaupt – verbindet beide Mannschaften die älteste Rivalität in der Welt des Fussballs. Joe Hart hat gute Erinnerungen an Schottland: Zu seinen eindrücklichsten Kindheitserinnerungen zählt jener Moment im Gruppenspiel der beiden Teams bei der UEFA EURO 1996, in dem David Seaman den Elfmeter von Gary McAllister parierte.

"Ich erinnere mich noch genau an Seamans Parade. Er war damals mein großer Held. Samstagabend wird etwas ganz Besonderes sein. Schottland hat einen Coach mit sehr viel Leidenschaft, der seine Schützlinge perfekt auf die Begegnung vorbereiten wird. Und machen wir uns nichts vor: Wir dürfen uns auf eine hitzige Atmosphäre einstellen, in der die Zuschauer gegen uns sein werden. Einige von uns können daran wachsen."

Joe Hart strotzt vor Selbstvertrauen und steckt mit seiner positiven Ausstrahlung auch seine Mitspieler an. Dabei steht seine eigene Zukunft mehr denn je in den Sternen. Zahlreiche jüngere Torhüter haben ihm mit beeindruckenden Leistungen den Kampf um die Nummer 1 im Tor der Three Lions angesagt. Doch Hart weiß, worauf es ankommt, um seinen Platz zwischen den Pfosten zu verteidigen. Was steht für ihn nach seinem einjährigen Gastspiel in Italien nun also als Nächstes auf der Agenda?

"Es liegt auf der Hand, dass ich keine Chance auf einen Platz im Nationalteam haben werde, wenn ich im Verein nicht regelmäßig spiele", weiß Hart. "Gareth muss mir das nicht extra erläutern. Ich muss in jedem Fall meine unmittelbare Zukunft klären. Aktuell freue ich mich, im Kreise der Nationalmannschaft zu sein. Ich kann nur mein Bestes auf dem Platz geben, die anderen Dinge kommen dann von allein."

Harts Serie in Zahlen

3 Jahre und sieben Monate seit dem letzten Gegentor in einem WM-Qualifikationsspiel (Torschütze: Dejan Damjanovic für Montenegro)

6 WM-Qualifikationsspiele in Folge ohne Gegentor

559 Minuten in WM-Qualifikationsspielen ohne Gegentor