Montag 08 Februar 2016, 07:41

Hareide: Dänemark-Job eine ideale Herausforderung

Nicht jeder Trainerwechsel läutet den Beginn einer neuen Ära ein. Heutzutage werden Trainer so häufig eingestellt und bald darauf wieder entlassen, dass man bei vielen Mannschaften kaum einen Unterschied bemerkt, wenn sich das Team auf der Trainerbank ändert.

Es gibt allerdings auch Ausnahmen, und die Ernennung von Åge Hareide zum Nationaltrainer Dänemarks ist ein Paradebeispiel dafür. Schließlich tritt der ehemalige Trainer Norwegens in die Fußstapfen eines der am längsten amtierenden Fussballtrainer überhaupt, eines Mannes, der fast viereinhalb Jahrzehnte quasi zum Inventar der Nationalmannschaft gehörte.

Die Rede ist von Morten Olsen, der zweifellos einen langen Schatten wirft. Gleichzeitig ist man sich am Ende seiner 15-jährigen Amtszeit jedoch einig, dass ein frischer Start dringend erforderlich und vielleicht sogar überfällig war. Hareide, der in seiner aktiven Karriere 50 Mal für Norwegen zum Einsatz kam und als Trainer fünf Jahre lang für die Nationalmannschaft des Landes zuständig war, wurde mit der Aufgabe betraut, diese neue Ära zu einer erfolgreichen zu machen.

Der 62-Jährige verfügt über reichlich Erfahrung, kann unter anderem Titelgewinne in Dänemark, Norwegen und Schweden für sich verbuchen und erreichte mit Malmö FF in den letzten beiden Spielzeiten die Gruppenphase der UEFA Champions League. Dieser Erfolg ist besonders beachtlich, wenn man bedenkt, dass der Klub dieses Stadium des Elitewettbewerbs zuvor noch nie erreicht hatte. Allerdings fehlt noch etwas in diesem beeindruckenden Lebenslauf. Hareide war nämlich bislang noch nie bei einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ dabei, weder als Spieler noch als Trainer. Wenn es nach ihm geht, soll sich das bald ändern, und so stellt die WM-Qualifikation mit einem Team, das bei den letzten beiden Versuchen gescheitert ist, eine willkommene Herausforderung für ihn dar.

FIFA.com: Herzlichen Glückwunsch zur Ernennung zum dänischen Nationaltrainer. Was reizt Sie an der Aufgabe?** Åge Hareide:** Dänemark gehörte immer zu den führenden Fussballmächten in Skandinavien und ich weiß, dass die Nationalmannschaft viel Potenzial hat. Dieses Land hat schon immer gute Fussballer hervorgebracht, und in der aktuellen Generation stimmt meiner Meinung nach das Verhältnis zwischen erfahrenen Spielern, die im Ausland aktiv sind, und Nachwuchstalenten. Ich habe diese Aufgabe in diesem Stadium meiner Karriere als ideale Herausforderung für mich gesehen.

Sie haben bereits früher hier in Dänemark gearbeitet und Erfolge erzielt. Mit Brøndby IF sind Sie 2002 Meister geworden. Haben diese guten Erinnerungen Ihnen die Entscheidung erleichtert? ** **Auf jeden Fall. Ich habe schon in allen skandinavischen Ländern gearbeitet und hatte bei Brøndby, einem großen Klub mit vielen Nationalspielern, damals wirklich eine schöne Zeit. An Dänemark gefällt mir besonders, dass es sich um ein echtes Fussball-Land handelt. Fussball ist die wichtigste Sportart und den Menschen hier liegt wirklich viel an der Nationalmannschaft. Das spielt eine große Rolle und in einem solchen Arbeitsumfeld arbeite ich gern. Es ist eine wirkliche Ehre, diese Mannschaft zu trainieren.

Sie übernehmen das Ruder von Morten Olsen, einer echten Ikone des dänischen Fussballs, der das Amt 15 Jahre lang innehatte. Stellt diese Tatsache eine zusätzliche Herausforderung dar?** *Natürlich. Ich kenne Morten sehr gut und habe viel Respekt vor ihm, seit wir * in Länderspielen gegeneinander angetreten sind. In letzter Zeit hatte ich dann viel mit ihm als Trainerkollegen zu tun, und seine Fussballphilosophie hat mir immer gefallen. Als Trainer möchte man natürlich immer alles auf seine eigene Art machen, aber ich weiß, dass dank der von Morten geleisteten Arbeit die Grundlagen vorhanden sind. In dieser Hinsicht habe ich Glück.

Sie verfügen selbst über reichlich Erfahrung als Nationaltrainer und -spieler. Sehen Sie das als großen Vorteil für diesen Job?** **Ich glaube, es wird auf jeden Fall hilfreich sein. Für einen Nationaltrainer ist der Umgang mit den Spielern immer sehr wichtig, noch wichtiger als beim Vereinsfussball, weil man nicht so viel Zeit gemeinsam auf dem Trainingsplatz verbringt. Da ich selber einmal in der Position der Spieler war und weiß, wie es ist, für sein Land zu spielen, kann ich mich gut in ihre Lage versetzen. Das kann hilfreich sein. Ich möchte erreichen, dass sie sich wohl fühlen und sich etwas zutrauen, idealerweise auf Positionen, mit denen sie sich auf Vereinsebene schon sehr gut auskennen. Ich möchte es ihnen so leicht wie möglich machen, gute Leistungen zu bringen.

Ich könnte mir vorstellen, dass Sie bereits für die WM-Qualifikation planen. Dänemark wurde mit Armenien, Kasachstan, Montenegro, Polen und Rumänien in eine Gruppe gelost. Sind Sie zuversichtlich, es in dieser Gruppe schaffen zu können?** **Ja, absolut. Ich finde, das ist eine sehr interessante Gruppe. Klar ist auf jeden Fall, dass die vermeintlich schwächeren Teams in Europa durch die Bank besser werden. Die Lücke ist viel kleiner als früher. Wir wissen, dass wir in jedem Spiel auf Draht sein müssen, um die erforderlichen Punkte zu holen. Im Augenblick sieht so aus, als wären Polen und Rumänien unsere stärksten Gegner, und das Gute ist, dass wir bei der EURO reichlich Gelegenheit haben werden, sie unter die Lupe zu nehmen. Wenn unser Team sich so entwickelt, wie ich es für wahrscheinlich halte, haben wir meiner Meinung nach eine gute Chance.

Sie haben in Ihrer Karriere schon viel erreicht, waren jedoch noch nie bei einer WM dabei. War das ein großer Anreiz dafür, sich für diesen Job zu entscheiden?** **Jeder, der im Fussball tätig ist, möchte einmal die Erfahrung einer WM-Teilnahme machen, und ich bin da sicher keine Ausnahme. Ich war mit Norwegen schon ganz nah dran. 2005 erreichten wir die Playoff-Runde, mussten uns dort aber gegen die Tschechische Republik geschlagen geben, die damals weltweit auf dem zweiten Platz rangierte. Es ist ein ähnliches Gefühl, wie ich es in Bezug auf die Champions League hatte. Ich hatte die Qualifikation für die Gruppenphase mit Brøndby und Rosenborg zuvor zwei Mal knapp verpasst, daher war es fantastisch, als es mir mit Malmö endlich gelungen ist. Und da ich die WM mit Norwegen verpasst habe, wäre es umso befriedigender, wenn ich jetzt mit Dänemark dabei sein könnte.

Letzte Frage: Glauben Sie, dass dies Ihre letzte Arbeitsstelle sein wird, oder sind Sie eher aus dem Holz eines Sir Alex Ferguson oder Giovanni Trapattoni geschnitzt und werden mit 70 oder 80 Jahren immer noch auf der Trainerbank sitzen?** ** Ich weiß nicht, ob ich mir das vorstellen kann, aber wer weiß? Im Augenblick denke ich nicht über diese Aufgabe und die nächsten beiden Jahre hinaus. Derzeit habe ich das Glück, gesund zu sein, und solange das so bleibt und ich Spaß an meiner Arbeit habe, kann man nie wissen. Ich gehe nicht mit der Einstellung an die Sache heran, dass dies mein letzter Job sein wird. Wenn man erfolgreich ist, erhält man im Fussball immer Chancen und Angebote. Solange ich über genügend Energie und Begeisterung verfüge, werde ich weitermachen.