Freitag 16 November 2018, 10:58

Capela: "Ich fände es toll, als Fussball-Experte zu arbeiten"

  • NBA-Star Clint Capela sprach mit FIFA.com über seine Liebe zum Fussball

  • Lobeshymnen für Henry, Mbappé, Pulisic, Ronaldo, Shaqiri und Weah

  • Der Schweizer Star träumt von einer Karriere im Fussballbereich nach dem Basketball

Clint Capela steckte im Sommer 2018 mitten in Vertragsverhandlungen und schloss letztlich einen Vertrag über USD 90 Mio. ab. Somit wird er auch in Zukunft an der Seite von Akteuren wie 'The Beard' und CP3, besser bekannt als James Harden und Chris Paul im atemberaubenden Team der Houston Rockets Körbe am Fließband produzieren. Doch genau so gern hätte der 2,08 Meter große Center wohl bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ für die Schweiz gegen den Ball getreten.

Denn Capela ist nicht nur ein besonders großer Mensch sondern auch ein besonders großer Fussballfan. Während Lebron James Korbleger trainierte, begeisterte Capela im vergangenen Monat das Publikum im STAPLES Center beim Warmmachen, indem er den Basketball als Fussball missbrauchte und Hochhalten spielte. Sein Instagram-Konto wimmelt von Bildern mit Fussballstars wie Ousmane Dembele, Antoine Griezmann, Eden Hazard, Thierry Henry, Kaká, Paul Pogba und Cristiano Ronaldo. Seit der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Korea/Japan 2002™ hat er begeistert jedes Panini-Sticker-Album gefüllt. Und obgleich er als NBA-Spieler ständig auf Achse ist, spielt er wann immer er kann EA Sports FIFA und schaut im Fernsehen Fussball bis zum Abwinken.

Am Dienstag war er mit 24 Punkten gegen die Denver Nuggets der beste Spieler auf dem Feld. Kurz danach sprach Capela mit FIFA.com über seine erste große Liebe im Sport.

Clint, als Kind haben Sie den Fussball geliebt… Ja, sehr. Ich habe mit dem Fussball angefangen, als ich sechs Jahre alt war. Das hat riesigen Spaß gemacht. Meine Freunde und ich, wir haben immer und überall Fussball gespielt. Jeden Tag nach der Schule, wann immer es irgendwie ging. Damals war es mein großer Traum, Fussballer zu werden. Ich wollte in der Champions League und bei der Weltmeisterschaft spielen. Davon habe ich die ganze Zeit geträumt. Ich war ziemlich schnell und hatte auch technisch einiges drauf. Als ich 13 war, ging es mit dem Basketball los. Aber Fussball spielt in meinem Leben immer noch eine große Rolle. Wann immer ich Zeit habe, schaue ich entweder Fussball im Fernsehen oder spiele FIFA. Und ich schaue ziemlich viel Fussball. Aber ich schaue die Spiele nicht nur, ich analysiere sie auch. Ich bin wirklich ein großer Fan.

Wer waren in der Kindheit Ihre Idole? Ich bin sozusagen mit der französischen Nationalmannschaft aufgewachsen. Ich fand all diese Spieler toll – Zidane, Thuram, Desailly, Pires, Karembeu, Makelele – und ganz besonders Thierry Henry. Im vergangenen Jahr habe ich ihn kennen gelernt. Er kam zu einem unserer Spiele. Es war in San Antonio, denn er ist mit gut mit Tony Parker befreundet. Ich sah ihn am Spielfeldrand sitzen und konnte es gar nicht glauben! Ich musste einfach zu ihm hingehen und ihm erzählen, dass ich ein großer Fan von ihm bin. Ich war total überwältigt – das war Thierry Henry! Wir haben unsere Nummern ausgetauscht und er hat mich gleich in sein Haus in London eingeladen. Das war eines der tollsten Erlebnisse meines Lebens.

Wo wir gerade von ehemaligen Fussballern sprechen: Sie haben im vergangenen Jahr gemeinsam mit Joel Embiid, dem Center der Philadelphia 76ers, im UEFA Ultimate Champions-Spiel an der Seite von Stars wie Cafu, Deco, Marcel Desailly, Luis Figo, Ryan Giggs, Roberto Carlos und Clarence Seedorf gespielt. Was war das für ein Erlebnis? Das war ein ganz unglaubliches Erlebnis. Plötzlich spielte ich mit all den Spielern, die ich früher im Fernsehen gesehen hatte. Es war wirklich fantastisch. Und ich war dabei durchaus etwas nervös. Es war ein ganz merkwürdiges Gefühl. Ich dachte nur: 'Wow!' Und ich habe ihnen regelrecht Löcher in den Bauch gefragt. Wir hatten sehr viel Spaß.

Sind Sie noch mit vielen weiteren Fussballern befreundet? Ja. Ich bin gut mit [Paul] Pogba und Antoine Griezmann befreundet, und auch mit [Ousmane] Dembele. Bei der WM habe ich mich sehr für sie gefreut. Frankreich hat ein großartiges Turnier gespielt. Wenn man vier Tore gegen Argentinien schießt und dann im Finale nochmal vier, und wenn man sich außerdem gegen die starken Belgier durchsetzt, dann hat man es wirklich verdient. Und Mbappé war einfach unglaublich. Was er in seinem Alter gezeigt hat, war wirklich fantastisch. Ich finde, das war eine der besten Weltmeisterschaften überhaupt.

Im Juni und Juli waren Sie allerdings ziemlich beschäftigt. Wie viel von dem Turnier haben Sie sehen können? Ich habe versucht, so viel wie möglich zu sehen. Ich war in dieser Zeit in Houston, in Genf, in Mexiko, in Serbien… ständig unterwegs. Aber ich habe alle Spiele von Frankreich, der Schweiz und Brasilien gesehen, und natürlich auch die anderen wichtigen Partien. Am liebsten hätte ich jedes Spiel geschaut.

Was sagen Sie zum Abschneiden der Schweiz? Wir schlagen uns bei der WM gewöhnlich ganz gut. In der Gruppe läuft es meistens ganz gut, und dann scheiden wir ganz knapp aus [im Achtelfinale]. Bei der WM 2014 haben wir nur ganz knapp mit 0:1 gegen Schweden und auch mit 0:1 gegen Argentinien verloren. Und 2006 sind wir gegen die Ukraine erst im Elfmeterschießen ausgeschieden. Ich würde mich riesig freuen, wenn die Schweiz es einmal bis ins Halbfinale der WM schafft. Wir haben einige sehr starke Spieler, wie Shaqiri, Xhaka, Embolo… Es wäre toll, wenn wir es zumindest einmal bis ins Viertelfinale schaffen würden.

Wie stark ist Xherdan Shaqiri? Shaqiri ist unglaublich. Er ist schon seit einigen Jahren der beste schweizerische Spieler. Sein linker Fuß ist einfach fantastisch. Er ist schnell, er ist dribbelstark und er kann auch aus der Distanz schießen. Er erzielt viele tolle Tore, man denke nur an seinen Fallrückzieher (gegen Manchester United in der Saisonvorbereitung). Als er zu Liverpool ging, dachten die meisten wohl, er würde dort nicht besonders viel Einsatzzeit bekommen und am Anfang wurde er ja tatsächlich meist für Mané oder Salah eingewechselt. Aber er hat sehr hart trainiert und sich seinen Platz im Team gesichert. Auf seiner neuen Position ist er brillant. Ich denke, dass er einfach überall spielen kann, im Mittelfeld, weiter vorn oder auch auf dem Flügel.

Die USA haben die WM verpasst. Sehen Sie eine vielversprechende Zukunft für das Team? Ich denke, dass sich die Zukunft für die USA sehr gut entwickeln wird. [Christian] Pulisic zeigt bei Dortmund ganz starke Leistungen. Er ist schon jetzt ein großartiger Spieler. Und auch was Timothy Weah angeht, bin ich begeistert. PSG hat eine ganze Menge toller Spieler im Kader, die Konkurrenz ist riesig. Ich hoffe, dass er trotzdem genügend Spielzeit bekommt, denn er bringt alle Voraussetzungen mit, um ein Topspieler zu werden.

Wo wir gerade von großen Spielern sprechen: Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo, wer ist der bessere? Ich persönlich mag Ronaldo mehr. Er hat unglaublich hart gearbeitet, um dorthin zu kommen, wo er jetzt ist. Messi ist natürlich ein Genie. Beide sind unglaublich gut, aber ich bewundere Ronaldo mehr, denn er hat so viel investiert, um es bis ganz nach oben zu schaffen.

Sie sind noch jung, aber haben Sie schon mal darüber nachgedacht, vielleicht im Fussball weiter zu machen, wenn die Basketballkarriere zu Ende ist? Auf jeden Fall. Ich wäre sehr gern ein Fussballtrainer. Und ich fände es toll, als Fussball-Experte zu arbeiten. Spiele anschauen und genau analysieren, das mache ich ohnehin zum Spaß. Das wäre einfach ein großer Traum.