Dienstag 19 Mai 2020, 10:20

Farfán hat Covid - "Wir sehen uns bald"

  • Der peruanische Stürmer spricht in einem Exklusiv-Interview mit FIFA.com

  • Wenig später erfährt er, dass sein COVID-19-Test positiv war

  • Lesen Sie das Interview, das FIFA.com kurz vorher mit dem Idol der Weiß-Roten geführt hat

"Die Pandemie, die für alle viele Komplikationen mit sich bringt, hatte für mich den einen Vorteil, dass ich mehr Zeit hatte, mich von meiner Verletzung zu erholen."

In einem Exklusiv-Interview mit FIFA.com spricht Jefferson Farfán über die Isolation in Russland, wo er derzeit bei Lokomotive Moskau unter Vertrag steht. Er wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was der Klub wenige Stunden später bekannt geben würde: Das peruanische Idol wurde nämlich positiv auf COVID-19 getestet.

Der 35-Jährige nutzte die Zwangspause, um sich auf seine Rückkehr aufs Spielfeld vorzubereiten. Er hatte sich bei der letzten Copa América eine Knieverletzung zugezogen, die ihn sechs Monate lang zum Zuschauen verdammte.

Doch kurz vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs der russischen Liga am 21. Juni zwingt das Coronavirus Farfán nun erneut zu einer Trainingspause. Laut Angaben des Klubs wird er erst in drei bis vier Wochen wieder ins Training einsteigen können.

La Foquita (die kleine Robbe, wie er auch genannt wird) bedankte sich in den sozialen Medien für die Unterstützung die er erhalten hat, seit sein Zustand bekannt geworden ist. "Danke an alle für die Nachrichten und die Anteilnahme. Gott sei Dank fühle ich mich super gut, stark und ruhig", erklärte er auf seinem Instagram-Account.

Ich bin aus Vorsicht zu Hause isoliert und in Quarantäne, bin aber glücklich, gucke Fussball und weiß, dass es mir sehr gut geht. Ich bleibe stark. Ich konzentriere mich weiterhin auf meine Ziele und meine Rückkehr aufs Spielfeld. Wir sehen uns bald."

In dem zuvor geführten Interview mit FIFA.com spricht er über seine Vorbereitungen für die Rückkehr aufs Spielfeld sowie über die peruanische Nationalmannschaft. Er rangiert mit 27 Treffern auf Platz zwei der ewigen Torjägerliste des Teams und mit 95 Spielen auf Platz sechs in der Liste der Rekordnationalspieler.

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Was vermissen Sie derzeit im Fussball am meisten?

Das Training mit dem Ball in der Gruppe. Allein zu arbeiten, wie ich das hier zu Hause in Moskau tue, ist nicht dasselbe wie mit meinen Teamkameraden. Das ist ein ganz anderes Gefühl, auf das jeder Spieler aus ist, und für mich gilt das nach der langen Pause ganz besonders.

Und die Adrenalinstöße bei Punktspielen?

Nach meiner komplizierten Verletzung ging es für mich erst einmal darum, mich zu erholen und beim Spiel mit dem Ball wieder ein gutes Gefühl zu haben. Der Adrenalinkick eines offiziellen Spiels kommt später. Ich muss mich noch ein wenig gedulden, aber wenn es so weit ist, bin ich bereit.

Wie sind Sie bisher mit der Isolation umgegangen?

Ich trainiere und schaue mir Serien oder Filme an. Das habe ich vorher selten gemacht. Aber vor allem kommuniziere ich mit meiner Familie in Lima. Ich spreche nacheinander mit meinen Kindern, meiner Mutter, meiner Oma und meinen Freunden. Dadurch fühle ich mich besser, und außerdem vergeht die Zeit.

Wir haben gesehen, dass Sie in den sozialen Netzwerken aktiv sind. Ihr Live-Beitrag mit Paolo Guerrero auf Instagram hat in Peru für Begeisterung gesorgt ...

Paolo ist mein Freund und man hat gesehen, dass wir auf einer Wellenlänge sind, auch wenn wir beide schüchterne Typen sind. Etwa 70.000 Leute hatten Spaß an unseren Blödeleien. Und dabei haben wir uns noch zurückgehalten! Wir wussten, dass alles, was wir sagen würden, einen Widerhall haben würde. Also waren wir vorsichtig. Vielleicht sollten wir ein Programm auf YouTube machen! [lacht]

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Sind Sie auch mit anderen Teamkameraden aus dem Nationalteam in Kontakt geblieben?

Ja, klar. Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, über die wir uns regelmäßig unterhalten. Wir tauschen nicht nur Memes und Geburtstagsgrüße aus, sondern sprechen auch über das Nationalteam und die Vorfreude auf die Qualifikation. Vor allem, weil wir uns eine Revanche wünschen. Wir glauben nämlich, dass in Russland mehr drin gewesen wäre.

Peru stand im Finale der Copa América 2019. Wird sich die Verschiebung des Starts der Qualifikation für Katar 2022 negativ auswirken?

Das kann ich nicht sagen. Wir müssen das erste Spiel abwarten und schauen, was passiert. Aber das betrifft schließlich alle Teams. Ich glaube nicht, dass diese Pause das Wachstum ausbremsen kann, das Peru gerade zu verzeichnen hat. Ich glaube, wir werden diesen zündenden Funken, den wir unter [Ricardo] Gareca bekommen haben, beibehalten können.

Was meinen Sie mit "diesem zündenden Funken"?

Ich meine, dass wir zu einem guten Fussball, einer guten Ballbehandlung gefunden haben, wir trauen uns etwas und haben diese ganz eigene Spielweise, die er uns eingeimpft hat. Deshalb konnten wir wichtige Erfolge verbuchen, die es vorher seit Jahren im peruanischen Fussball nicht mehr gegeben hatte.

Ich war bei mehreren Qualifikationswettbewerben dabei und habe das gespürt. Aber dann kam Gareca und hat uns diesen Siegeswillen eingeimpft. Er hat an die peruanischen Spieler geglaubt wie kaum jemand vor ihm, auf ihr Talent vertraut und an Details gearbeitet, um sie besser vorzubereiten. So haben wir wichtige Erfolge für das Nationalteam und die Fans erreicht, die schwierige Jahre erlebt haben, ebenso wie ich als Spieler.

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Jetzt zählt Peru zu den Anwärtern auf eine Direktqualifikation für Katar 2022. Nehmen Sie diesen Status an?

Ja, klar! Früher waren wir das 'hässliche Entlein' der Qualifikation, das habe ich selbst erlebt. Die Gegner reisten nach Peru und waren sich sicher, dass sie mit einem oder drei Punkten im Gepäck zurückkommen würden. Das ist jetzt vorbei. Wer nach Lima kommt oder Peru empfängt, weiß, dass er es mit einer Mannschaft zu tun bekommt, die es mit jedem Gegner aufnehmen kann. Und das, obwohl unsere Gegner uns analysieren und besser kennen als zuvor.

Nachdem Sie 17 Monate lang nicht in die Nationalmannschaft berufen worden waren, sind Sie in der Playoff-Runde gegen Neuseeland ins Nationalteam zurückgekehrt und haben sogar das entscheidende Tor erzielt, mit dem Peru sich für Russland 2018 qualifiziert hat. Wie oft haben Sie sich den Treffer hinterher noch angeschaut?

Bestimmt 10.000 Mal! Das war etwas ganz Besonderes. Ich war gerade in die Nationalmannschaft zurückgekehrt und dann war da diese Doping-Geschichte bei meinem Freund Guerrero. Das war alles sehr emotional. Es war der ideale Augenblick für die Qualifikation, und der Traum ist in Erfüllung gegangen.

Welche Rolle werden Sie bei der Fortsetzung von Garecas Projekt spielen?

Gemeinsam mit Guerrero die des ältesten Spielers! [lacht]. Ich möchte auf dem Platz meinen Beitrag leisten aber auch abseits davon meine Erfahrung an die jüngeren Spieler weitergeben. In diesem Team wird ohnehin viel gesprochen, und das ist auch einer der Schlüssel zu unserem Erfolg: Die Kommunikation untereinander funktioniert gut.

Und wie lange wird Farfán noch Fussball spielen?

Solange Gott will! [lacht] Meine Mutter sagt immer, man weiß ja nie und im Leben kann alles passieren. Vielleicht zwei Jahre, vielleicht auch drei oder vier ... Ich habe kein besonderes Datum festgelegt. Solange der Körper mitspielt, ich mithalten kann und auf dem Platz glücklich bin, werde ich weiterspielen.