Montag 03 September 2018, 13:36

Der alte gegen den neuen Weltmeister - die Lage beim DFB-Team

  • Löw setzt vor Frankreich-Spiel weiter auf erfahrene Achse

  • Mehr Verantwortung für einige Spieler

  • Drei Neulinge

Am Donnerstag startet Ex-Weltmeister Deutschland mit dem Spiel gegen Weltmeister Frankreich in die neue UEFA Nations League. Bundestrainer Joachim Löw hat seine Analyse des frühen Ausscheidens bei der FIFA Fussball-WM Russland 2018 bereits vorgelegt. FIFA.com wirft einen Blick darauf, welche Spieler bei der DFB-Elf nun eine tragende Rolle spielen könnten.

Die Achse

Der große personelle Umbruch ist ausgeblieben. Manuel Neuer, Jerome Boateng, Mats Hummels, Thomas Müller und Toni Kroos dürften die Achse sein, auf die der Bundestrainer setzt, wobei es durchaus sein könnte, dass sich Niklas Süle in der Abwehr einen Stammplatz erarbeitet. "Es ist wahnsinnig wichtig, dass wir eine gute Achse haben. Wir haben jetzt noch vier oder fünf ältere Spieler, alle anderen sind noch nicht so lange dabei. Wir brauchen eine Achse, an der sich junge Spieler orientieren können", sagte Löw. Dazu zählt sicherlich auch Marco Reus.

"Wir wollen Wiedergutmachung", so Müller. "Alle wollen jetzt zeigen, dass das in Russland nicht hätte passieren dürfen und auch nicht wieder passieren wird", fügte Hummels hinzu. Die Arrivierten werden aber schnell liefern müssen, sonst dürften die Stimmen, die einen radikaleren Umbruch erwartet hatten, schnell lauter werden.

Mehr Verantwortung

Im zentralen Mittelfeld sollen Julian Draxler und Leon Goretzka ("Ich werde versuchen, alles zu geben und mich zu zerreißen, damit alles wieder in die richtige Richtung geht") mehr Verantwortung übernehmen, ähnlich wie es schon beim FIFA Konföderationen-Pokal 2017 gelang. Bei der WM blieb das Duo allerdings blass und spielte nicht viel. Ähnliches gilt für Ilkay Gündogan, auf den Löw große Stücke hält und von dem er nun auch erwartet, dass er seine Stärken bei der Nationalmannschaft einbringt.

Julian Brandt war einer der wenigen Lichtblicke der DFB-Elf in Russland und sollte ebenfalls eine tragende Rolle beim Neuaufbau einnehmen. Der 22-Jährige könnte ebenso wie Draxler Kandidat für die Spielmacherrolle beim vierfachen Weltmeister sein.

Große Hoffnungen liegen natürlich auch auf dem für die WM nicht nominierten Leroy Sane, der allerdings in der Nationalmannschaft in der Tat bisher nicht die aus dem Verein bekannten Leistungen erreicht hat. "Er kann für uns in den nächsten Jahren ein sehr wichtiger Spieler werden", beteuerte Löw dennoch.

Dann wäre da noch das Problem im Angriff. Als die Gruppenphase der WM 2018 beendet war, war Deutschland mit Abstand das Team mit den meisten Torschüssen, allerdings auch mit der deutlich schlechtesten Chancenverwertung. Bei halbwegs normaler Effizienz vor des Gegners Kasten wäre man zumindest im Achtelfinale gelandet. Timo Werner ("Wir sind jetzt nicht mehr die Gejagten, sondern die Jäger"), der für die WM im Angriff das Vertrauen als Stürmer Nummer eins erhielt, muss nun unterstreichen, dass er auf dieser Position tatsächlich Deutschlands Zukunft ist.

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Die Neuen

Löw hat mit Kai Havertz, Nico Schulz und Thilo Kehrer drei Akteure ohne A-Länderspiel nominiert. Der interessanteste ist sicherlich Leverkusens 18-jähriger Spielmacher Havertz, der als hoch veranlagt gilt, mit 18 Jahren und 307 Tagen als jüngster Spieler jemals auf 50 Bundesliga-Spiele kam und regelmäßig durch Tore und Vorlagen glänzt.

Innenverteidiger Thilo Kehrer (21), dessen Stärken der Zweikampf, das Kopfballspiel und seine Schnelligkeit sind und der gerade erst zu Paris Saint-Germain gewechselt ist, könnte perspektivisch sicher auch mal als Rechtsverteidiger zum Einsatz kommen.

Hoffenheims Linksverteidiger Nico Schulz bringt mit Schnelligkeit und starken Flanken wichtige Argumente für einen Außenverteidiger mit sich und befindet sich mit 25 Jahren im sogenannten "besten Fussballer-Alter".

Die Taktik

Schon bei seiner Analyse hatte Löw angedeutet, dass seine Mannschaft in Zukunft nicht mehr ausschließlich auf Ballbesitz und Offensive fokussiert sein wird. Beim Confed Cup 2017 agierte seine junge Elf schon deutlich abwartender in einem 3-4-2-1-System. Ob er nun ausgerechnet diese Grundformation wählen wird, sei dahingestellt – es scheint aber wahrscheinlich, dass er gegen den konterstarken Weltmeister, der selbst aus einer stabilen Defensive heraus spielt, vorsichtiger zu Werke gehen wird, als noch dies noch in Russland der Fall war.

"Es ist ein Top-Auftaktgegner in dieser Situation", bekannte der Bundestrainer. Eine deutliche Pleite könnte gleich für Unruhe sorgen, während ein positives Ergebnis von großem Wert wäre.