Donnerstag 16 März 2017, 01:24

Bauza: "Ich fühle mich als Sieger"

Am Eingang des Komplexes, in dem der Trainer- und Betreuerstab der argentinischen Nationalmannschaft tagtäglich arbeitet, hängen rechts an der Wand zwei große Fotos, die man unmöglich übersehen kann. Sie zeigen César Luis Menotti und Carlos Salvador Bilardo.

"Seit meinem ersten Arbeitstag hier stelle ich mir vor, dass mein Foto hier hängt", gesteht Nationaltrainer Edgardo Bauza im Gespräch mit FIFA.com. "Ich weiß, dass das nicht einfach zu erreichen ist, weil man Weltmeister werden muss, um sich einen Platz auf dieser Wand zu sichern. Aber wenn ich darüber nicht nachdenken würde, hätte ich diesen Job nicht angenommen. Mein Können beschränkt sich darauf, eine Mannschaft auf den Titelgewinn vorzubereiten."

Bauza ist ganz klar, welche unabdingbaren Schritte noch erforderlich sind, um dieses Ziel zu erreichen. Dennoch möchte er heute keinen Blick auf die Tabelle des Qualifikationswettbewerbs für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ werfen. Dort rangiert Argentinien derzeit auf dem fünften Platz, der die Teilnahme an der interkontinentalen Playoff-Runde bedeuten würde.

"Warum soll ich sie mir anschauen, wenn ich auf der Straße jeden Tag daran erinnert werde!", meint El Patón gewohnt humorvoll. "Das einzige, was mir heute durch den Kopf geht, sind die beiden Ziele, die wir uns gesteckt haben: zuerst die Qualifikation, dann der Einzug ins WM-Finale." Das klingt einfach und überzeugend.

Allerdings hat Argentinien am 23. März eine knifflige Partie vor sich. Das Team tritt zu Hause in Buenos Aires gegen Chile an, das mit einem Punkt Vorsprung auf Platz vier rangiert. Das dürfte ein Schlüsselspiel mit Endspielcharakter sein, vor allem nach den Ereignissen bei den letzten beiden Auflagen der Copa América.

"Ich würde nicht sagen, dass es ein Finale ist, wohl aber ein entscheidendes Spiel", betont Bauza. "Ich muss dafür sorgen, dass die Mannschaft die letzten beiden Endspiele vergisst, die wir nicht auf dem Platz, sondern im Elfmeterschießen verloren haben. Unsere Rivalität mit Chile, die schon seit jeher existiert, müssen wir auf dieses wichtige Spiel gegen einen direkten Rivalen reduzieren. Wir dürfen nur daran denken, dass wir mit einem Sieg an ihnen vorbeiziehen."

Der Druck, unter dem seine Spieler stehen werden, bereitet Bauza dabei die geringste Sorge. "Sie sind das gewohnt. Schließlich spielen sie für die besten Klubs der Welt", argumentiert er. Er will sich bei der Vorbereitung vielmehr auf die Stärken Chiles konzentrieren. "Sie sind gefährlich vom Mittelfeld bis in die Spitze, machen viel Druck und beherrschen das Kurzpassspiel. Aber wir haben auch unsere Stärken."

Die Chilenen werden im Übrigen von seinem Freund Juan Pizzi trainiert, der laut Bauza "versucht, seinem Team die Willensstärke einzuimpfen, die ihn selbst während seiner Spielerkarriere ausgezeichnet hat". Nach der Partie gegen Chile müssen die Argentinier in La Paz auf 3.600 Metern Höhe gegen Bolivien antreten. FIFA.com will wissen, ob er gegen die Bolivianer andere Spieler einsetzen wird.

"Das hängt von mehreren Faktoren ab", so der Trainer. "Einerseits müssen wir das Ergebnis gegen Chile abwarten. Ein weiteres Problem ist, dass wir mit zwölf Spielern in diese hitzige Partie gehen, die mit Gelben Karten vorbelastet sind. Wir werden sehen."

Bolivien hat bei dieser Auflage der Qualifikation im Gegensatz zu vorherigen nur zwei seiner sechs Heimspiele gewonnen. Bauza, der sich mit Spielen in Höhenlage bestens auskennt, nachdem er fünf Jahre lang in Quito tätig war, liefert den Grund dafür. "Das ist darauf zurückzuführen, dass die hochklassigen Mannschaften diese Spiele jetzt besser planen. Das Erfolgsrezept ist eine ausgeglichene Spielanlage, damit noch genügend Kraft für die letzten 20 Minuten bleibt. Sie machen von Beginn an Druck und geben einen schnellen Spielrhythmus vor. Darauf darf man sich nicht einlassen, sonst kann das Ganze böse enden."

Bauza ärgert sich noch immer über die fünf Punkte, die das Team zu Hause gegen Paraguay und auswärts gegen Peru liegen gelassen hat. Gleichzeitig hält er den anstehenden Doppelspieltag in mehr als einer Hinsicht für entscheidend. "Ich glaube nicht, dass die Abstände in der Tabelle weiterhin so klein bleiben wie jetzt", erklärt er.

Außerdem verweist er auf die emotionale Komponente. "Wenn wir gegen Chile gewinnen, haben wir große Chancen, uns für die WM zu qualifizieren. Das wäre ein großer Ansporn für die Spieler und alle anderen." Er vertraut fest darauf, dass seine Mannschaft erfolgreich sein wird und fürchtet sich nicht vor einem möglichen Scheitern. "Ich habe bereits gelernt, dass beides nur von einer dünnen Linie getrennt wird, aber meine Einstellung war immer positiv. Ich fühle mich als Sieger und glaube, dass ich gewinnen werde."