Freitag 17 Juli 2020, 09:16

Baggios Elfmeterpanne in Pasadena

  • 17. Juli 1994: Baggio verschießt im WM-Finale

  • "Ich träume immer noch davon"

  • "Ich hatte das Gefühl, innerlich abzusterben"

Die WM 1994 in den USA endete ebenso, wie sie begonnen hatte, nämlich mit einem missglückten Elfmeter.

Am 17. Juli, genau einen Monat nach Diana Ross' komischem Fehlversuch bei der Eröffnungszeremonie, nahm Roberto Baggio am Elfmeterpunkt Maß. Er trat mit dem Wissen an, dass Italien als Verlierer dastehen und Brasilien Weltmeister sein würde, falls er nicht in die Maschen traf. Fussballfans auf der ganzen Welt dürften sich noch gut daran erinnern, was als nächstes geschah, und dieses Mal war es nicht zum Lachen.

"Das ist eine Wunde, die nie verheilt", so Baggio später über seinen berüchtigten Lapsus. "Ich hatte schon als kleiner Junge davon geträumt, einmal in einem WM-Finale zu spielen, aber ich hätte nie gedacht, dass es so enden würde. Ich habe bis heute nicht wirklich akzeptiert, was da passiert ist. Es verfolgt mich."

Einen WM-Titel im Elfmeterschießen zu verlieren ist an sich schon grausam, doch für Baggio, ohne den Italien niemals eine Chance gehabt hätte, war es besonders hart. Il Divin Codino (der göttliche Pferdeschwanz) war vor diesem schicksalhaften Finale der wohl herausragendste Spieler des Turniers gewesen. Er hatte entscheidende Treffer gegen Nigeria und Spanien erzielt und anschließend mit einem spielentscheidenden Doppelpack gegen Bulgarien den Einzug der Azzurri ins Finale in der Rose Bowl sichergestellt.

Doch Baggio – normalerweise ein eiskalter Elfmeterschütze – war nach dem hart umkämpften, engen Finale ausgelaugt und beging in dem auf das Remis folgenden Elfmeterschießen einen schwerwiegenden Fehler. "Als ich zum Elfmeterpunkt schritt, hatte ich eine ziemlich klare Vorstellung", erinnert er sich später in seiner Autobiographie 'Una Porta Nel Cielo' (Ein Tor im Himmel). "Ich wusste, dass ClaudioTaffarel immer hechtete. Daher habe ich mich für einen Schuss in die Mitte entschieden, aber auf halber Höhe, damit er den Ball nicht mit seinen Füßen erreichen könnte. Das war eine kluge Entscheidung, denn Taffarel warf sich tatsächlich nach links und er wäre niemals an den Ball gekommen, wenn alles wie geplant gelaufen wäre. Leider – und ich weiß noch immer nicht, wie das passieren konnte – schoss der Ball drei Meter in die Höhe und ging über die Latte."

Eine bis dahin hervorragende Turnierleistung wurde durch diesen kurzen, aber fatalen Lapsus zunichte gemacht. "Ich hatte das Gefühl, innerlich abzusterben", so Baggio über die nächsten Sekunden. "Außerdem habe ich darüber nachgedacht, wie meine Landsleute wohl reagieren würden."

"Ich habe jahrelang darunter gelitten", so Baggio weiter. "Ich träume immer noch davon. Wenn ich einen Augenblick meiner Karriere ausradieren könnte, dann wäre es dieser."

Hätten Sie's gewusst?

Unter den Ausstellungsstücken des FIFA Welt Fussball Museums in Zürich zur WM 1994 befinden sich auch eine Eintrittskarte für das Finale in Pasadena sowie ein Trikot des Torwarts, der Baggio in besagtem Elfmeterschießen gegenüberstand: Claudio Taffarel.