Dienstag 18 Dezember 2018, 12:04

Gemeinsame Reifeprüfung für Zeneli und Kosovo

  • Kosovos Nationalspieler Arber Zeneli über ein tolles Jahr für den Neuling

  • Die Mannschaft blieb 2018 ungeschlagen

  • Zenelis Dreierpack sicherte den Gruppensieg in der UEFA Nations League

Mit einem unbewussten verfremdeten Drake-Zitat stuft Arber Zeneli die Erfolge Kosovos ein, wenn er sagt: "Es fing alles ganz unten an." Inzwischen, nach einem denkwürdigen Jahr 2018, in dem die junge Balkannation ungeschlagen blieb, kann von "ganz unten" schon keine Rede mehr sein.

In den weniger als drei Jahren, seit Kosovo das 210. FIFA-Mitglied wurde, ging es stetig bergauf. Zuletzt triumphierte die Mannschaft sogar in der UEFA Nations League und wurde Erster in Gruppe D. Wenig deutet zudem auf eine Trendwende.

Von einem "fantastischen Jahr für uns als neues Land", spricht Zeneli. "Wir hätten nie gedacht, dass wir angesichts des Spielplans ein ganzes Jahr über ungeschlagen bleiben würden", gesteht der Flügelflitzer vom SC Heerenveen in den Niederlanden gegenüber FIFA.com allerdings auch.

"Die UEFA Nations League war dabei natürlich ein Höhepunkt. Wir wollten die Gruppe gewinnen und das Ergebnis im letzten Spiel war für uns als Land fantastisch."

Der 23-Jährige spricht von dem 4:0-Sieg gegen Aserbaidschan, der die heimischen Fans in einen Freudentaumel versetzte und zu dem er selbst überragende drei Tore beisteuerte. Kein Wunder also, dass Zeneli in dieser Saison zu den begehrtesten Spielern der Eredivisie zählt.

Einzig Steven Berghuis von Feyenoord Rotterdam kommt auf noch mehr Vorlagen als der Rechtsfuß, der bevorzugt auf der linken Seite agiert, weil er von dort nach innen ziehen und für Torgefahr sorgen kann. Wenig überraschend nennt er Cristiano Ronaldo und Kaká als seine Vorbilder.

Zenelis Reifeprüfung ging mit der seines Landes einher. In der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste steht Kosovo mittlerweile auf Platz 131. Seit Januar hat sich die Mannschaft damit um 47 Positionen verbessert. Fussball, erzählt der in Schweden geborene älteste von drei Brüdern, "war für die Zeneli-Familie immer sehr wichtig". Arber selbst spielte für schwedische Auswahlmannschaften, seit er 15 Jahre alt war. Als dann das Geburtsland seiner Eltern anfragte, war er zunächst hin und her gerissen.

"Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was ich wollte. Es dauerte eine Weile, bis ich das Gefühl hatte, die richtige Entscheidung getroffen zu haben", sagt Zeneli, der derzeit mit sechs Treffern Kosovos bester Torschütze ist - zumal sich Kosovo schon deutlich vor der FIFA-Mitgliedschaft um ihn bemüht hatte. "Ich habe auf mein Herz gehört. Bis heute habe ich es in keiner Weise bereut."

Es erfüllt Zeneli mit Stolz, wenn er das blau-gelbe Trikot der kosovarischen Nationalmannschaft überstreifen darf. Dabei war sein Länderspieldebüt ein ernüchterndes 0:6 gegen Kroatien in der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™. Die Niederlage damals stuft der Linksaußen heute als "Lektion, die wir gebraucht haben" ein und freut sich um so mehr über den weiteren Werdegang.

Erste Meilensteine für Kosovo

Zeneli IG site DE
  • Kosovo wird FIFA-Vollmitglied

"Als wir in die FIFA aufgenommen wurden, war ich kein Flüchtling, aber meine Eltern sehr wohl. Wir waren überglücklich und traurig zugleich, weil wir so viel durchgemacht hatten. Man will für all die Leute spielen, die das ebenfalls erleben mussten."

  • Das erste offizielle Spiel gegen die Färöer-Inseln

Wenn man zum ersten Mal die Nationalhymne hört und sich alle gemeinsam erheben, ist das schon ein ganz großer Augenblick."**

  • Erstes Qualifikationsspiel für die FIFA Fussball-WM gegen Finnland

"Es war natürlich eine ganz schwere Gruppe. Aber die Gelegenheit, in der WM-Qualifikation zu spielen, war eine tolle Erfahrung, gerade gegen so gute Mannschaften.”

  • Erster Pflichtspielsieg gegen die Färöer-Inseln

"Auch das war wieder ein besonderer Moment für uns, da der Präsident des kosovarischen Verbandes [Fadil Vokrri] einen Monat zuvor verstorben war. Er hatte das alles ja erst möglich gemacht. Dafür werden wir ihm immer dankbar sein."

  • Der Gruppensieg in der UEFA Nations-League

"Das war ein verrückter Abend. Jeder rechnete mit drei Punkten und dem Gruppensieg für Aserbaidschan, aber wir hatten uns eine Taktik zurechtgelegt, die voll aufging."

"Wir wissen, dass wir durch die UEFA Nations League schon einen Playoff-Platz sicher haben, aber das bedeutet nicht, das wir nachlässig in die Qualifikation gehen. Wir wollen uns nach Möglichkeit darüber direkt qualifizieren!", betont Zeneli. "Wir machen keine halben Sachen. Wir haben ja nichts zu verlieren. Wenn es nicht funktioniert, haben wir immer noch zwei Spiele, um es rauszureißen. Es wird auf jeden Fall ein spannendes Jahr."