Montag 31 Dezember 2018, 21:47

Akram Afif: "Ich habe keine Angst vor Druck"

  • Katars Nationalstürmer Akram Afif spricht über den bevorstehenden AFC Asien-Pokal 2019

  • Der Youngster spielte sich bei der AFC U-19-Meisterschaft 2014 erstmals ins internationale Rampenlicht

  • Afif: "Wir freuen uns sehr auf die Ausrichtung der WM 2022 und mein Ziel ist es, dabei zu sein"

Für die Menschen in Katar war der Dezember ein ganz besonderer Monat. Zunächst einmal ging der Countdown zur FIFA Fussball-WM Katar 2022™ in seine entscheidende Phase: Es sind noch genau vier Jahre bis zum größten Fussballturnier der Welt. Hinzu kam die Vorstellung des Designs für das Lusail Stadium, in dem das Eröffnungsspiel und das Finale des Turniers ausgetragen werden sollen. Zudem beging Katar am 18. Dezember den Nationalfeiertag – an diesem Datum wird auch das Finale der FIFA Fussball-WM 2022™ ausgetragen.

Nun richten die Fussballfans im Land ihre Blicke auf die Nationalmannschaft und deren Vorbereitung auf den AFC Asien-Pokal 2019. Das bevorstehende Turnier ist mit Blick auf Katars Kader für die WM 2022 von enormer Bedeutung. Entsprechend genau werden zahlreiche Schlüsselspieler beobachtet werden.

Einer davon ist Akram Afif. Der talentierte Stürmer, der im November 22 wurde, ist derzeit in aller Munde – und das liegt nicht nur daran, dass er als bislang einziger Katarer in der spanischen Liga gespielt hat. 2014 trug er zu Katars Titelgewinn beim AFC U-19-Asien-Pokal bei, womit sich das Team auch für die FIFA U-20-Weltmeisterschaft im Jahr darauf qualifizierte. In der letzten Saison glänzte er mit Al Sadd in der AFC Champions League und auch in der laufenden Saison beeindruckt er in der heimischen Liga wieder mit starken Leistungen.

Wenn das Team in den kastanienbraunen Trikots nun beim AFC Asien-Pokal antritt, wird Afif wieder im Mittelpunkt stehen. Wir trafen uns vor der Abreise der Mannschaft im abschließenden Trainingslager in Doha mit dem Youngster zu einem ausführlichen Gespräch.

FIFA.com: In wenigen Tagen erfolgt der Anstoß zum AFC Asien-Pokal 2019. Wie schätzen Sie die Chancen Katars auf den Gewinn des Titels ein? Aram Afif: Jeder weiß, wie schwer solche Turniere sind. Jedes Team wird versuchen, den Titel zu gewinnen. Es mangelt uns ganz sicher nicht an Enthusiasmus. Wir sind fest entschlossen, zu kämpfen und so weit wie möglich zu kommen. Unsere Vorbereitungen waren mehr als exzellent. Wir haben in den vergangenen Monaten eine Reihe beeindruckender Spiele gegen Teams mit ganz verschiedenen Spielweisen absolviert. Dabei haben wir wertvolle Erfahrungen gesammelt, unsere körperliche Fitness sowie das Verständnis im Team verbessert und unterschiedliche Taktiken ausprobiert. Ich denke, dass wir bereit sind, all dies auf dem Platz umzusetzen.

Katar spielt in Gruppe E gegen Libanon, die DVR Korea und Saudiarabien. Welchen Verlauf der Spiele erwarten Sie? Keines dieser Teams ist ein leichter Gegner, denn sie alle haben es zur Endrunde geschafft. Unser erstes Spiel ist gegen Libanon. Auftaktspiele sind oft eine knifflige Sache, weil beide Teams in erster Linie versuchen, eine Niederlage zu vermeiden. Wir aber wollen auf die vollen drei Punkte spielen, denn das ist der Schlüssel zum weiteren Erfolg. Im zweiten Spiel geht es dann gegen die DVR Korea, ein Team mit einer typisch ostasiatischen Spielweise, nämlich schnelles, passbetontes Spiel. Wir haben schon eine Vorstellung davon, wie wir agieren müssen. Im dritten Spiel treffen wir auf Saudiarabien, das im vergangenen Sommer bei der WM dabei war und beträchtliche Erfahrung gesammelt hat. Die saudischen Spieler haben ihr Können seitdem auch in der heimischen Liga weiter entwickelt. Wir nehmen jedes Spiel, wie es kommt und werden versuchen, in den 90 Minuten jeweils alles für unser Weiterkommen zu tun. Dann werden wir sehen, wie es in den folgenden Runden läuft.

Dies ist ihr erstes Turnier mit der A-Nationalmannschaft. Wie sehen ihre persönlichen Ziele aus? Ich freue mich sehr darauf, das katarische Trikot zu tragen und empfinde es als große Ehre. Von Anfang an habe ich davon geträumt, eines Tages an Turnieren wie diesem teilzunehmen. Ich weiß noch, wie ich unser Team bei der Endrunde der Asienmeisterschaft 2011 bei uns in Katar angefeuert habe. Acht Jahre später wird mein Traum wahr! Ich hoffe, ich kann die Erwartungen der Fans erfüllen und ihnen viel Freude bereiten, denn das haben sie verdient. Es geht mir überhaupt nicht um persönliche Auszeichnungen. Ich konzentriere mich voll und ganz darauf, meinem Team und meinen Mitspielern bestmöglich zu helfen, damit wir alle gemeinsam unser Ziel erreichen und das fussballerische Profil Katars schärfen können.

Sie zeigen in dieser Saison bei Al Sadd und in der Nationalmannschaft beeindruckende Leistungen. Empfinden Sie persönlichen Druck und erwarten Sie, dass sich die Gegner ganz besonders auf Sie konzentrieren? Ich habe mein jetziges Niveau in der Nationalmannschaft und bei meinem Klub dank harter Arbeit und Beständigkeit erreicht. Doch der Dank gebührt auch der Unterstützung durch meine Teamkameraden. Wir versuchen stets, die Anweisungen unseres Trainers umzusetzen. Dabei ist Teamwork ganz besonders wichtig. Wir glauben, dass das Team und der Klub stets an erster Stelle stehen. Ich persönlich habe keine Angst vor Druck und wenn es Druck gibt, mache ich etwas Positives daraus. Falls ich in Manndeckung genommen werde, ist das kein Problem, denn ich bin ja nicht der einzige Spieler im Team. Meine Kameraden können das auf ihren jeweiligen Positionen kompensieren. Wir wissen, dass der Trainer für all diese taktischen Fragen wirksame Lösungen auf Lager hat. Ich bin fest überzeugt, dass kein Spieler der Welt die Aufgaben eines gesamten Teams erfüllen kann. Beim Fussball kommt es auf Teamwork an.

Sie haben schon in der Nachwuchsmannschaft geglänzt und die U-19-Asienmeisterschaft gewonnen. Wie sehr motiviert dieser Erfolg Sie und den Rest der Mannschaft? Dieses Turnier ist natürlich unvergesslich. Wir haben als Mannschaft alle Gegner übertrumpft. Wir hatten einen fantastischen Teamgeist. Unser wichtigstes Ziel war, Katar einen Platz auf der Landkarte des Fussballs zu sichern und uns für die FIFA U-20-WM 2015 zu qualifizieren. Nachdem wir dies erreicht hatten, konnten wir uns auf den Titelgewinn konzentrieren. Dank sei Gott ist es uns gelungen. Ich werden den Tag des Endspiels niemals vergessen, an dem unsere Nachwuchsmannschaft ihren ersten Titel gewann. Ganz besonders stolz bin ich natürlich, weil ich den Siegtreffer gegen die DVR Korea erzielt habe. Ich hoffe, nun auch mit meinen Teamkameraden in der A-Nationalmannschaft ähnliche Erfolgserlebnisse zu feiern. Mit Entschlossenheit und den entsprechenden Vorsätzen können wir das schaffen.

Sie haben Fussballgeschichte geschrieben, weil Sie als erster Katarer in der spanischen Liga gespielt haben. Wie beschreiben Sie diese Erfahrung? Nach der FIFA U-20-Weltmeisterschaft 2015 bekam ich ein Angebot von Eupen in Belgien. Ich hatte den Vorsatz, in Europa zu spielen, denn das ist der normale Weg für die Entwicklung. Ich denke, dass ich meine Sache mit acht Toren in 26 Einsätzen ganz gut gemacht habe. In der folgenden Saison bekam ich ein Angebot von Villarreal in Spanien. Diese Gelegenheit konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ich ging also nach Spanien und schlug dort ein neues Kapitel meiner Karriere auf, mit ganz neuen Eindrücken. Jeder kennt ja den Stellenwert der spanischen Liga. Für mich war jede einzelne Trainingseinheit dort eine sehr wertvolle neue Lektion. Später wurde ich dann an Sporting Gijon ausgeliehen und hatte die Chance, mich in einigen Spielen zu zeigen. Ich kann das Gefühl mit Worten nicht beschreiben. In der letzten Saison wurde ich wieder an Eupen ausgeliehen. Danach kam dann das Angebot von Al Sadd. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich hier in dieser Saison zeige. Ich hoffe, dass ich zu einem weiteren Meistertitel und anderen Erfolgen beitragen kann, insbesondere nachdem wir den Titel in der Champions League verpasst haben. Ich bin noch immer ein Villarreal-Spieler und werde sehen, wie sich die Dinge zum Ende der Saison entwickeln.

Die Nationalmannschaft bereitet sich bereits auf die FIFA Fussball-WM™ 2022 vor. Wie sehen Sie die nächsten Entwicklungsstufen? Wir sind alle sehr enthusiastisch. Alle streben nach der Ehre, bei dieser historischen WM für Katar und für alle Araber zu spielen. Der katarische Fussballverband organisiert in den kommenden vier Jahren eine ganze Reihe von Trainingslagern und Freundschaftsspielen, so dass wir unser Niveau weiter verbessern können. Im Sommer nehmen wir zudem an der Copa America 2019 teil. Das wird ganz sicher eine fantastische Erfahrung. Die Spiele in Brasilien gegen traditionelle Fussballnationen werden uns viel wertvolle Erfahrung vermitteln. Damit können wir uns dann noch besser auf die künftigen Aufgaben vorbereiten.