Freitag 13 Juli 2018, 21:28

Dalic: "Wir leben noch immer unseren Traum"

  • Zlatko Dalić ist einen weiten Weg gegangen, um Nationaltrainer zu werden

  • Der 51-Jährige ist erst seit knapp einem Jahr am Ruder

  • Die Balkannation hat bereits mehr erreicht als 1998 in Frankreich

Von Vjekoslav Paun, Teamreporter Kroatien


Wenige Minuten Ruhe in der Hotellobby sind für Zlatko Dalić schon Luxus, denn Kroatiens Trainer ist bei den Fans der "Vatreni" sehr gefragt. Ständig wird er um Autogramme oder Selfies gebeten.

Dennoch genießt der ehemalige defensive Mittelfeldspieler die Zeit als Trainer der Balkannation in vollen Zügen. Derzeit bereitet er sich mit dem Team bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ auf die größte Herausforderung vor, von der jeder Trainer träumt: das Finale gegen Frankreich, das am Sonntag im Moskauer Luschniki-Stadion stattfindet.

"Wir leben noch immer unseren Traum, und wir sind ganz nah dran", erklärt er im Teamhotel im Zentrum Moskaus.

Dalić, der als Spieler nie die Chance bekam, für Kroatien aufzulaufen, zögerte nicht eine Sekunde, als ihm letztes Jahr im Oktober das Traineramt der A-Nationalmannschaft angeboten wurde. Damals drohten die Kroaten, in der Qualifikation für Russland 2018 zu scheitern.

"Sowohl im Leben als auch in meiner Karriere bin ich durch eine harte Schule gegangen. Ich wollte nicht einfach nur ein durchschnittlicher Trainer in Kroatien sein. Ich musste bei einem ganz kleinen Klub anfangen", so Dalić. "In Asien war ich innerhalb eines Jahres der beste Trainer und habe dann drei Jahre lang Al Ain [in den Vereinigten Arabischen Emiraten] trainiert. Der Klub ist dort so etwas wie Real [Madrid] in Europa. Das war eine fantastische Erfahrung für mich. Ich habe zwei der größten Klubs in Asien trainiert und daher nicht gezögert, als das Angebot kam, die kroatische Nationalmannschaft zu übernehmen."

Wenige Monate später ist Dalić bereits weiter gekommen als sein Mentor Miroslav Blažević, der mit Kroatien beim WM-Debüt des Landes 1998 den dritten Platz belegt hatte.

"Mit diesem hervorragenden Ergebnis haben wir auf jeden Fall bereits Geschichte geschrieben, denn wir sind eines der kleinsten Länder, die je ein WM-Finale erreicht haben", so Dalić. "Wenn man die Bedingungen betrachtet, unter denen wir arbeiten, sind wir ein Weltwunder und Phänomen. Wir haben [in Kroatien] kein entsprechendes Umfeld mit großen Klubs, aber wir haben hervorragende Spieler, die uns so viel Freude bereitet haben. Dies ist ein Welterfolg."

Dalić vergleicht Kroatiens Erfolgslauf in Russland mit dem eines anderen Landes aus dem Mittelmeerraum, das die Fussballwelt bei der UEFA EURO 2004 überraschte.

"Ich sehe eine Verbindung zwischen dem jetzigen kroatischen Team und Griechenland im Jahr 2004, auch wenn die Spielweise eine ganz andere ist", meint der Trainer. "Niemand hat damals geglaubt, dass die Griechen Europameister werden könnten, aber sie haben kompakt gestanden und hervorragende Teamarbeit geleistet."

Das kleinste Land, das seit Uruguay im Jahr 1950 in ein WM-Finale einzieht, verfügt laut Dalić über alle Voraussetzungen, um am Sonntagabend die Trophäe zu gewinnen.

"Zwei Spitzenmannschaften bestreiten das WM-Finale", erklärt er. "Dies wird auf jeden Fall unser härtestes Spiel gegen den stärksten Gegner werden. Frankreich ist bei Kontern sehr gefährlich. Unser Weg ins Finale war hart, aber es gibt keine Ausreden. Wir sind bereit für das letzte Spiel des Turniers."